Donnerstag, 3. April 2014

wenn der mensch zu früh verliert...

Man grübelt ständig über sein eigenes Schicksal nach, flucht und ist verärgert darüber. Teilweise begreift man gewisse Dinge nicht oder fühlt sich irgendwie sonst vom Leben betrogen.
 
Und ja, jeder hat sein Päcklein zu tragen. Und doch erscheint dies einem so etwas von klein, wenn man erfährt, dass jemand mit nicht einmal 55 Jahren einen Kampf gegen Krebst verliert. Es ist noch nicht passiert, aber lange dauert es auch nicht mehr.
 
Es geht um einen Mitarbeiter, den ich kurz kennenlernen durfte. Und doch trifft es mich hart, weil es ihm eine Zeit lang besser zu gehen schien. Ausserdem ist er Familienvater, hat junge Kinder und auch sonst ist das kein Alter, um zu sterben.
 
Ich finde mein Schicksal immer noch  hart, klar. Und doch ungerecht in diesem Fall. So viele Menschen wollen freiwillig von hier gehen. Und die lebensfrohen Menschen trifft es umso früher und umso härter.
 
Eigentlich wollte ich ihn noch spontan besuchen, obwohl wir nicht viel miteinander gesprochen haben. Ich kam und er ging kurz darauf in Behandlung. Aber ich glaube, ich werde es nicht tun. So schwer es mir fällt. Aber seine Stellvertretung meint, dass er nur noch voll mit Medis ist und nicht ansprechbar. Dass er kurz aufwache und sofort wieder schlafe. Das er einen zwar erkennen würde, aber der Anblick verdammt hart sei.
 
Und um ehrlich zu sein, möchte ich ihn so in Erinnerung behalten, wie es jetzt ist. Ich glaube, den Drang, ihn zu Besuchen, liegt in meiner Vergangenheit.
 
Ein Ereignis, das mich zu dem Menschen gemacht hat, den ich war und bin. Auslöser für Borderliner und Sehnsucht nach dem Tod. Mein Grossvater ist früh an Krebs gestorben und ich wollte dementsprechend früh zu ihm in den Himmel.
 
Lange war ich wütend darüber, dass er so plötzlich gegangen ist. Vor den Sommerferien ging es ihm ja gut! Ich war zu klein – neun Jahre – um zu verstehen, wie schnell Krebs einen Menschen zu Fall bringen kann.
 
Und doch: im Nachhinein bin ich froh, kann ich meinen Grossvater schmerzfrei in Erinnerung behalten. An einem Tag, an dem es ihm gut ging.
 
Und doch wühlt diese Situation viel in mir auf. Enorm viel (Kindheit, Todessehnsucht, Suizidgedanken, Borderline, Therapie, die letzten - und andauernden - harten Jahre, und und und...). Und in diesen Zeiten denke ich, dass es der Familie unheimlich hilft, wenn man an sie und den betroffenen denkt. Einfach in Gedanken bei ihnen ist. Von dieser Kraft bin ich überzeugt!

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