Montag, 13. Juni 2016

willkommen, ihr "zweifel-tage"!

Teilweise ist es für mich wirklich erstaunlich, zu sehen, wie sich meine Ansichten vor allem in den letzten zwei Jahren verändert haben. Lange hatte ich ja Probleme damit, meine Diagnose zu akzeptieren. Klar, es ist aktuell immer noch nicht so einfach und ich selbst habe teilweise wirklich schwer damit zu hadern, wie nun halt alles gelaufen ist (vor allem, wenn man für sich selbst sein Leben so ganz anders vorgestellt und geplant hat...).

Aber: ich merke, wie ich das in der Therapie Gelernte teilweise schon fast automatisch anwende. Vor allem sind mir die schlimmen Tage vor meiner Menstruation so richtig bewusst. Da weiss ich einfach, dass ich es nun aushalten muss und es dann nach zwei, drei Tagen wieder vorbei ist. Ich weiss nicht, wie es so bei anderen ist. Aber ich bin dann noch selbstkritischer. Noch perfektionistischer und vor allem hadere ich noch mehr mit mir und meinem Lebensweg sowie Schicksal. Dann ist meist einfach alles doof, ich bin nervlich angespannt. Könnte nur noch fluchen, schreien, heulen und ach. Alles zusammen halt. Und aktuell sind es wieder sehr enorme Grübel- und Zweifeltage. So nenne ich sie halt einfach. Weil ich wirklich oft über Dinge grüble, Dinge hinterfrage und extrem an mir und meinem Umfeld allgemein zweifle.

Es ist dann teilweise ein enormer Kraftakt, sich selbst zu regulieren, vor allem, sich dem bewusst zu werden. Es zu akzeptieren und dann auch etwas zu machen. Und das folgt ja dann meist Monat für Monat und vor allem möchte man einfach nicht in den Strudel geraten, der sich da dann sofort bereitwillig zur Verfügung stellt und sich immer schneller zu öffnen scheint.

Ich habe für mich eine gute Variante gefunden. Vor allem bin ich auf gedanklicher Ebene sehr gut "abrufbar". Sei es bei meinem dysfunktionalem Verhalten wie auch sonst. Da werden die richtigen Knöpfe gedrückt und der Schalter gut umgedreht. Und eins, was ich gelernt habe, ist: den Kritiker zu begrüssen. Einfach ein "Hallo, Kritiker." Es muss nichts Grosses sein. Keine langen Sätze. Einfach den Zweifler begrüssen. Denn Grübeleien, Ängste, Hadern und Zweifel kommen meist von einem inneren Kritiker. Was bei mir so ist. Begonnen hatte das Ganze mit einer "Stuhl-Therapie". Da wechselte ich jeweils die Stühle und war einmal "ich" und einmal der "Kritiker". Man tauscht sich aus. Teilt Gedanken, Ängste. Hat Raum für das. Und ich fühlte mich sicher, hatte keine Angst mehr vor einem Kontrollverlust, weil ja meine Therapeutin da war. Und da haben sich mein Ich und der Kritiker langsam näher und besser kennen lernen können und vor allem fand auch gegenseitiges Verständnis statt. Vertrauen konnte aufgebaut werden. Und seitdem darf der Kritiker immer mal wieder kommen und wenn ich ehrlich bin, war er in gewissen Situationen auch schon sehr hilfreich.

Eigentlich wollte ich ja nur kurz darüber berichten ;-). Aber wie es so ist... es tut halt schon gut, auch schriftlich seine Erfolge und das Gelernte festhalten zu können. Und vor allem zu erkennen und auch zu realisieren, was man so alles anwendet und auch welche Hürden man so geschafft hat. Vor etwa fünf Jahren hätte ich das nie zu glauben gewagt.

Und ja, heute musste ich mir mal wieder eingestehen, dass wohl ein paar eher mühsame Tage anstehen. Naja, ich bin gewappnet. Und fühle mich da auch oft einfach sicherer im Umgang. Obwohl es dann doch ganz ehrlich teilweise wirklich anstrengend sein kann. Besonders dann, wenn mir bewusst wird, dass es halt wieder so ist (man hofft ja jeden Monat, dass es das nächste mal ein wenig milder ausfallen wird. Oder vielleicht mal ein Monat Pause ist...).

Aber andererseits mache ich mir auch klar, dass aktuell doch sehr viel los ist. Ein eventueller Jobwechsel, sonst zwischenmenschlich sehr intensiv und ja, natürlich war da auch noch die Aktion mit Puma. Ich habe ihm am Samstag dann nochmals geschrieben und ihm viel Glück gewünscht. Und einfach noch raufgeknallt, dass wir dann mit einem Kebab auf seine bestandenen Prüfungen anstossen. Tja, samstags kam nix. Gestern nix. Ich dachte mir: "wie Männer nun halt mal so sind." Und doch, innerlich macht es dann doch viel mit einem. Vor allem, wenn es einen Menschen betrifft, von dem man doch mehr erhofft, erwartet oder was auch immer. Heute kam dann doch noch eine Antwort und joa, mal schauen, ob ich morgen spielen kann oder nicht. Denn ehrlich zugegeben fand ich den Gedanken, spielen gehen zu müssen (so "unbeantworteter" Dinge), fühlte sich schon ein wenig komisch an. Man muss sich dann ja der Situation und dem Mann stellen. Und doch schmerzt mein Fuss halt aktuell doch wieder ein wenig mehr... Und langsam wird es mir langweilig so ohne Volleyball.

Ich versuche es morgen einfach mal. Und wenn es nicht klappen will, gehe ich halt früher.

Aber eigentlich wollte ich das alles hier nicht veröffentlichen. Ich bin ein wenig vom Spiel der Italiener abgelenkt ;-p. Eigentlich habe ich einfach einen Gedanken loswerden wollen, der mir gestern einfach wieder sehr intensiv durch den Kopf geschwirrt ist. Sodass ich ihn jetzt loslassen kann. Ich selbst bin ja schon ewiger Single, ich kenne es schon nicht anders. Und die meiste Zeit ist es okay für mich. Es würde sich natürlich schlagartig ändern, wenn Laura einen Partner hätte, denn wir sind da genau gleich. Es wäre dann wirklich so, dass ich die einzige in meinem Alter bin, die ich kenne, die genau so weit ist in Liebesdingen, wie ich. Das ist nun mal so. Meistens macht es mir nichts aus. Vor allem, wenn ich da teilweise so Geschichten mitbekomme. Es wird anders, wenn man mit Bildern konfrontiert wird und gerade einen schwachen Moment hat. Oder einen Kinofilm sieht, wo der Mann die Frau einfach schützend in die Arme nimmt und zärtlich küsst. Joa, dann fällt es mir schon eher schwer, mich abzugrenzen. Vor allem wird mir dann schlagartig bewusst, dass ich vielleicht nie so etwas erfahren werde. Ich habe kein Recht auf Liebe. Es gibt viele Menschen, die sehr lange alleine leben. Ob gewollt oder ungewollt. Man kann und darf Liebe nicht erzwingen. Und für schnelle Geschichten bzw. einfach "Ausprobieren, ob etwas aus uns werden könnte", ist mir meine Energie einfach zu wichtig. Das muss nicht sein. Ich bin einfach ein Typ Frau, welche eine gewisse Sicherheit möchte und braucht. So bin ich nun mal.

Aktuell läuft ja keine Britt-Talkshow mehr oder auch sonst eher weniger Talkshows. Da war es teilweise besonders hart, wenn man vor Augen gehalten bekommen hat, wer da so einen Partner bzw. eine Partnerin findet. Da zweifelt man echt an sich. Und ja, ich möchte damit ja niemanden angreifen. Bei mir ist die Angst vor allem in Sachen Vorgeschichte mit dem Borderline und meinem Handicap. Das sind zwei schwierige Themen, wobei mir bewusst ist, dass immer noch ich die einzige bin, welche daraus ein schweres Thema macht. Borderline wird einfach so schnell aufgebauscht. Es gibt so viele verschiedene Lebensverläufe und auch Verläufe der Krankheit selbst. Ich sehe es ja bei mir. Ich bin kein typischer Fall. Mein Leben ist nun halt einfach mal so verlaufen. Und für mein Handicap kann ich nachweislich einfach nichts dafür. Und ich verurteile ja keinen Menschen nach seinem Aussehen oder seiner Vergangenheit. Ich selbst weiss ja, wie das Leben nun mal so spielen kann. Aber es geht einfach darum, dass ich - vor allem vielleicht jetzt in letzter Zeit aufgefallen - Berichte gesehen habe, wo Menschen, welche noch ein schwierigeres Los "gezogen" haben, Partner und Partnerinnen an ihrer Seite hatten. Und es waren teilweise echt happige Geschichten, wo eine Beziehung bestimmt auch nicht einfach zu führen ist. Wo es viel Verständnis und Kraftakte beider Partnerparteien benötigt. Und ja, da frage ich mich dann schon, wie es die Menschen geschafft haben, sich trotzdem zu öffnen. Trotzdem an die Liebe zu glauben. Es trotzdem zu wagen. Sich trotzdem zu binden. Klingt jetzt vielleicht abwertend, ist aber nicht so gemeint. Ich selbst mache mir wirklich Gedanken darüber, wie es die Menschen trotz Selbstzweifel schaffen, eine Partnerschaft einzugehen. Und ich bin überzeugt davon, dass sie bestimmt auch schon mit sich selbst gehadert haben, weil sie nun mal irgendwie anders sind. Das sie eben diese Selbstzweifel auch kennen. Und trotzdem hat es bei ihnen geklappt. Und ganz ehrlich zugegeben, macht mir das dann doch zu schaffen. Und so konnten die letzten beiden Tage richtige Zweifel-Tage entstehen. Überall diese Lebensgeschichten und die doch gefundenen Partnerschaften. Aktuell ist es eher schwierig für mich.

Denn da ist der Teil, den man sieht, der benötigt wird, um diese Beziehung einzugehen. Selbstzweifel überwinden und der gegenüberliegende Part muss ja auch auf seine eigenen Kräfte vertrauen. Da kommt dann ja auch noch der Part, wo man sich gegenseitig öffnen muss. Wo es ein gemeinsam ist. Wo beide an sich arbeiten müssen. Und spätestens da (nein, ich habe nicht Angst, an mir arbeiten zu müssen. das mache ich ja bereits konsequent, da lasse ich mir nichts Falsches reinreden) beginnt sich bei mir alles zu verschliessen. Der Glaubenssatz "bin ich vielleicht zu viel für einen Mann? Tue ich meinem Liebsten nicht einfach nur weh mit meinem Ich? Verdient er nicht eine einfache Beziehung?" kommt auf und ich denke mir, dass ich es gleich von Beginn an sein lassen sollte.

Wobei mir bewusst ist, dass es ganz viele normale Menschen gibt, die eine Beziehung erst recht selbst nicht in den Griff bekommen un es regelrecht vergeigen. Ich glaube, es ist und bleibt ein schwieriges Thema. Und ich bin nun mal so eingestellt, dass eine Beziehung immer noch ein Geben und ein Nehmen beider Parteien ist und dass ständig daran gearbeitet werden muss. Und wie schon oft erwähnt: wenn der Richtige um die Ecke kommt, wird das alles kein Thema mehr sein. Davon bin ich überzeugt. Und schau an, dieses Verarbeiten hat beim Zweifelabbau schon ein klein wenig geholfen.

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