Samstag, 24. September 2016

der menschenräuber

Kurze Info: es werden im Verlauf dieser Woche viele Zusammenfassungen von Büchern erscheinen - hatte viel Zeit in Italien und dementsprechend viele Bücher verschlungen ;-).


Ich habe mir kurz vor den Ferien zwei Bücher von Sabine Thiesler geleistet, welche noch nicht in meinem Regal stehen. Ich bin eher jene, welche Bücher kauft und bestellt – wobei ich nur fast ausschliesslich Bücher von meinen Lieblingsautoren bestelle. Dazu gehören Andreas Franz, Sebastian Fitzek, Arno Strobel, Charlotte Link und eben Sabine Thiesler. In regelmässigen Abständen schaue ich online nach, ob neue Werke erschienen sind bzw. nächstens herausgegeben werden.


Zum Klappentext:


Zuerst verliert er durch einen schrecklichen Unfall seine Tochter. Dann seinen Beruf und schliesslich seine Frau. Als der erfolgreiche Medienmanager Jonathan in einem einsamen Bergdorf in der Toskana ankommt, scheint er am Ende zu sein. Doch dann trifft er die junge Sofia und beginnt mit ihr ein neues Leben, bis ihn die Vergangenheit einholt. Aus Rache wird er zum Mörder, aber das ist erst der Anfang…
Meine Meinung:
In Sachen Siena, Ambra und Umgebung ist Thiesler einfach unschlagbar. Sie scheint sich dort gut auszukennen, die meisten ihrer Bücher spielen immer wieder dort. Mir persönlich gefällt es. Wie auch dieses Werk, wobei ich die ganze Zeit über das Gefühl hatte, Thiesler hat mit angezogener Handbremse geschrieben. Nach dem zweiten Werk innerhalb von knapp vier Tagen hatte ich dann auch den direkten Vergleich und die Bestätigung, dass sie hier nicht all ihre schreckliche Fantasie hat spielen und walten lassen.
Nichtsdestotrotz ist es ein gelungenes Werk. Flüssig geschrieben, viele Dialoge, keine langweiligen Seitenfüller – nein, einfach abwechslungsreich in Sachen Personen, viele gute Charaktere und spannende Zeilen. Manchmal wurde es dann sogar mir ein wenig zu grotesk, aber genau das macht es für mich dann eben wieder aus. Ein Thriller oder Psychodrama müssen halt immer eher so geschrieben sein, dass ich mir den Film dazu direkt vor Augen vorstellen kann.
Zu Beginn tat mir dieser Jonathan leid. Es läuft wirklich vieles schief und irgendwie sieht man das Ende seiner Ehe schon früh kommen. Unglückliche Umstände führen dann zu seiner „Flucht“ ins Ausland und dort baut er sich dann ein neues Leben auf. Wobei es dann doch eher ein wenig schwierig ist, damit umzugehen, dass er sich in eine Frau verliebt, die seiner verstorbenen Tochter so verdammt ähnlich sieht und dann eine Beziehung mit ihr beginnt. Küssen, Intimität – da kam bei mir einfach schnell das Wort Unzucht in den Sinn. Aber mit der Zeit hatte er Probleme mit dieser Nähe und distanzierte sich immer mehr in Sachen Sexualität von seiner Ehefrau Sofia.
Lange geschieht im Buch eher weniger. Natürlich gibt es ein Schicksalsschlag nach dem anderen, aber dabei geht es eher um die Vergangenheit von Jonathan und seiner Frau (eine Primaballerina, welche zum Höhepunkt ihrer Karriere schwanger wird mit seiner Tochter, welche dann im Verlauf des ersten Drittels stirbt…) sowie die Vergangenheiten des Täters und dessen Familie.
Richtig spannend wurde es erst, als die Familien nach knapp zehn Jahren durch Umstände aufeinandertreffen. Und da kommt das Krankhafte in Jonathan heraus. Und ganz ehrlich: manchmal konnte ich ihn sehr gut verstehen und mich in ihn hinein fühlen. Vor allem, wenn ein Mensch im öffentlichen Verkehr sterben muss, nur, weil jemand besoffen mit dem Auto durch die Stadt rast. Müsste ich jemanden auf diese Art und Weise verlieren, dann wüsste ich auch nicht, was mir alles so für Gedanken in den Kopf steigen würden. Es gibt Dinge, die „laufen“ einfach blöd. Aber bei Alkohol, Rausch und Drogen verstehe ich einfach keinen Spass mehr.
Die Seiten wurden immer weniger, Sofia schient etwas zu ahnen, aber doch nichts dagegen tun zu wollen und plötzlich kam so ein schnelles, fulminantes Finale, dass nicht einmal mehr ich nachkam. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber Sofia hat einen Grund bzw. eine Vorgeschichte, warum sie nicht wirklich alles mitbekommen kann, was Jonathan so macht. Aber sie hätte doch eher auf ihr Bauchgefühl hören sollen. Fakt ist, dass Jonathan sich dann schlussendlich doch nie wirklich richtig an den Haupttäter rächen konnte. Er wurde zum Mörder, aber der, der seine Tochter umgebracht hat, wird nicht von ihm, sondern einer anderen Person tödlich verletzt.
Das Ende fand ich dann wirklich eher platt und irgendwie… so husch husch und rasch hingeschrieben. Das Buch war so lange im Aufbau der Geschichte, dass ich mir da doch mehr erwartet hätte. Aber wahrscheinlich hätte man diesen Charakter Jonathan bis zum eigentlich Schluss mit Handlungen und weiteren Vorkommnissen nicht mehr steigern können. Ich persönlich fand das Ende nicht wirklich gut, aber insgesamt fand ich das Werk verdammt spannend!
Es muss ja nicht immer um Mord und Totschlag gehen. Ich persönlich finde diese „Psychospiele“ mit dem Leser fast spannender ;-).
Das Buch werde ich ganz bestimmt behalten, das ist beschlossene Sache. Aber das zweite Werk hat mich dann doch eher (noch mehr) aus den Socken gehauen…

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