Sonntag, 19. Februar 2017

geburigeschenk, gefühle & allgemeines

Meine zweite Woche Auszeit hat mir noch viel besser getan. Also, auf den ersten Blick in und auf mein eigenes Empfinden mir gegenüber bzw. auf das "auf sich selbst Acht geben".

Ich war auch letzte Woche wieder 5 Kilometer schwimmen. Es war mir sehr wichtig, denn mit meinem eigenen Geburtstagsgeschenk zu meinem Runden Tag in rund zwei Wochen habe ich mir drei weitere Hautverzierungen selbst geleistet :-). Und danach sollte man Chlorwasser 14 - 28 Tage meiden. Und dann werde ich erst wieder im April schwimmen gehen können.

Das Schwimmen an sich hat sehr gut getan. Fast zu gut, ich wurde richtig ehrgeizig. Und eben, ohne angeben zu wollen, war ich für meine 1.5 Kilometer reines Brustschwimmen sehr schnell unterwegs. Teilweise wollte ich schon nach den ersten Runden aufgeben, zog es aber durch und wurde mit einem gewaltig geilen Gefühl nach der Strecke belohnt. Aber der Ehrgeiz war dann auch fast zu viel. Zweimal hätten letzte Woche, nebst Volleyball und langen Spaziergängen mit Schila, ebenso gut gereicht. Aber nein, ich wollte es drei Mal schaffen. Und es ging dann auch auf.

Körperlich hat sich die Ausdauer natürlich auch gezeigt. Klar, ich war schon immer mollig, aber sportlich immer gut mit dabei. Abgesehen von Joggen habe ich mich immer gut beweisen und Leute um mich herum zum Staunen bringen können. Aber mit dem zusätzlichen Schwimmsport habe ich mich noch fitter und wohler gefühlt. Mit dem Rücken ging es auch einigermassen, wobei mir bewusst ist, dass der wegen dem Stress und diesem Wetterwechsel gemotzt hat.

Die Veränderung in Sachen Körper nehme ich auch bewusst war. Weniger Bauchumfang, schmaleres Gesicht und die Beine sind auch schmaler. Aber eben, es wäre etwas Positives, wenn ich bewusst abnehmen würde. Wie schon einmal erwähnt, ist es ein schöner Nebeneffekt. Aber das Traurige daran ist, dass ich aktuell hungere, weil ich es anders einfach nicht schaffe. Es ist nicht, weil ich schlanker werden möchte. Ich kenne mich nur so mollig und eben, mein Kleiderschrank ist voll mit wunderschönen Kleidern und tollen Lederjacken - das viele Geld würde mich reuen. Das Hungern setze ich ein, um mich nicht mit Gefühlen auseinandersetzen zu müssen. Um mich nicht mit mir und meinem aktuellen Leben befassen zu müssen. Um immerhin irgendwo das Gefühl der Kontrolle zu haben. Ja, mit hungern habe ich mein Essverhalten unter Kontrolle. Und wenn du das Gefühl hast, so gar nichts in deinem Leben im Griff zu haben, dann hungerst du und hast dadurch Kontrolle. So geht es mir zumindest.

Und ja, es ist nicht normal, wenn man auf den Tag verteilt eine bis zwei Scheiben Brot mit etwas Frischkäse und Fleisch zum Frühstück zu sich nimmt und danach nur noch Früchte wie Äpfel, Bananen und Orangen und zwei bis drei Milckaffees zu sich nimmt. Mit so viel Sport nebenbei ist es einfach nicht mehr normal. Und mit den Gedanken zusätzlich, die auch noch aufkommen, weiss ich ganz genau, dass es kein normales Essveralten ist. Wenn ich mir einmal in der Woche Pasta "erlaube" und ansonsten immer wieder auf Brot am Morgen verzichte... wenn ich es geniesse, wenn mein Magen nach Hunger schreit... Ganz gefährliches Spiel, ich weiss.

Aber wie gesagt, es wiederholt sich vieles. Es hat nach wie vor mit meinem Gefühl des Versagens zu tun und ich halte mir halt immer wieder gerne vor Augen, was ich alles mit meinen Lebensjahren noch nicht geschafft habe und wo ich mich selbst gerne eigentlich gesehen hätte, wenn alles nach Plan verlaufen wäre. Tja, life's a bitch, baby.

Es ist schwierig, zu erklären. Ich habe nicht mehr den Drang, mich zu verletzen und mir das Leben zu nehmen. Aber mir persönlich wäre es auch egal, wenn mein Leben nicht mehr allzu lange andauern würde. Ich selbst bin mir gleichgültig, ich mache mich verbal oft selbst sehr klein und funktioniere halt nach aussen. Bin nach wie vor die super zambrottagirlie. Lustig, aufgestellt, humorvoll und der dauerhafte Single. Lasse mir nichts anmerken.

War die letzten zwei Wochen zu Hause und habe ordentlichen Bammel vor morgen. Werde wahrscheinlich wieder meine Maske aufsetzen und allen etwas vorspielen. Eins habe ich leider im Leben gelernt: es interessiert eh kein Schwein, wie es innen in dir aussieht.

Es gibt Menschen, die sollte ich meiden. Die verdammt viel in mir auslösen. Gestern passiert. Ich habe die ehemalige Mitarbeiterin mal wieder bei ihrem Spiel unterstützt. Ihr erinnert euch vielleicht, beim letzten Spiel hat oder wollte mich Mr. Flirty nicht sehen. Dieses Mal habe ich meine Teilnahme erneut bestätigt und gemeint, dass ich früher gehen müsse, weil ich noch weitere gehen würde. Das Spiel ging los und mir war egal, wer sonst noch anwesend war.

Und auch diesmal war da wieder dieses Gefühl... Ich sah genau zu Mr. Flirty, als dieser den Raum betrat. Es war so komisch. Es ist nicht das erste Mal, dass ich das Gefühl habe, es zu spüren, wenn er einen Raum betritt und genau dann in seine Richtung zu schauen. Er setzte sich recht schnell hin und mir war es egal. Ich wollte nichts denken und konzentrierte mich auf das Spiel. Ich hatte im Gruppenchat geschrieben, dass ich anwesend sein würde und mir war es total gleichgültig, ob er es checken würde, dass ich also auch anwesend sein würde oder nicht.

Die Pause kam und er lieft von A nach B und begrüsste ein paar Menschen. Ich achtete darauf, weiterhin gleichgültig zu wirken. Und nach einer kurzen Pause ging das Spiel weiter. Innerlich schüttelte ich den Kopf und mein Kritiker meinte zu mir, dass dies doch logisch sei. Der würde sich für mich schämen und es ging dann weiter mit: "zambrottagirlie, schau dich mal an, erfahrungsgemäss will kein Mensch etwas von dir. Schau dir diese tollen, schlanken und hübschen Spielerinnern an. Deren Frisuren. Deren Elan. So etwas will ein Mann. Nicht dich. Du mit deinen Problemen."

Ich hatte keine Lust, innerlich gegen den Kritiker anzukämpfen. Er hat ja recht. Es sei dahingestellt, dass ich mein Umfeld damit nicht belaste, weil ich nichts von mir Preis gebe. Weil ich trotzdem immer funktioniere und weiss, dass ich - egal, wie schlimm es noch werden wird - immer weiter kämpfen werde und  ich mir selbst das Aufgeben nicht eingestehen kann. Dass ich, sollte ich jemals Kinder habe, mein Bestes gebe und es irgendwie schaffen werde. Dass ich, sollte es jemals zu einer Partnerschaft kommen, meinen Partner nicht mit meinen Ängsten, Gedanken und meiner Vergangenheit übermässig strapazieren und überfordern werde. Wahrscheinlich wird eher das Problem sein, dass ich nichts von mir erzähle.

Ich sass also da und plötzlich sah ich jemanden, die hohen Stufen der Tribüne in meine Richtung hinaufspringen. Ein grosser Mann liess sich neben mich plumsen, umarmte mich mit seinem linken Arm und zog mit am linken Oberarm in seine Achselhöhe. So viel Freude über meine Wenigkeit, meine Anwesenheit und dieser Name... konnte nur Mr. Flirty sein. Ich blickte erschrocken nach rechts, in sein Gesicht und er meinte nur: "zambrottagirlie!" In der Kurzform. Ein Spitzname, den ich überhaupt nicht mag und den nur er sagen darf. Warum auch immer. Aber es ist die schlimmste Abkürzung meines eh schon dummen Namens. Meine Reaktion war eher distanziert und auf zweite Sicht hin vielleicht ein wenig verhalten. Heute habe ich mir natürlich Gedanken gemacht, ob meine Reaktion vielleicht auch etwas anklagendes hatte. Oder nicht gerade Erfreutes. Ich lachte nämlich, umarmte ihn nicht, sondern sass einfach neben ihm und meinte: "Danke, jetzt weiss jede do, wie ich heisse." Er lachte zwar auch und ja, er hatte mich wirklich überschwänglich begrüsst. Aber irgendwie war da noch die Aktion des letzten Spiels in meinen Knochen und er hatte mich wirklich in meinem Gedankenchaos erwischt. Und im Nachhinein soll er vielleicht auch nur ein wenig merken, dass ich auch "anders" kann. Wobei ich natürlich nicht auf solche Spielchen stehe. Intuitiv wollte ich ihn eigentlich nach der Begrüssung umarmen und ich glaube, er traute sich nicht, den ersten schritt zu machen. Aber irgendetwas hinderte mich daran. Ich wollte mir selbst einfach Distanz einbläuen, um ja keine Gedanken und Grübeleien in Gange zu setzen.

Denn jedes Mal, wenn wir aufeinandertreffen, denke ich, dass da Mehr ist. Eine Frau spürt das doch. Okay, dachte ich auch schon bei anderen Männern, fällt mir auf. Aber bei ihm ist es anders. Er meldet sich ansonsten nicht und ja, das wäre ein sehr wichtiger Kritikpunkt, wenn mehr daraus entstehen sollte. Und doch... wenn wir zusammen sind, ist da einfach dieses Gefühl. Und das er meine Nähe sucht. Und das er gerne Zeit dann mit mir verbringt. Ausser, er macht es, weil er keine Angst haben muss, weil er eh nichts für mich empfindet und also gar nicht so weit überlegt, was es bei mir als Frau auslösen könnte. Keine Ahnung, wie Männer da ticken.

Naja, die Situation von gestern ist vorbei und ich kann nur hoffen, dass er sich da nicht wirklich so viele Gedanken macht, wie ich mir. Jedenfalls blieb er dann neben mir sitzen und ich hatte schon einen Spruch auf den Lippen. Liess es aber sein. Ich wollte ihn nicht ganz vergraulen. Ich wollte es irgendwie lustig halten und sagen, dass ich es mir gewohnt sei, unsichtbar für Männer zu sein. Aber doch enttäuscht gewesen sei, als er mich nicht gesehen hätte (beim letzten Spiel). Aber es schien mir nicht richtig und so sassen wir da und schauten das Spiel. Davor hatte er vor mir gesessen und auch hier hatte ich einen Vergleich. Er sass im Vergleich davor sehr nahe bei mir. Ich spürte immer mal wieder seinen Oberarm und lange auch seinen Oberschenkel an meinem. Und wenn nicht diesen, dann seinen Fuss an meinem. Und als ich ihn etwas fragte und er mir etwas erklärte, bemerkte ich plötzlich, dass er richtig rot war. Und dies war nicht, weil er mich gerade begrüsst hatte. Nein, dies war ein paar Minuten später, als er bereits bei mir sass. Und da machte es bei mir: Mr. Flirty, rot? Wirklich jetzt? Mr. Flirty? Habe ich doch noch nie so gesehen.

Und auch da war dieses Bauchgefühl. Es kam die Pause und er wollte sich von einer Kollegin verabschieden. Ich nickte und er streifte noch einmal mein Knie und meinte: "Ganz churz!". Also, er strich eher weniger mein Knie, als er seine Hand nochmals darauf legte. Ich nickte und blickte auf die Uhr. Okay, für mich war es sowieso an der Zeit, zu gehen. Ich hätte ihn gerne umarmt, aber weg war er schon. es ist schon krass. Einerseits wollte ich Distanz und dann wieder die Sehnsucht nach dieser einen, langen Umarmung, die mir bis heute geblieben ist. Ungewohnt, aber so bin ich nun mal. Vor allem, weil sich diese Umarmung richtig gut angefühlt hatte. Weil es für mich stimmte und weil er da auch noch so wohlig geseufzt hatte, als er mich in seine Arme schloss. In diesem Moment hatte ich mich einfach wirklich richtig gemocht und umarmt gefühlt. So real und so herzlich ehrlich. Und ich glaube, dieses Gefühl vermisse ich

Ich ging dann und sah ihn nicht mehr. Und es kam, was kommen musste. Ich fuhr zu Laura und ermahnte mich, nicht zu viel zu grübeln und vor allem nicht zu viel hinein zu interpretieren. Ging dann gestern Abend plötzlich nicht mehr und hält natürlich an. Und ich weiss nicht, wie davon loskommen.

Eins weiss ich: er scheint mich zu mögen. Ja. Vielleicht mehr, wie andere. Ja. Er zeigt es mir auf seine Art und Weise. Ja. Aber tut mir das gut, diese Ungewissheit? Nicht wirklich. Ist er auch zu anderen so? Kann ich nicht sagen. Nein, in meiner Anwesenheit nicht. Wie er sonst ohne mich ist, habe ich keine Ahnung. Vielleicht hat er selbst gemerkt, dass er zu offen und zu forsch war und will nicht, dass ich seine wahren Gefühle erkenne. Hält sich deshalb zurück.

Oh mein Gott, ich stecke wieder in einem Strudel von Grübeleien, ausgelöst von Hirngespinsten und keinen Tatsachen. Aufhören damit. Es wird nie etwas sein. Dazu schäme ich mich zu sehr für mein Handicap und mein Alter und den damit kaum vorhandenen Erfahrungen. Das wird nur immer schwieriger und die Hürde immer höher. Ich habe mit diesem Thema Männer abgeschlossen. Es wird nicht einfacher und ich habe keine Lust auf diesen Kritiker, der mich auslacht und noch kleiner wirken lässt mit seinen bösen Gedanken. Ich bin eine Versagerin und sollte mich allgemein schämen. So etwas will keiner. Es ist einfacher, daran zu glauben als immer wieder zu hoffen.

So, schon wieder ein viel längerer Eintrag, wie geplant. Ich habe Bammel vor Morgen. Bammel vor den kommenden Monaten. Wie gesagt: ich funktioniere und gebe mein Bestes. Aber innerlich stirbt immer mehr etwas von mir ab und es ist mir so etwas von egal, wie es weiter gehen wird und für wie lange noch. Von mir aus könnte meine Zeit hier auch vorbei sein. Dieses Gefühl des Versagens. Ekelhaft. Ich glaube, es wäre nicht so schlimm, wenn ich nicht so ein perfektionistisch angehauchter Mensch wäre, der enorme Ansprüche und Erwartungen an sich selbst hat.

Aber das Wichtigste ging fast vergessen :-)! Ich habe drei neue Tattoos und ja, ich zweifle noch ein wenig. Vor allem, weil ich alt im innern doch eine Rebellin und ein etwas rockiges Herz habe. Mein Musikgeschmack geht eher Richtung House - aber ich mag es, mich eher rockig anzuziehen. Ich freunde mich immer mehr damit an. Ja, ich wollte nie rechts tätowiert werden. Aber habe nur eine, einzelne Masche. Ein Schmetterling, der mich an mich selbst erinnern und eine Rose mit Flügel, welche für mein Firmgotti stet. Alles Stellen, die man auf den ersten Blick nicht siet, war mir wichtig. Und wenn schon, es ist mein Leben, meine Vergangenheit, mein Schicksal und mein Körper. Ich liebe Tattoos und schaue sie mir gerne an. Aber bin für den Moment meinen Vorstellungen an eigenem Körperschmuck sehr nahe gekommen. Für den Moment reicht es :-). Ich fühle mich "ergänzter" und "kompletter". Und irgendwann sind sie Teil von mir, wie die restlichen 6 :-).

Es gibt Menschen, die schreiben ihre Geschichte auf Papier.

Andere schreiben ihre auf ihren Körper :-).




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