Sonntag, 9. Oktober 2016

wie schnell die zeit vergeht

Heute haben wir das 20-jährige Andenken von meinem Grossdäddi. Gleichzeitig gedenken wir auch noch Nonno, der genau am gleichen Tag wie Grossdäddi verstorben ist, einfach ein paar Jahre später (genau genommen sieben).

Der Todestag ist der 28. Oktober 1996 / 2003. Wir gedenken Grossdäddi jedoch schon früher oder teilweise auch später. Je nach Daten, welche die Kirchgemeinde nun mal für die Andenken fixiert.

Ich bin eher ein Mensch, der damit zu hadern hat. Denn am 9. Oktober 1996 lebte mein Grossdäddi noch. War zwar schwerkrank, aber lebte noch. Es ist ja kein Geheimnis, wie mich dann die ganze Geschichte vor gut 8 Jahren aus der Bahn geworfen hat. Es hat ja schon viel früher mit den Selbstverletzungen begonnen, da war ich gerade mal 12 - Hilfe geholt habe ich mir erst 2009.

Ich vermisse meinen Grossdäddi nach wie vor schmerzlich. Gehe oft zum Baum hier in der Nähe, den ich zu unseren Platz gemacht habe. Da kann ich ihm nahe sein, mit ihm reden und ihn darum bitten, gut auf uns und Grosi aufzupassen und mein Firmgotti an die Hand zu nehmen (jene, welche sich im Frühling auf schlimme Weise das Leben genommen hat). Wahrscheinlich werden wir ihr morgen auch noch einmal gedenken. Ich war und bin ein totales Grosselternkind. Verbrachte alle Ferien gerne bei ihnen. Frage mich oft, wie mein ganzes Schicksal ohne frühzeitigen Tod von Grossdäddi ausgesehen hätte.

Klar, Nonno und Nonna sind auch ein wichtiger Teil meines Lebens... aber ich habe sie ein bis höchstens zwei Mal im Jahr für kurze Zeit gesehen. Da ist niemals so eine enge Bindung entstanden, wie bei Grossdäddi und Grosi. Bei Grosi habe ich mir vorgenommen, sie mindestens einmal im Monat an einem freien Tag zu besuchen. Wir haben es immer gut miteinander. Lachen viel, können auch über ernste Themen sprechen und ja, ich mag es einfach, in ihrer Nähe zu sein. Sie hat so viele tolle Bilder von sich und meinem Grossdäddi aufbewahrt, sogar sein Militärketteli. Die Liebesbriefe dagegen wollte sie mir nicht zeigen, ich hatte sie auch nicht verlangt ;-), aber die Situation war damals so herzig gewesen. Wir schauten gerade Fotos durch, als sie ein Couvert öffnete, verliebt lächelte und meinte: "Das sind d'Liäbesbrief fum Grossdäddi a mich. Die zeigi dir aber nöd." Schon nur das verliebte Lächeln und ihre Augen waren einfach so ein Liebesbeweis... Ja, ich persönlich hätte ein grosses Problem damit, wenn Grosi noch einmal einen Mann finden würde. Klar, ich weiss, wie schlimm die Einsamkeit und das Singlesein sind. Erlebe es ja am eigenen Leibe oft genug. Ich wünsche Grosi nur das Beste, aber es ist schwierig, einen anderen Mann wie Grossdäddi an ihrer Seite zu akzeptieren. Ich persönlich war einfach schon als kleines Mädchen eher froh darüber, dass Grosi nach Grossdäddi nie mit einem anderen Mann zusammen war.

So, nun bringen wir diesen harten Tag hinter uns. Vor allem, weil es nun genau 20 Jahre her ist und die "Ruhezeit" auf dem Friedhof eigentlich offiziell für Grossdäddi vorbei ist. Es ist für mich schwer akzeptierbar und ich kann auch nicht wirklich gut damit umgehen. Da ist Italien halt doch besser - ein Leben lang kann man bei den Angehörigen oder Verstorbenen an einer Stelle trauern und sie dort aufsuchen. Ich habe wirklich Angst, dass nun ein neues Kapitel mit neuem Loch für mich aufgeht. Ich habe den Baum hier in der Nähe. Aber dort liegt Grossdäddi nicht. Klar, krass ausgedrückt ist ja unter der Erde am Grabstein auch nicht mehr viel vorhanden. Aber dort war halt Grossdäddi. Dort ist er nach wie vor. Dort steht sein Grabstein. Ein grässlicher Gedanke, sollte dies nun vorbei sein.

Hier ein Bild aus früheren Tage. Ich und mein alles geliebter Grossdäddi. Wie oft hat er mein Augenzwinkern morgens übersehen, als er mich zudecken kam und ich mich schlafend stellte, um ja nicht aufstehen zu müssen.


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