Niemand in der Familie in Lecce
wusste Bescheid und geplant war es bereits seit gut einem Jahr: die gesamte
Familie aus der Schweiz wollte Nonna zu ihrem 85. Geburtstag am 8. Dezember überraschen.
Aktuell leben von ihren Kindern „nur“
noch mein Vater mit seiner Familie und mein alleinstehender Onkel in der
Schweiz. Wir waren also sechs Personen. Mit Schila sieben :-). Es war eine
Prämiere für sie und für uns. Wir sind noch nie mit Haustieren geflogen und
Schila ist bisher nur mit Auto und Zug gereist :-).
Am 2. Dezember ging es bereits um 8
Uhr in der Früh los. Wir fuhren mit zwei Autos und konnten diese problemlos
beim Zürcher Flughafen abstellen. Ein super Service! Das Auto steht beim Rückflug
dann auch innerhalb drei Minuten wieder bereit, ich würde dies jederzeit wieder
so machen! Wir hatten also noch genügend Zeit für den Check-In.
Naja… Schila war dann so nervös, dass
das „Tageshäufchen“ halt mitten in der Halle landete. Wir hatten unser
Gelächter und geputzt haben wir es ja auch, von dem her alles nur halb so
schlimm :-). Aber ansonsten hat sie es wirklich gut gemacht. Wir gingen dann
noch zum Wartebereich und tranken unseren Kaffee. Schila hat die Angewohnheit,
meine Schwester dann als Liegefläche zu benutzen und besetzte sofort deren
ganzen Oberkörper. Die vorbeilaufenden Menschen hatten ihren Spass :-).
Beim Flug war sie in der Tasche bei
mir. Wir sprachen immer wieder mit ihr und zeigten ihr dadurch, dass wir bei
ihr sind. Mein Onkel flog zum ersten mal – und das über 50 :-). Meine Schwester
konnte es natürlich nicht lassen und nahm ihn immer ein wenig hoch. Wir haben
eine ganze Reihe besetzt und es war wirklich lustig.
Ich habe die Zeit im Allgemeinen mit
der gesamten Familie genossen. Wir haben noch überlegt, wie lange es her ist,
dass „alle auf einen Haufen“ gleichzeitig am gleichen Ort in den Ferien waren.
Ist bestimmt mehr wie 10 Jahre her. Denn da ging es bei allen ja mit Lehre etc.
los. Vor allem war ich da 19 und die Lehrzeit meiner Geschwister startete da
erst. Und ich musste meiner Familie auch schon im ersten Lehrjahr nachfliegen,
also sind es sicher schon 15 Jahre.
Süditalien (genau genommen Apulien,
noch genauer genommen Provinz Lecce, noch genauer genommen Gebiet Salento :-))
im Winter war natürlich sofort etwas ganz anderes. Alles so grün, die
Olivenbäume wirklich voller Früchte und die Natur allgemein einfach „satter“
und frischer… Ungewohnt. Das Meer eher in einem satten Blau wie in einem Türkis
und so wild und stürmisch… Mein Element. Ich musste natürlich am ersten Tag
sofort zur Küste. Ging nicht anders :-).
Aber eben, der Reihe nach. In
Brindisi gelandet ging alles sehr schnell. Die Entgegennahme Mietauto war kein
Problem. Ein echter Lieferwagen und obwohl ich bald eine 3 auf dem Rücken habe,
war mein Vater natürlich besorgter Papa und Italiener durch und durch. Erst am
letzten Tag packte ich die Gelegenheit am Schopf und düste dann ab. So bin ich,
ich lasse mich ungern einzwängen und in eine Ecke drücken. Wir fuhren los,
tätigten den ersten Einkauf und gingen zuerst zu uns nach Hause. Natürlich war
es kälter, wie im Sommer und mich erstaunt es, wie schnell sich ein einfaches
Haus der Hitze bzw. Kälte anpassen kann. Im Sommer geht es zwar teilweise noch,
aber ohne Klima wären wir aufgeschmissen.
So schalteten wir schnell alle
Heizkörper an und gingen zu meiner Lieblingstante und zu meinem Lieblingsonkel
direkt nebenan. Ui, die Blicke :-). Weiter ging es dann zu Nonna, mein Onkel
lebt jeweils bei ihr. Mein Bruder ging voraus. Sofort traten Tränen in ihre
Augen und nachdem dann auch noch ich und meine Schwester sowie der Rest der
Familie im Zimmer standen, konnte sie die Dämme überhaupt nicht mehr halten. Es
war wirklich rührend. So ging es dann mit den meisten Verwandten weiter. Wir
spielten das Spiel und teilweise klopften nur mein Vater und mein Onkel, dann
wieder nur mein Onkel und wir etwas später.
Es waren köstliche Blicke dabei. Vor
allem eine weitere Lieblingstante (bzw. Lieblingsschwester meines Vaters und
Lieblingsschwägerin meiner Mutter ;-)) war wirklich genial. Wir kamen gerade
mit dem Lieferwagen um die Ecke und sie wollte eigentlich in die Strasse
einbiegen. Mein Vater blieb mitten in der Kreuzung stehen und sie schaute
dementsprechend böse zum Fahrerfenster. Ich machte hinten die typische
italienische Geste (wie die Hühner, einfach mit der Hand gegen oben ;-)) und
sie blickte vor und zurück… vor und zurück… man merkte, wie es in ihrem Kopf
ratterte und wie sie sich dann freute – weltklasse :-).
Joa, so verbrachten wir dann eine
Woche mit Meer, Familienbesuche, Kartenspiele, zu vielem Essen (am Ende der
Woche hing es mir wahrhaftig aus dem Hals heraus, was nicht mehr schön :-() und
wunderschönen gemeinsamen Momenten. Shoppingtage durften auch nicht fehlen und
auch sonst waren wir uns sehr nah. Ganz schön.
Die Familienbande war mir dann
persönlich teilweise zu viel. Mir war es zu laut, zu hektisch und mir fehlten
oft meine Freiheit und mein Rückzugsort. Da merkt man, dass ich halt doch
vieles an Schweizereigenschaften habe :-). Aber dann nahm ich meist ein Buch
mit und verschwand in einem Zimmer. Auf der anderen Seite genoss ich diesen
Trubel um mich herum. Ist ja eher ungewohnt und irgendwie sieht man sich auch nicht
oft. Sofort ist das Gefühl der Zusammengehörigkeit da und das erstaunt und
freut mich jedes Mal. Aber irgendwann hat man sich auch fertig unterhalten und
joa, ab und zu habe ich mir diesen Rückzug erlaubt.
Wobei man sich dann natürlich auch
schnell sehr einsam fühlen kann, wenn um einen herum so ein Geschwätz und Hin
und Her ist. Ja, manchmal war es nicht einfach, mit den Gefühlen umzugehen. Vor
allem, weil es bei mir ja auch auf die 30 zu geht und ja, man fragt sich mit
der Zeit halt wirklich ernsthaft, ob man je Familie und Partnerschaften erleben
wird. Und ob es nicht immer etwas anderes sein wird, weil man es erst so spät
erfahren darf und es nicht schon früh begonnen hat. Und ja, ich persönlich habe
mich oft schlecht gefühlt, wenn ich mich mit meinen teilweise sehr viel
jüngeren Cousinen und Cousins verglichen habe.
Ich weiss, das sollte man nicht und
jeder erlebt das anders. Und wie gesagt, nicht jeder hat das Recht auf Liebe.
Und doch hadere ich oft mit mir. Weil es halt nicht klappt. Nicht klappen will.
Weil ich natürlich akzeptiere, dass ich vielleicht nie die Erfahrung machen
werde und keine Kinder haben werde. Weil ich finde, es kommt, wie es kommen
muss. Aber tief im Inneren weiss man halt doch, dass man auch offen für
Familie, Partnerschaft und Kinder wäre und irgendwie bleibt es einem aus
welchen Gründen auch immer verwehrt. Und das macht es umso schlimmer und
schwieriger. Vor allem, weil man in Sachen Männer so wirklich kaum Erfahrungen
nachweisen kann und ich persönlich es einfach immer peinlicher finde – wobei das
natürlich überhaupt nicht so ist. Laura zum Beispiel steht da offen dazu, nie
eine Beziehung zu einem Mann gehabt zu haben (überhaupt keinen näheren Kontakt
zu Männern). Ich persönlich hadere damit und finde es peinlich, würde aber
jemand anderen nie damit abstempeln. Weil ich es bei anderen nicht schlimm
finde. Bei mir schon. Wie so oft.
Aber fertig, dieser Strudel geht zu
tief und zu weit.
Daher lasse ich Bilder sprechen. PS: ja, das ist mein Nonno zu seinen besten Jahren :-). Und Schila war nach dem Flug dementsprechend groggy :-).
Die
ersten von ein paar in den nächsten Tagen :-).
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