Freitag, 23. November 2012

der operations-krimi hat begonnen

Es war nicht meine Woche. Und es hat genau am Montag begonnen. Ich werde nicht zu viel veröffentlichen, denn schlussendlich läuft die Sache noch. Aber auch ich muss die letzten Tage verarbeiten.
 
Am Montag habe ich ja immer meinen Freien Tag. Ich bin aufgestanden und dachte mir noch, dass ich gut auf den Fuss aufstützen könne und es nicht so lange dauert, bis ich ganz draufstehen kann, wie die letzten Wochen.
 
Ich habe mein Müsli vorbereitet und mich auf die Couch gesetzt. Ich kann nur dort oder im Stehen mein Zmorgen verspeisen, auf den Stuhl sitzen geht leider nicht, bis der Rücken eingewärmt ist. Schon so beginnt der Tag für mich mit grossen, psychischen Belastungen.
 
Ich stand auf, wollte mich für einen Spaziergang vorbereiten und zuckte zusammen. Es strahlte ein Schmerz von der Wade und dem Fuss aus... Es ist nicht zu beschreiben, aber in der Höhe des Knöchels fühlte es sich so an, als würden spitze Strahlen gegen aussen und oben schiessen. Ich konnte weder laufen, noch stehen. Ich legte mich mit Müh und Not ins Bett und berichtete Muddi davon. Ich hätte nämlich kochen sollen.
 
Sie kam am Mittag und fand mich im Bett vor. Heulend vor Schmerzen und nicht mehr ganz ich selber. Ich weiss nicht, wie ich diese Stunden ausgehalten habe. Ich hatte so oder so ein Termin bei meinem Hausarzt nach der Kortisonspritze (ist anscheinend Gang und Gebe), aber ich wusste nicht, ob ich diesen einhalten konnte. Ansonsten hätte ich bis zum Abend und einem Hausbesuch warten müssen. Zum Glück war Muddi da.
 
Wir versuchten es. Ich stand drei Sekunden und brach dann wieder heulend vor Schmerzen in mich zusammen. Irgendwie (ich weiss es nicht mehr), schafften wir es zum Hausarzt, gefolgt von Schmerzen, Übelkeit (wegen dem Schmerz), Schweiss, Zittern, Frost und Panikattacken. Meine Mutter musste mich oft zum normalen Atmen auffordern.
 
Ich landete im Spital in der Notfallaufnahme. Hat hier zum Glück eines keine zwei Gehminuten von der Wohnung entfernt. Mir wurde Schmerzmittel und Morphium verabreicht.
 
Dienstag ging es, ich konnte ohne Schmerzen liegen. Lediglich seit Montag ist mein ganzer rechter Unterschenkel betäubt. An der rechten Wadenseite entlang, auf dem Fussrücken und die Zehen fühlen sich ständig wie eingeschlafen an. Eine Zeit lang schlief das Bein lediglich immer mal wieder ein, aber seit Montag schläft es ständig. Eine enorme Belastung.
 
Am Dienstag hatte ich Visite vom Chefarzt, am Mittwoch auch. Er wolle es mit einem Neurochirurgen anschauen. Kaum telefoniert wurde mir am Mittwoch gegen 11.15 Uhr berichtet, ich werde noch am Dienstag selbst oder Mittwoch operiert und müsse nüchtern bleiben.
 
Zum Glück konnte mich meine Mutter heraus fahren und es musste keine Ambulanz angeordnet werden. Wir düsten also noch am Mittwochnachmittag selbst zu einem Kantonsspital.
 
Dort der Schock: auf einmal wollte man nicht mehr operieren. Der Oberarzt selbst kam und ich musste ihm wohl oder übel meine Situation schildern. Vor allem, was die Arbeit betrifft. Es wurde ein MRI für Donnerstag und eine OP für eventuell Freitag oder Montag angesetzt.
 
So blieb ich auch diese Nacht, war aber psychisch fix und fertig.
 
Gestern Morgen dann der Megaschock: ein anderer Oberarzt kam und meinte, dass der Termin fürs MRI gecancelt sei und er so nicht operieren würde. Er könne es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Für mich fiel eine Welt zusammen und ich stürtzte tief.
 
Ich konnte und wollte nicht mehr. Kaum einer kennt meine Lebensgeschichte, aber wer sie kennt, weiss, wie sehr mich dies nun zusätzlich belastet. Vor allem dieses eingeschlafenge Bein, welches einfach ständig vor sich hin döst. Dieses Hin und Her.
 
Schlussendlich muss ich selbst wissen, ob ich die Operation will. Gestern sind wir mit dem Assistensarzt, der beim ersten Gespräch dabei war, so verbliebeben, dass wir in drei Wochen an seiner Sprechstunde teilnehmen, wo sein Chefarzt dabei ist. Der Assistenzarzt selbst geht davon aus, dass dieser auch operieren würde.
 
Wenn mein Bein bis dato noch schläft, möchte ich die OP. Es ist heutzutage ein kleiner Eingriff und ich möchte so einen Montag nicht mehr erleben. Jemand total gesundes schafft es irgendwie, aber die letzten Jahre waren einfach zu viel, ich fühle mich sonst schon vom Leben beraubt und ich möchte einfach nach vorne schauen. OP und intensive Physio das ganze Leben lang, damit könnte ich leben. Aber ich will wieder leben und nicht immer Angst haben müssen.
 
Es ist gestern ein Punkt bei mir erreicht worden, der einfach tiefer nicht sein könnte. Ich habe meiner Mutter sogar klipp und klar gesagt, dass ich nicht mehr könne. Nicht nur wegen dem Rücken, sondern seit mehr als einem Jahr und mit daher auch wieder vermehrt ritzen würde.
 
Ich glaube schon, dass sie erschrocken ist.
 
Diese Woche war hart. Sei es körperlich wie psychisch. Ich werde die nächsten Wochen durchziehen, da kenne ich mich zu gut. Ich werde es nicht schleifen lassen.
 
Aber ich weiss echt nicht, wie lange das noch gut geht.
 
Die ganze Zeit über war meine Mutter da. Sie hatte es diese Woche auch nicht leicht. Und ich bin so froh, habe ich sie und ist sie eine ausgebildete Krankenschwester.
 
Alleine hätte ich es nie geschafft.
 
Es gibt solche und solche Ärzte, ist mir bekannt. Aber diese Woche hatte ich das Gefühl, sie sind schlimmer als in Italien. Und ich habe Angst, dass sich der eingeklemmte Nerv im Rücken an die Schmerzen und das Taubheitsgefühl erinnert, umso länger der Zustand anhält. Wenn die OP gemacht ist, kann ich immer noch mit der Psyche dagegen ankämpfen. Denn dann ist ja etwas entfernt worden, was in Wirklichkeit da ist und real gegen den Nerv drückt.
 
Es ist nicht einfach Rückenschmerzen haben. Es ist ein Bandscheibenvorfall. Und wer diesen Schmerz kennt, weiss, wie der Unterschied sich anfühlt.
 
Es kann einfach nicht sein, dass sich Ärzte in der gleichen Position so uneinig sind. Und ich stehe hier im Moment und bin für die OP. Es bleibt meine Entscheidung. Und ich möchte sie nicht vom Arzt von gestern durchgeführt haben sondern vom Arzt in der Notfallaufnahme oder vom Assistenzarzt. Der andere ist mir unheimlich und ich sage es ganz klar: ich habe Angst, er könnter sich bewusst oder unbewusst "verschnippeln", obwohl das absurd ist, ich weiss.
 
Aber kommt man da doch nicht irgendwie ein schlechtes Gefühl, wenn man sich gegen die "Empfehlung" des Arztes entscheidet? Eben.
 
Im Moment bin ich zwar zu Hause, fühle mich aber schnell  geschwächt. Wegen der Arbeit habe ich heute noch ein Termin. Ich muss das alles erst noch verarbeiten.
 
Aber ich habe keinen Bock mehr auf mich, diese Lebensumstände und mein Kampfgeist ist echt auf Sparflamme. Ich verstehe denn Sinn davon, hier sein zu müssen, einfach immer weniger. Ich lebe einfach wirklich nur noch mit kleinsten Erwartungen und warte einfach nur auf den Zeitpunkt, an dem ich endlich gehen kann.

Jeder rät mir zur OP, sogar Physiotherapeuten. Wenn man übertreiben würde, würde es eher zu dieser kommen. Ich kann dann nur immer aufgrunzen. Wenn die wüssten. Ich müsste nicht einmal übertreiben. Sondern nur sagen, was ich in den letzten Jahren schon alles durchmachen durfte.

Und ja, Schande über mich: meine Haare sind mir wichtig, daher möchte ich die OP. Dann kann ich mich endlich auf mein Haarprojekt stürzen und konzentrieren. Aber das versteht niemand, der immer einen Freund hatte, verheiratet ist und / oder Kinder hat.

Das versteht nur jemand, der genau das Leben führen muss, welches ich unfreiwillig tue. Warum ist gehen so schwer?

2 Kommentare:

  1. Das tönt einfach nach dem absoluten Horror! Ich hatte selber glücklicherweise noch nie wirklich Rückenschmerzen, höchstens Nackenschmerzen. Aber ich stelle mir das echt vor wie die Hölle, wenn man sich kaum mehr bewegen kann ohne Schmerzen und dann noch das Hin und Her im Spital und mit dem OP-Entscheid etc. Man könnte meinen, das Schicksal will dich immer wieder testen, will dich immer noch mehr an deine Grenzen bringen. Das hast du echt nicht verdient! Ich wünsche dir Weitblick, Durchhaltevermögen und ganz viel Kraft!
    Liebe Grüsse
    seastorm

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    1. Hallo Seastorm

      Danke Dir für deine lieben Worte. Ja, so fühlt es sich für mich auch an. Immer wieder kommt etwas neues, nie kann ich ein Projekt zu Ende führen und aufatmen.

      Und daher sind meine Erwartungen sehr niedrig an ein normales Leben für mich. Und ich habe die Schnauze voll.

      Mal abwarten, was kommt. Aber es fühlt sich eklig und ungerecht an.

      Vielen Dank und lieben Gruss
      zambrottagirlie

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