Donnerstag, 21. Juli 2016

hautsache

Ich persönlich würde mich jetzt nicht als selbstverliebt oder narzistisch veranlagt beschreiben. Klar, mir ist es wichtig, mich wohl zu fühlen und mich selbst auch hübsch zu finden. Aber ich möchte nicht der Mittelpunkt sein, wenn ich einen Raum betrete.

Und doch denke ich, sind viele von uns ein wenig darum "besorgt", einen guten, ersten Eindruck zu hinterlassen. Mir persönlich kommt es nicht darauf an, ob eine Frau sich schminkt oder lieber in Natura durch die Gegend zieht. Ob sie nun High-Heels auch im Alltag mag oder nur zu besonderen Anlässen.

Klar, wenn da ein Punk oder so richtige Rocker um die Ecke kommen, gucke auch ich mal gerne hin. Aber das ist dann, weil es mich fasziniert und ich die Rockerszene an sich mit ihren Tattoos, den Töffs und den Ledermonturen faszinierend finde. Es geht nicht um den Lebensstil. Ich finde es einfach spannend, diese Menschen zu beobachten. So schaue ich auch gerne Frauen an, die ihren Hippiestyl richtig ausleben. Oder eben diese Rocker - mit ihren Bärten, ihrem Urchigen erscheinen, mit den kleinen Bauchtrommeln und den Kopftüchern, die einfach dazu passen und speziell auf dem Kopf drapiert werden. Sie leben ihr Leben halt dementsprechend aus.

Klar, es gibt dann ja auch das Gegenteil, wo man als Frau einfach hinschauen muss. Wenn ein Kleid wirklich zu kurz und ein Minni zu minnie ist ;-p. Und wenn Männer Socken in den Sandalen tragen und weiss ich was jeder so Spezielles für sich hat, was er einfach eher ein No-Go findet ;-). Aber auch da finde ich: leben und leben lassen. Solange es nichts Illegales ist, schaue ich auf mein Leben.

Und doch: uns ist es wichtig, uns wohl zu fühlen und mit dem ersten Eindruck zu punkten. Und ich habe lange etwas im Gesicht mit mir herumgetragen, was mich extrem gestört hat. Eben, ich bin nicht oberflächlich veranlagt - so gar nicht. Und doch stört es mich, wenn ich mich in einem Körperteil "eingeschränkt" fühle, welches ich an mir eigentlich eher als positiv bewerte. Ich finde, mein Gesicht ist nicht auffällig hässlich, nicht auffällig schön - aber doch ein schönes Gesicht halt. Und wir Frauen kennen ja unsere Hautprobleme vor allem um die Menstruation herum. Da spriessen diese Pickel einfach und immer spätestens dann fühle ich mich erst recht unwohl.

Meine Oberarme sind zum Beispiel auch von meinen jahrelangen Selbstverletzungen mit Narben versehrt. Ich hatte jetzt Glück, benutzte ich dazu "nur" eine Schere und tat ich es nicht allzu oft. Die Narben sind nicht gross sichtbar und man muss mir wirklich sehr nahe kommen. Und doch stören sie mich nicht - weil sie eben kaum auffallen und wenn sie auffallen, ist es nun mal so. Ich kann es nicht mehr ändern und angesprochen worden darauf bin ich auch noch nicht. Da läuft Pupa zum Beispiel mit viel tieferen und offensichtlich sichtbareren Narben durch die Gegend. Die sehe ich persönlich aber kaum  mehr, so auch nicht die in ihrem Gesicht - weil ich sie kennen gelernt habe und mir der Charakter eines Menschen einfach wichtiger ist. Ein Körper sagt viel über die Lebensumstände aus, ja. Aber auch nicht alles. Was immer wieder bewiesen wird.

So auch meine Muttermale. In den letzten fünf Jahren sind sie auf meinem Körper explodiert. Lange hatte ich nur wenige - so auch lange ein schönes Dreieck auf meinem Rücken. Nun sprüht es da einfach so von Muttermalen und auch an den Armen ist es dementsprechend "explodiert". Zu Beginn hatte es mich natürlich genervt. Vor allem wollte ich im Gesicht keine mehr haben. Da habe ich ein Muttermal im Kinnbereich und das finde ich einfach perfekt da, wo es ist. Da möchte ich einfach keinen zusätzlichen - wenn es geht ;-p. Aber zwischenzeitlich finde ich diese Muttermale etwas Besonderes und teilweise entdecke ich lustige Motive auf meiner Haut - so zum Beispiel ein paar Sternbilder ;-).

Weiter in der Geschichte ;-). Seit etwa zwei Jahren ist mir ein roter Punkt unterhalb des linken Auges aufgefallen. Manchmal sah es wieder wie eine Blase aus, dann war es wieder einfach ein knallroter Fleck. Manchmal ging es mit Abschminken, manchmal nutzte nicht einmal das. Und ich ärgerte mich immer mehr. Vor allem abgeschminkt sah es für mich schlimm aus. Es stach mir halt im wahrsten Sinne des Wortes sofort ins Auge. Und als Mutti vor etwa zwei Monaten zu mir meinte, was dieser rote Fleck eigentlich ist, nervte er mich erst recht. Mir reichte es und auf eigene Faust knallte ich nach zwei Jahren einfach eine desinfizierte Nähnadel da in die Blase. Drückte ordentlich darauf herum. Die Blase verschwand, die Röte blieb. Und ich kratze weiterhin daran herum. Bis Ich das Gefühl hatte, das alles "Gift" raus war und bearbeitete dann alles mit Bepanthen.

Und sagte zu mir und dieses Punkt immer wieder: "Verreis! Verschwind! Chum nümm!" und musste mich an mein Mami erinnern - ich hatte als Kind einmal eine Warze am Fuss. Dort sprach sie mit mir immer wieder diesen Satz und sie verschwand dann wirklich :-).

Und ja - seitdem ist der Blick in den Spiegel eindeutig anders und leichter :-). Kein knallroter Punkt mehr und ich halte mich mit meinen Fingernägeln auch schön fern. Teilweise ist sie gerötet und gereizt, aber eben, fällt mir persönlich nie mehr so auf, wie auch schon. Keine pingeligen Kontrollen mehr auf den Fotos und hektische Nachkontrollen im Spiegel.

Und ja, ich mag mein Gesicht halt wirklich lieber rein und ohne auffälligen Pickel und knallroten Punkten - wobei Pickel ja super abgeschminkt werden können :-).

Aber eben - Gelassenheit liegt bei mir wirklich im Alter. Ich finde schon, dass ich heute allgemein anders zu mir stehe, wie vor sieben oder acht Jahren. Teilweise finde ich mich schon fast attraktiv für mein Alter. Und vor allem stehen ja die 30 vor der Tür und ich habe doch das Gefühl, mein Gesicht ist "definierter" und "kantiger". Aktuell bin ich sehr im Reinen mit mir - wobei meine Rundungen prinzipiell kein Thema für mich waren.

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