Dienstag, 3. Februar 2015

ich, tochter eines yakuza

Durch eine Sendung bin ich auf diese Biografie von Shoko Tendo aufmerksam gemacht worden. Einerseits war da dieses Schicksal und andererseits dieser toll tätowierte Rücken. Klar, nicht jedermanns Sache - auch ich fand es lange nicht schön. Aber ich liebäugele mit Tattoos schon, seit ich 15 bin und umso älter ich werde, umso faszinierender finde ich Tattoos und möchte sogar selbst daraufhin arbeiten, dass mein linker Oberarm von der Schulter an bis ca. Ellenbogen komplett tattoowiert wird. Farbig finde ich bei anderen wunderschön, ich selbst traue mich nicht. Wenn, dann höchstens mit dukelvioletten bzw. dunkelgrauen Schattierungen... Und dieses Jahr werde ich mir mein erstes Tattoo stechen. Denn es ist mein Leben.

So hat es sich auch diese Autorin gedacht. Und mir gefällt's, Hut ab vor ihrem Mut (und dann noch in allen Farben!). Auf der anderen Seite ist mir bewusst, dass man heutzutage eher die Ausnahme ist, wenn man mal KEIN Tattoo trägt...

Nach all den Krimis fand ich dieses Werk eine gelungene Abwechslung. Und da ich eher die Bücherkäuferin bin (ausser, ich tausche mit jemanden bzw. bekomme eines geschenkt), habe ich es mir sofort online bestellt.

Zum Klappentext:

Geboren als Tochter eines Yakuza-Bosses, wächst Shoko Tendo in den 1970er-Jahren in einer von Luxus geprägten, aber bedrohlichen Umgebung auf. An ihrer Schule wird sie als Yakuza-Kind von Schülern und Lehrern gemobbt. Sie tritt einer gewalttätigen Mädchengang bei und beginnt schon mit 12 Jahren, Speed zu konsumieren. Drogensucht, Armut, psychischer und sexueller Missbrauch sowie zahlreiche Schicksalsschläge ziehen das junge Mädchen immer weiter in den Abgrund. Erst als brutale Misshandlungen und grosse Mengen an Drogen sie mehrfach an den Rand des Todes gebracht haben, beschliesst sie, ihr Leben zu ändern...

Erschreckend ehrlich und ohne jede Bitterkeit zeichnet Shoko Tendo das Porträt ihres Lebens und gewährt tiefe persönliche Eindrücke in die dunklen Seiten der japanischen Gesellschaft.

Meine Meinung

Ich selbst finde es immer schwierig, eine Biografie zu "bewerten". Jeder empfindet es anders und ich finde, es ist ein Leben von einer anderen Person, welches ich bestimmt als letztes beurteilen sollte. Ich habe kein Recht dazu. Klar, andere Autoren schreiben auch über eine Person, aber das sind dann Drittpersonen und es handelt sich nicht um das Leben des Autors/der Autorin.

Was ich einfach sehr eindrücklich an diesem Buch gefunden habe, ist, wie man sich einerseits in die Person Shoko einfühlen konnte und gleichzeitig diese Ohnmacht, schlagende Männer zu verlassen, nachempfinden konnte. Ich stehe jetzt hier und sage zwar, dass ich dies nie mit mir machen lassen würde. Aber nach den Zeilen dieser starken Frau bin ich mir nicht mehr so sicher.

Erschrecken, was sie in jungen Jahren alles durchmachen musste. Und doch kam dieses Gefühl bei mir persönlich nur rüber, wenn sie erzählte, wie sehr sie verprügelt wurde. Ein weiteres Mal ein Gefühl wurde mir erst beim Tod ihrer Eltern vermittelt. Ansonsten erscheint mir das ganze Buch eher abgestumpft und sehr distanziert. Was ich - mit meiner eigenen Diagnose - nur zu gut nachvollziehen kann! Es gab einfach teilweise Dialoge, die ich nicht ganz nachvollziehen konnte.

Mich hat zudem erschüttert, was in der japanischen Gesellschaft alles an Kriminalität geboten wird. Vor allem, wenn man bedenkt, welche Sitten und Gebräuche wir als Europäer von den Asiaten so mitbekommen. Es geht da immer um Anstand, Reinheit und Ehre. Die Augen sind mir in diesem Buch erschreckend krass geöffnet worden.

Das Ende des Buches hat bei mir Hoffnungen geweckt. Und doch fehlten mir noch einige, persönliche Punkte. Wie die Geburt ihrer Tochter, welche sie nur kurz angeschnitten hat. Nicht einmal die Geburt, nur ihre Tochter und in welchem Alter sie diese bekommen hat. Vielleicht alles, damit ein zweites Buch von ihr gekauft wird.

Ich persönlich schenke dieses Buch gerne weiter. Mit dem Vorhaben bzw. dem Wissen, dass jedes Leben seine eigenen Schicksalsschläge auf "Lager" hat und es meist nicht so ausgeht, wie man es sich wünscht. Weil es kein Roman, sondern eine Biografie ist. Und dass ich nicht alleine auf der Welt bin. Und Schicksal doch ungerecht verteilt wird. Manche trifft es kaum, einige werden kurz und einige Male gestreift, andere müssen sich immer wieder damit auseinandersetzen.

Und nein, bei dieser Dame verteilen sich diese Schicksalsschläge nicht auf etliche vierzig Jahre oder mehr. Nein. Es geht mit zwölf los und das Buch endet, als sie knapp 31 ist. Aber das Schicksal schlägt schon viel früher gnadenlos und heftig zu.

Ich bewundere diese Willenskraft und diese Stärke!

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