Montag, 9. November 2015

vorbereitet

Ich bin für morgen vorbereitet. Es war ein harter Aufprall in der Realität für mich. Ich muss nun für mich, meine Wertschätzung und meine Leistung bei der Arbeit einstehen. Es ist wirklich auf persönlicher Ebene mittlerweile.

Ich habe mich vorbereitet. Mir Stichpunkte gemacht. Ich notiere mir ja schon länger alle Punkte auf. Aber morgen soll es lediglich um die beiden Punkte gehen, die mir meine Vorgesetzte vorwirft, seit ich in den Ferien bin. Und vor allem kämpfe ich für meine Entschädigungszeit zu meiner geleisteten Arbeit an einem Sonntag. So nicht.

Vor allem körperlich geht es nicht. Ich möchte so richtig weinen, es geht aber nicht. Ich merke, wie ich dysfunktional enorm stark unterwegs bin. Ich habe heute noch gar nichts gegessen und dieses Hungergefühl beflügelt mich. Und ich habe es im Sinn, so weiterzuziehen.

Körperlich ekle ich mich vor mir selber. Ich weiss, die Frau ist es nicht wert. Aber es geht dabei auch um mich. Um meine Einstellung, um mein Werdegang und um das Thema gewisser Mitarbeiter. Es war letzte Woche noch sehr viel und ich müsste das alles verarbeiten. Ich bin einfach nicht für diese Welt gemacht und ich wünschte, ich hätte in Amerika wie geplant einen Schlussstrich gezogen. Aber nun ist es jetzt und ich muss mich meiner Realität stellen.

Ich habe es einfach einmal mehr satt, immer kämpfen zu müssen. Warum werden unschuldige Menschen von diesem Leben gerissen und jene, welche sofort freiwillig kommen würden, werden diesem ganzen Stuss ausgesetzt? Heute war ich so verzweifelt, dass mir Mutti gegenüber herausgerutscht ist, dass ich nur auf einen Moment warte, wo ich aufs Gaspedal anstelle auf die Bremse drücken kann. Und ich soweit wäre, es auch durchzuziehen, sollte es irgendwo knapp werden. Es war keine Drohung. Ich habe noch nie mit Suizid gedroht. Aber ich habe auch schon ehrlich gesagt, dass ich vierzig Jahre nicht so weiterleben werde. Wem soll ich etwas beweisen, wenn ich schlussendlich doch alleine bin und es niemanden interessiert?

Mir ist einmal mehr bewusst geworden, wie alleine ich wäre, würde ich eine eigene Wohnung haben. Ich sässe wirklich oft alleine vor der Glotze. Und das macht mir Angst. Einmal mehr fühle ich mich vielem beraubt und ich denke über einen Neuanfang irgendwo ganz weit weg nach. Zelte abbrechen. Alleine seinen Alltag bewältigen. Es würde dann mit dem Gefühl der Einsamkeit übereinstimmen. Hier bin ich zwar unter Menschen, aber fühle mich oft allein.

Ich werde mich nie einem Mann öffnen können. Das ist mir einmal mehr bewusst geworden. Dadurch verschliessen sich viele Entscheidungen. Begonnen bei Nähe zulassen und aufgehört bei Familienplanung. Ich muss wieder härter werden. Ich mache mich ansonsten nur kaputt.

Am Samstag war ich eigentlich mit ein paar aktuellen und ehemaligen Mitarbeiterinnen unterwegs. Ich wollte es eigentlich geniessen, aber das Thema kam immer wieder auf mich und meine Arbeitssituation. Ich konnte dementsprechend nie loslassen und mich entspannen. Und als meine ehemalige Vorgesetzte zu mir ins Ohr flüsterte, ich solle die Ohren steiff halten und lediglich mein Bürogspänli grüssen, hätte ich am liebsten geheult. Sie stand immer auf meiner Seite. Und meine Vorgesetzte hat sogar sie rausgeekelt, wie es scheint.

Ich war so durch den Wind, dass ich zwei Temesta und zwei Schmerztabletten auf Ex geschluckt habe. Am Sonntag hatte ich dann den Salat. War ein wenig dusselig und schwach auf den Beinen unterwegs. Aber das Temesta half. Es war gedämpft. Ich hatte nicht den Durchblick und war wie in Watte gepackt. Und ich bin nahe, mich einweisen zu lassen. Wieder umhüllt, umtüddelt und umsorgt zu werden.

Aber mein Kämpfer in mir lässt dies nicht zu. Und doch bin ich es leid. Mich hat niemand gefragt, ob ich das Leben so führen möchte. Ich muss es einfach. Durch Umstände. Egal, wie sehr ich gebe und mache und mich anstrenge - es gibt immer ein haken. Andere sind egoistisch und werden auch noch dafür belohnt. Ich hasse meine sensible Seite teilweise. Ständig dieses mitfühlen und es allen recht machen wollen. Dieses Zweifeln. Dieser Perfektionismus. Bäh.

Ich habe nicht um dieses Leben gebeten. Also muss ich auch niemanden darum beten, es für mich zu führen. Und ich muss mir nirgendwo die Erlaubnis holen, wann ich es wie und wo beende. Und wie lange ich noch zuschauen möchte. Es hat nichts mit Aufgeben zu tun. Es hat mit Eigenschutz zu tun.

Einmal mehr werde ich mich für einen Schritt entscheiden, der mich nicht durch die Umstände dazu bringt. Ich werde ein weiteres Tattoo machen lassen. Diesmal im Nacken. Und ich freue mich darauf. Termin ist noch nicht gesetzt. Aber hoffentlich noch in diesem Jahr.

Ich kenne mich so nicht. Es benötigt lange, bis ich Medikamente nehme. Ich möchte es eigentlich immer ohne schaffen. Zudem hat mich meine Therapeutin heute übelst aufgeregt. Sie hat es runtergespielt, dass ich einen Notfallkoffer brauche und gewisse Arbeitsblätter, um meine Gefühle und Anspannungen in den Griff zu kriegen. Sie versteht einfach nicht, dass ich es als Schwäche von mir ansehe und diese Diagnose und meine Vergangenheit damit einfach nicht akzeptieren kann. Ich hasse es, dass ich diesen Lebensweg gehen musste. Ich hatte alles anders geplant. Sie meint, dass auch "normale" Menschen auf solche Dinge zurückgreifen müssen, es aber eher von Kindheit her gelernt hätten und daher keine Arbeitsblätter benötigen würden. Es wäre ein Mechanismus.

In diesem Moment war es mir so egal, ob andere Menschen es auch benötigen oder nicht. Es geht mir darum, dass sie es nicht bewusst machen müssen. Sie müssen sich nicht hinsetzten und Blätter ausfüllen. Sie machen es mit sich aus oder scheren sich sogar einen Dreck darüber. Das wir nicht darüber sprechen, weil es niemand gerne zugibt und weil ich mich hinsetzte und mich mit meinem Scheiss-Ich und meiner durch und durch falschen und nicht normalen Person befassen muss. Eine Seite, die ich immer mehr an mir verabscheue und mich vielem im Leben beraubt fühle. Argh.

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