Mittwoch, 21. Dezember 2016

surprise in italien, teil 1


Niemand in der Familie in Lecce wusste Bescheid und geplant war es bereits seit gut einem Jahr: die gesamte Familie aus der Schweiz wollte Nonna zu ihrem 85. Geburtstag am 8. Dezember überraschen.
Aktuell leben von ihren Kindern „nur“ noch mein Vater mit seiner Familie und mein alleinstehender Onkel in der Schweiz. Wir waren also sechs Personen. Mit Schila sieben :-). Es war eine Prämiere für sie und für uns. Wir sind noch nie mit Haustieren geflogen und Schila ist bisher nur mit Auto und Zug gereist :-).
Am 2. Dezember ging es bereits um 8 Uhr in der Früh los. Wir fuhren mit zwei Autos und konnten diese problemlos beim Zürcher Flughafen abstellen. Ein super Service! Das Auto steht beim Rückflug dann auch innerhalb drei Minuten wieder bereit, ich würde dies jederzeit wieder so machen! Wir hatten also noch genügend Zeit für den Check-In.
Naja… Schila war dann so nervös, dass das „Tageshäufchen“ halt mitten in der Halle landete. Wir hatten unser Gelächter und geputzt haben wir es ja auch, von dem her alles nur halb so schlimm :-). Aber ansonsten hat sie es wirklich gut gemacht. Wir gingen dann noch zum Wartebereich und tranken unseren Kaffee. Schila hat die Angewohnheit, meine Schwester dann als Liegefläche zu benutzen und besetzte sofort deren ganzen Oberkörper. Die vorbeilaufenden Menschen hatten ihren Spass :-).
Beim Flug war sie in der Tasche bei mir. Wir sprachen immer wieder mit ihr und zeigten ihr dadurch, dass wir bei ihr sind. Mein Onkel flog zum ersten mal – und das über 50 :-). Meine Schwester konnte es natürlich nicht lassen und nahm ihn immer ein wenig hoch. Wir haben eine ganze Reihe besetzt und es war wirklich lustig.
Ich habe die Zeit im Allgemeinen mit der gesamten Familie genossen. Wir haben noch überlegt, wie lange es her ist, dass „alle auf einen Haufen“ gleichzeitig am gleichen Ort in den Ferien waren. Ist bestimmt mehr wie 10 Jahre her. Denn da ging es bei allen ja mit Lehre etc. los. Vor allem war ich da 19 und die Lehrzeit meiner Geschwister startete da erst. Und ich musste meiner Familie auch schon im ersten Lehrjahr nachfliegen, also sind es sicher schon 15 Jahre.
Süditalien (genau genommen Apulien, noch genauer genommen Provinz Lecce, noch genauer genommen Gebiet Salento :-)) im Winter war natürlich sofort etwas ganz anderes. Alles so grün, die Olivenbäume wirklich voller Früchte und die Natur allgemein einfach „satter“ und frischer… Ungewohnt. Das Meer eher in einem satten Blau wie in einem Türkis und so wild und stürmisch… Mein Element. Ich musste natürlich am ersten Tag sofort zur Küste. Ging nicht anders :-).
Aber eben, der Reihe nach. In Brindisi gelandet ging alles sehr schnell. Die Entgegennahme Mietauto war kein Problem. Ein echter Lieferwagen und obwohl ich bald eine 3 auf dem Rücken habe, war mein Vater natürlich besorgter Papa und Italiener durch und durch. Erst am letzten Tag packte ich die Gelegenheit am Schopf und düste dann ab. So bin ich, ich lasse mich ungern einzwängen und in eine Ecke drücken. Wir fuhren los, tätigten den ersten Einkauf und gingen zuerst zu uns nach Hause. Natürlich war es kälter, wie im Sommer und mich erstaunt es, wie schnell sich ein einfaches Haus der Hitze bzw. Kälte anpassen kann. Im Sommer geht es zwar teilweise noch, aber ohne Klima wären wir aufgeschmissen.
So schalteten wir schnell alle Heizkörper an und gingen zu meiner Lieblingstante und zu meinem Lieblingsonkel direkt nebenan. Ui, die Blicke :-). Weiter ging es dann zu Nonna, mein Onkel lebt jeweils bei ihr. Mein Bruder ging voraus. Sofort traten Tränen in ihre Augen und nachdem dann auch noch ich und meine Schwester sowie der Rest der Familie im Zimmer standen, konnte sie die Dämme überhaupt nicht mehr halten. Es war wirklich rührend. So ging es dann mit den meisten Verwandten weiter. Wir spielten das Spiel und teilweise klopften nur mein Vater und mein Onkel, dann wieder nur mein Onkel und wir etwas später.
Es waren köstliche Blicke dabei. Vor allem eine weitere Lieblingstante (bzw. Lieblingsschwester meines Vaters und Lieblingsschwägerin meiner Mutter ;-)) war wirklich genial. Wir kamen gerade mit dem Lieferwagen um die Ecke und sie wollte eigentlich in die Strasse einbiegen. Mein Vater blieb mitten in der Kreuzung stehen und sie schaute dementsprechend böse zum Fahrerfenster. Ich machte hinten die typische italienische Geste (wie die Hühner, einfach mit der Hand gegen oben ;-)) und sie blickte vor und zurück… vor und zurück… man merkte, wie es in ihrem Kopf ratterte und wie sie sich dann freute – weltklasse :-).
Joa, so verbrachten wir dann eine Woche mit Meer, Familienbesuche, Kartenspiele, zu vielem Essen (am Ende der Woche hing es mir wahrhaftig aus dem Hals heraus, was nicht mehr schön :-() und wunderschönen gemeinsamen Momenten. Shoppingtage durften auch nicht fehlen und auch sonst waren wir uns sehr nah. Ganz schön.
Die Familienbande war mir dann persönlich teilweise zu viel. Mir war es zu laut, zu hektisch und mir fehlten oft meine Freiheit und mein Rückzugsort. Da merkt man, dass ich halt doch vieles an Schweizereigenschaften habe :-). Aber dann nahm ich meist ein Buch mit und verschwand in einem Zimmer. Auf der anderen Seite genoss ich diesen Trubel um mich herum. Ist ja eher ungewohnt und irgendwie sieht man sich auch nicht oft. Sofort ist das Gefühl der Zusammengehörigkeit da und das erstaunt und freut mich jedes Mal. Aber irgendwann hat man sich auch fertig unterhalten und joa, ab und zu habe ich mir diesen Rückzug erlaubt.
Wobei man sich dann natürlich auch schnell sehr einsam fühlen kann, wenn um einen herum so ein Geschwätz und Hin und Her ist. Ja, manchmal war es nicht einfach, mit den Gefühlen umzugehen. Vor allem, weil es bei mir ja auch auf die 30 zu geht und ja, man fragt sich mit der Zeit halt wirklich ernsthaft, ob man je Familie und Partnerschaften erleben wird. Und ob es nicht immer etwas anderes sein wird, weil man es erst so spät erfahren darf und es nicht schon früh begonnen hat. Und ja, ich persönlich habe mich oft schlecht gefühlt, wenn ich mich mit meinen teilweise sehr viel jüngeren Cousinen und Cousins verglichen habe.
Ich weiss, das sollte man nicht und jeder erlebt das anders. Und wie gesagt, nicht jeder hat das Recht auf Liebe. Und doch hadere ich oft mit mir. Weil es halt nicht klappt. Nicht klappen will. Weil ich natürlich akzeptiere, dass ich vielleicht nie die Erfahrung machen werde und keine Kinder haben werde. Weil ich finde, es kommt, wie es kommen muss. Aber tief im Inneren weiss man halt doch, dass man auch offen für Familie, Partnerschaft und Kinder wäre und irgendwie bleibt es einem aus welchen Gründen auch immer verwehrt. Und das macht es umso schlimmer und schwieriger. Vor allem, weil man in Sachen Männer so wirklich kaum Erfahrungen nachweisen kann und ich persönlich es einfach immer peinlicher finde – wobei das natürlich überhaupt nicht so ist. Laura zum Beispiel steht da offen dazu, nie eine Beziehung zu einem Mann gehabt zu haben (überhaupt keinen näheren Kontakt zu Männern). Ich persönlich hadere damit und finde es peinlich, würde aber jemand anderen nie damit abstempeln. Weil ich es bei anderen nicht schlimm finde. Bei mir schon. Wie so oft.
Aber fertig, dieser Strudel geht zu tief und zu weit.
Daher lasse ich Bilder sprechen. PS: ja, das ist mein Nonno zu seinen besten Jahren :-). Und Schila war nach dem Flug dementsprechend groggy :-).

Die ersten von ein paar in den nächsten Tagen :-).














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