Freitag, 17. Juni 2016

abgeschnitten

Ein etwas älteres Werk von Sebastian Fitzek. Es stammt aus dem Jahre 2012 - da kannte ich ihn unbewusst noch gar nicht, obwohl ich da bereits sein erstes, grandioses Werk gelesen hatte - und ist gemeinsam mit Michael Tsokos, einem im wahren Leben berufstätiger Rechtsmediziner, geschrieben worden.

Dementsprechend war mir schon ein wenig im Vorneherein bewusst, dass dies alles ein wenig blutiger werden könnte...

Zum Klappentext:

Rechtsmediziner Paul Herzfeld, Spezialist für Gewaltverbrechen, findet im Kopf einer monströs zugerichteten Leiche die Telefonnummer seiner Tochter. Hannah wurde verschleppt - und für Herzfeld beginnt eine perverse Schnitzeljagd. Denn der psychopathische Entführer hat eine weitere Leiche auf Helgoland mit Hinweisen präpariert. Herzfeld hat jedoch keine Chance, an die Informationen zu kommen und den Wettlauf gegen die Zeit zu gewinnen: Die Hochseeinsel ist durch einen Orkan vom Festland abgeschnitten, die Bevölkerung bereits evakuiert. Unter den wenigen Menschen, die geblieben sind, ist die Comiczeichnerin Linda, die den Toten am Strand gefunden hat. Verzweifelt versucht Herzfeld sie zu überreden, die Obduktion nach seinen telefonischen Anweisungen durchzuführen.

Doch Linda hat noch nie ein Skalpell berührt. Geschweige denn einen Menschen seziert. Als sie sich dennoch in die verlassene Pathologie der Inselklinik wagt, erkennt sie sehr schnell, dass das Leben des entführten Mädchens nicht das einzige ist, das auf dem Spiel steht…

Meine Meinung:

Das letzte Buch konnte mich ja leider nicht wirklich grossartig überzeugen. Dabei bin ich wirklich ein grosser Fan von Fitzek und ich habe ja schon ganz andere Kaliber von ihm gelesen. Und "abgeschnitten" zählt von nun an auch dazu. Da kamen wieder all diese düsteren Gedanken und Worte zum Einsatz. Da gefror sogar mir das Blut in den Adern. Und ich lese ja viele Dramen, Thriller und Krimis. Ich kann also einiges aushalten.

Tsokos ist, wie bereits erwähnt, Rechtsmediziner. Und dies hat man in diesem Werk gut gemerkt. Vor allem die Obduktions-Zeilen waren sogar mir teilweise zu intensiv und detalliert. Aber der Leser merkt, dass die Autoren wissen, worüber sie schreiben und worin sie echte Profis sind. Und obwohl man teilweise nur noch Gänsehaut hat und sich eigentlich ein wenig ekelt, kann man nicht aufhören weiterzulesen. Es ist und bleibt dann doch irgendwie faszinierend.

Die Geschichte ist gegen Ende eher einem Actionfilm gleichzustellen, wo nicht mehr alles logisch scheint und nicht ein Schritt nach dem anderen kommt. Da muss man als Leser sich einfach mitreissen lassen und Logik mal Logik sein lassen. Die Geduld wird belohnt, die Auflösungen kommen dafür nach und nach. Und mir persönlich gefiel das, denn ich hatte im Kopf diesen berühmten Film, der sich in meiner Fantasie zusammenstellte und einfach mitspulte. Und genau, wenn mir das passiert, weiss ich, dass mir ein Buch wirklich gut gefällt.

Fitzek ist sofort mitten in der Geschichte drin. Er appelliert oft an die eigene Moral und man selbst ertappt sich dabei, wie man sogar ein wenig Verständnis an Mittätern haben kann. Es ist spannend, man muss oft die Luft anhalten und gegen Ende sind dann plötzlich alle Charaktere miteinander verbunden.

Vieles erscheint teilweise unlogisch, aber die Auflösungen kommen nach und nach und scheinen schlüssig. Fitzek schafft in kurzen Seiten, was andere Autoren langatmig immer wieder seitenweise wiederholen. Er ist teilweise sehr brutal, kalt und ehrlich. Aber genau das fasziniert mich an einem guten Thriller. Abgründe, die man sich nicht vorstellen kann und möchte.


Lange hatte ich mir keinen Reim für die Auflösung machen können. Ich suchte den Täter immer irgendwo in der Nähe. Klar, es gab schon ein paar Aktionen und Charaktere, wo mir nicht so klar war, ob es diesen jetzt wirklich benötigt hätte. Vor allem, wie ramponiert diese Anschläge überlebt haben und wo sie lange ausgeharrt haben, nur, um dann in Aktion zu treten. Wahrscheinlich diente das alles, um den Leser zu verunsichern. Eben, ich wusste lange nicht, was nun Sache war und war dann wirklich vom Ende überrascht. Hätte ich nicht gedacht.

Klar, es ist teilweise weit hergeholt. Vor allem bei halsbrecherischen Manövern und die Hauptperson, dieser Herzfeld, überlebt eine Prüfung nach der anderen. Aber eben: ich stelle es mir immer wie ein guter Actionfilm vor.

Ein Buch, welches ich nur weiterempfehlen kann. Aber Achtung: nur für hartgesottene Mitleser! Die Obduktionszeilen sind teilweise wirklich happig und wenn die Ursachen für all diese Taten aufgelöst werden, erst recht. Da musste ich wirklich oft trocken Schlucken und konnte vor Schrecken nur noch den Kopf schütteln.

Aber wie gesagt: ein superspannendes und gut geschriebenes Buch. Kurze, knappe Sätze, kurze Kapitel, Szenenwechsel und einfach mitreissend.

So mag ich Fitzek!

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