Mittwoch, 31. Mai 2017

sich unter leute trauen...

Ich habe soeben ein wenig auf Plus-Size-Blogs gelesen und bei einer gemerkt, dass sie - genau wie ich - gerne Dinge umschreibt und Zeit schindet, anstatt direkt auf den Punkt zu kommen :-). Hat mich irgendwie bewogen, hier ein wenig schneller "Tacheles" zu tippen.
 
Ich persönlich habe keine Angst vor grossen Menschenmengen. Mir wird es nicht zu schnell zu "klamm" und ich habe auch keine Platzangst.  Ich liebe es, in einem Café oder auf einer Parkbank zu sitzen und den Leuten zuzuschauen. Meist mit einer Kollegin. Was tragen die Menschen? Was sieht man für Gesichter? Lachen die Menschen? Was machen sie? Wie gehen sie miteinander um? Würde ich das so anziehen oder doch so machen? Oh, woher hat die junge Dame diese tolle Tasche und Schuhe?
 
Aber ich kenne das Gefühl, wenn ich eigentlich nicht unter Leute gehen mag. Es liegt dann meist daran, dass ich unzufrieden mit mir selbst bin (es ist dann jeweils egal, ob körperlich oder als ganze Person gesehen). Und seitdem ich nach Unternehmungen mit Freundinnen  und Bekannten immer mit dem Gefühl und den Gedanken zu kämpfen habe, dass sie eigentlich nur Zeit mit mir verbringen, weil sie es müssen, ist es noch schwieriger, sich zu diesen Verabredungen zu überwinden. Es hat nichts mit dem Umfeld zu tun. Ich meide mittlerweile Menschen, welche mir wirklich nicht mehr gut tun bzw. halte es in Raten. So auch bei Pupa. Wenn ich merke, dass es mir einfach zu viel an Nähe ist oder es einfach kein guter Tag für mich ist, verzichte ich eher, sie zu fragen, ob sie Lust und Zeit auf eine Unternehmung hat. Aber so sollte es ja sein, schön ausgeglichen. Was ich aber überhaupt nicht ausstehen kann, sind kurzfristige Absagen.
 
Zurück zum Thema :-p. Eben, ich habe wirklich meist eine tolle Zeit in der Runde und sollte auch wieder vermehrt lernen, die kleinen Nuancen dieser Treffen zu spüren. Und nicht jedes Treffen läuft gleich ab und nicht immer spricht man mit allen gleich viel. Und eigentlich muss ich doch nicht einer Meinung über jemanden nachrennen, der freiwillig kein Wort mit mir spricht. Umso schöner ist es, wenn man in der Runde sitzt und zum Beispiel merkt, dass eines der stärkeren Bänder zwischen dir und einer anderen Kollegin ist, aber es trotzdem gut in der Runde läuft. So meine zwei hübschen Kolleginnen, welche mal meine Lehrlinge waren (die hübsche Dunkelhaarige und die hübsche Blondine, welche ja immer wieder Sprüche von Mr. Flirty zu hören bekommt. Nun auch nicht mehr so offensichtlich und oft, aber doch noch hie und da :-)).
 
Ich geniesse diese Treffen wirklich. Und doch habe ich jedes Mal Angst davor, nach Hause zu fahren und mich dann mit diesen Gefühlen und Gedanken herumzuschlagen. War ich wirklich ich? Mögen mich die anderen? War ich heute nervig? Habe ich zu viel geredet? War ich zu distanziert? War ich zu forsch? Soll ich mich eher rar machen und zurückziehen? Verbringen die wirklich Zeit mit mir, weil sie es wollen oder zwingen sie sich dazu?
 
Und das sind nur einige. Meist werden dann noch Situationen auseinandergepflückt und diese können mich dann doch zwei, drei Tage beschäftigen un das hemmt natürlich die positiven Erlebnisse während der Treffen. Je nachdem, welche Gefühle und weiteren Gedanken sie auslösen und meist sind das ja dann Existenzzweifel und Gedanken, dass ich nie einen Partner finden und nie Nähe erleben werden darf - sprich, es wird noch unvorstellbarer für mich.
 
Am Mittwochabend vor einer Woche war ich nach Jahren (bestimmt so an die zehn) wieder an einem Bar&Pub. Stellte mich auf viel Gesaufe ein. Zu Beginn war es noch gut, die Frauenrunde auch. Ich fand es so cool, unterschrieb die dunkelhaarige Kollegin ebenfalls bei den "Driving Angelst", obwohl sie gar nicht mit dem Auto angereist war. Aber sie trank keinen Schluck Alkohol und ich liebe diese Einstellung. Die hübsche, blonde Kollegin trank einen gespritzten Weissen und zwei Shots, was ich persönlich nicht wirklich nötig finde (als gar nicht Alkoholkonsumentin), aber total okay. Man hat ihr nichts angemerkt. Dem Rest schon. Und Mr. Flirty war auch ordentlich "gut" dran und irgendwie war ich dankbar für diesen Abend. Einerseits hatte er keine Hemmungen, zuerst eine Bekannte zu favorisieren und kaum war die weg, die blonde, hübsche Kollegin (und so weiter). Ich dachte mir einfach, ob ich wirklich einen Mann will, welcher seine Aufmerksamkeit so verteilt und je nachdem, wer anwesend ist, jemand anderen favorisiert. Es sei dahingestellt, ob Alkohol im Spiel war, er Single ist etc. Es geht ums Prinzip und ich glaube, jede Frau will bei einem Mann einfach spezieller sein, wie die anderen.
 
So auch die Sache mit der Körpernähe. Mein Grossvater war zum Beispiel ein Mann, welcher immer bei den Frauen sass und Witze und Sprüche riss. Ich habe dies von Grosi erzählt bekommen :-) und auf den Fotos sieht man ihn viel in Frauenrunden. Ich habe Grosi gefragt, ob sie dies nie gestört hätte und sie meinte: "Nein, das Vertrauen war da. Und solange er nur gewitzelt hat und es nicht mehr war, war es für mich okay. Ich als Kellnerin musste ja auch mit den Gästen flirten." Chapeau, wer das kann. Und ich glaube, es liegt auch ein wenig an der heutigen Generation. Aber ich persönlich finde es schon eher unangenehm, wenn der Partner bei den wenigsten Frauen Hemmungen in Sachen Berührungen und Nähe hat. Auch da möchte man doch etwas "exklusiver" sein als Frau. Und auch die Menge an Alkohol, welche floss, löschte mir ordentlich ab. Und einmal musste ich ihn zurückhalten, als die Situation brenzlig wurde. Er behauptet nach wie vor, dass er gerne provoziere und die Situation im Griff gehabt hätte, aber ich weiss nicht... okay, ich wäre auch ausgerastet, wenn mir jemand von hinten sein Getränk über den Rücken geleert hätte.
 
Am Freitag traf sich die Gruppe dann, um am See ein wenig Stand-Up Paddeling und Volleyball zu machen. Er kam auch und ja, war beim Volleyball sofort in meinem Team, aufmerksam und fragte mich ein wenig aus. Wollte meine harten Aufschläge sehen und ja, war wirklich einfach er und nett zu uns allen. Hatte keine Scheu vor Nähe und ich musste nicht vergleichen, warum er andere berührt und mich nicht (mache ich allgemein bei allen. Weil ich Angst habe, dass sie sich davor ekeln, mich zu berühren bzw. sich vor meinen Berührungen ekeln und ich könnte dies auch verstehen). Und am Ende lief er sogar neben mir zum Ausgang, musste mich aber ständig mit seiner Schulter an meiner berühren. Klar, ich löschte dann jegliche Grübeleien bei der Heimfahrt aus. Keine Fantasien, keine Gefühle, keine Grübeleien. Einfach so ansehen, dass sich jemand für einen Menschen im Umfeld interessiert und keine Angst vor Nähe hat. Einen guten Kollegen halt bzw. einen guten Bekannten.
 
Am Montag war mal wieder Bachelorette angesagt. Ich werde dieses Jahr zum Zuschauen gezwungen :-). Es fand bei ihm statt und ja, zu Beginn waren wir drei Frauen (die Dunkelhaarige und die hübsche, blonde) und er. Er grillierte und die hübsche Blonde musste weiter zum Training. Natürlich kam dann sofort der Spruch von ihm, dass sie ja nachkommen könne, er würde sie dann auch massieren. Innerlich schüttelte ich meinen Kopf - andererseits kennen wir ihn auch nicht anders.
 
Aber ich habe eine tolle Erfahrung machen dürfen. Sein Vater kam ebenfalls zum Abendessen, reichte uns die Hände und meinte dann zu mir: "Du bist zambrottagirlie?" Ich bejahte. Er meinte weiter, dass er mir etwas zeigen müsse. Ich solle mitkommen. Ich ganz perplex seinem Vater hergedackelt und innerlich hatte ich schon eine Vorahnung, als wir zur Garage gingen. Er arbeitet nämlich bei der Polizei und ich wollte ja früher unbedingt zur Polizei. Ich weiss nicht, warum. Aber ich mag Polizisten in Uniform und auch allgemein finde ich das eine gute Sache :-). Sein Vater arbeitet ebenfalls dort und für eine Feier hatte er einen Oldtimer-Polizei-Wagen in der Garage. Ich juchzte auf und lachte schallend los. Heisst also, dass Mr. Flirty doch zuhört. Denn woher sollte er es sonst wissen. Beim Bar&Pub habe ich nämlich erfahren, dass sein Vater Polizist ist und ob man da eine Fahrt im Dienstwagen organisieren könnte. Er schlug darauf ein und ich glaubte nicht wirklich daran. Einerseits war es so salopp dahergesagt und eben, er war "ganz gut zwäg" in Sachen Alkohol.
 
Umso erfreuter war ich, dass er anscheinend zugehört und es seinem Vater gesagt hatte, als dieser mit dem Oldtimer zu Hause aufgetaucht war. Ja, es hat der Seele wirklich gut getan. Er hat also doch auch ein wenig an mich gedacht ;-p. Sein Vater schlug eine Fahrt nach dem Abendessen vor und ja, es war einfach toll.
 
Der Abend an sich war dann okay. Nach der Sendung redeten wir drei noch ein wenig auf dem Sofa und einmal mehr ist mir aufgefallen, dass er in Sachen Männer und Beziehung bei allen ein wenig nachfragt, aber nicht bei mir. Wir waren nur zu dritt, es wäre kein Problem gewesen. Die Dunkelhaarige erzählte ein wenig und irgendwie kam so gar keine Frage seinerseits mir gegenüber. Andererseits war ich auch froh darüber. Was sollte ich denn gross antworten? Es hätte ja nur noch mehr geschmerzt. Und doch sitzt man bzw. ich dann da, und fragt sich, warum nicht auch ich gefragt werde. Und das die Menschen wohl automatisch davon ausgehen, dass nichts bei mir läuft und ich sie eigentlich verstehen kann (mein böses Ich denkt dies so).
 
Eben, es waren gute Tage und bei der Abschiedsumarmung knallte ich mit meiner Schulter noch an sein Kinn. Ich bin halt nicht klein und zierlich, die die hübsche, blonde. Und ich glaube, Männer möchten es halt, wenn sie das Gefühl haben, eine Frau beschützen zu müssen. Ich entschuldigte mich und bedankte mich erneut für die Fahrt und ja, er blieb neben mir stehen und hielt mich im Arm. Es hat mir einfach gezeigt, dass er mich mag. Und doch musste ich wieder ordentlich gegen Gedanken und Gefühle ankämpfen. Sei es positiver, wie negativer Natur.
 
Und genau diese "Nachwehen" machen solche Unternehmungen schwierig. Weil ich eigentlich mit einem guten Gefühl solche Treffen verlasse, dann aber mit vielen Selbstzweifeln und Selbsthass zu kämpfen habe. Aber ich bin optimistisch, dass auch wieder die "unbesorgte" Zeit mal wieder bei mir Einzug hält. Die letzten beiden Wochen waren ein grosser Schritt in die richtige Richtung.

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