Mittwoch, 23. Dezember 2015

das gefühl hält an...

Ich musste gestern extrem stark bleiben, um nicht in alte Muster zurück zu fallen. Es war wirklich ein Kraftakt und lediglich die Tatsache, dass ich heute noch arbeiten muss und wahrscheinlich noch kurzärmlig in einer Bar herumlungere, hielten mich davon ab.

Und irgendwie auch die bis jetzt geschaffte Zeit ohne Selbstverletzung. Ich möchte nicht nach 18 Monaten wieder das Gefühl des Versagens mit mir herumtragen. Und natürlich auch die Aussicht auf ein Tattoo am linken Oberarm in der Innenseite. Da sind Narben nicht wirklich förderlich.

Ich bin nach wie vor sehr enttäuscht. Ich möchte nicht, dass es falsch verstanden wird. Ich freue mich für mein Arbeitsmutti und sie hat es wirklich verdient, eine Stelle, bei der ihr Arbeitseinsatz mit entgegengebrachter Wertschätzung belohnt wird, antreten zu können. Dies hier wird immer unterirdischer hier... Und doch: sie hat sich nach längerem Zögern bei der ausgeschriebenen Stelle erst telefonisch gemeldet, als die ersten Gespräche dort schon liefen. Bekam spontan und kurzfristig eine Einladung zum Gespräch. In einer Nacht und Nebelaktion haben wir ihre Dokumente mittels Hilfe meiner Bewerbungsunterlagen aufgesetzt, welche ich ihr wirklich von Herzen gerne zur  Verfügung gestellt habe. Ich mag es ihr gönnen. Und ich bin froh, habe ich sie. Sie ist mir eine sehr grosse Stütze.

Und doch: sie hatte so ein Glück und ich muss mich mit einer Absage herumschlagen. Wobei mir bewusst ist, dass es nur deswegen so sehr schmerzt, weil ich all meine Hoffnung auf Besserung in diese eine Stelle gelegt habe. Ich habe es als Anker für mich gesehen. Denn künden ohne neuen Job - das habe ich einmal gemacht und werde ich nicht wieder so schnell machen.

Vor allem nicht mit diesem Lebenslauf. Es ist nun mal schwierig, wenn man lediglich befristete Springereinsätze hatte und immer wieder mal auf Arbeitssuche war.

Natürlich habe ich nach der Absage auch mein Mutti darüber informiert. Der Frust und die Enttäuschung mussten raus. Sie meinte lediglich etwas von Kopf hoch und auch mein Arbeitsmutti meinte, dass es halt so sein musste. Das Richtige müsse noch kommen.

Ich hatte gestern Mittag abgemacht und wurde kurzfristig versetzt. Ich war also schon auf hundertachtzig. Für Frustkauf hatte ich kein Bargeld und keine Karte dabei. Selbstverletzung viel aus. Da entschloss ich mich dazu, einen Drive-In in Sachen Fast Food aufzusuchen. Es musste irgendwie einfach sein. Und da es seit Amerika nicht mehr alle Wochen vorkommt, dass ich einmal dort anhalte, wollte ich es mir gönnen. Vor Amerika war es schlimm. Mit Pupa war ich bestimmt einmal in der Woche in einem Fast Food Laden. In Amerika war ich in keinem einzigen (auch kein Kentuky fried Chicken, Takko Bell und weiss ich was... Da war ja eher Hungern bei mir angesagt...) und nach Amerika meinte ich zu ihr, dass wir das wirklich runterschrauben müssen. Da vergeht dir ansonsten noch die Lust. Und gestern schien es mir angemessen. Und tja, ich muss ja nicht erwähnen, wie ein Fressanfall so aussieht.

Aber ich brauchte es irgendwie. Kurz nach dem Anfall ging ich mit Schila raus an die Sonne. Bemerkte schnell, dass ich mich zu warm angezogen hatte und es war mir doch irgendwie egal. Ich war so in Rage, stapfte regelrecht durch die Natur und zum ersten Mal war mir so egal, dass ich dadurch zu schwitzen begann. Aber es wurde und wurde nicht besser. Schila schien zu merken, dass irgendetwas nicht stimmt. Sie liess mich nicht aus den Augen und wich auch am Nachmittag nicht von meiner Seite. Sie war immer dort, wo ich war und dränge sich schon regelrecht auf. Drückte und schmiegte sich ganz nah an mich. Und wenn ich ehrlich bin: es war das, was ich brauchte. Es löste sich viel an Anspannung bei mir und gestern war nach langer Zeit ein Tag, an dem ich einfach heulen konnte. Wo die Tränen endlich liefen und ich einfach alles rauslassen konnte.

Der Abend im Volleyball war dann solala. Einerseits war da meine Ablenkung nicht anwesend und andererseits war ich irgendwie ganz groggy und schwach vom vielen Geheule. Es hätte besser laufen können, ganz ehrlich. Da die Feiertage so fallen, wie sie fallen, setzen wir nur eine Woche aus. Und am 5. Januar geht es schon wieder los, juhu! Und ich freue mich darauf! Und mein Vorsatz 2016 ist, eine zweite Plauschgruppe für mich zu finden, bei der es für mich zwischenmenschlich stimmt.

Aber am Mittag war es so schlimm, dass ich sogar gegen Mutti schoss. Sie konnte ja nichts dafür und es ist ja auch mein Lebensgrundsatz, dass alles so kommen wird, wie es muss. Und das alles irgendwie seinen Grund haben wird. Und das nun etwas besseres auf mich wartet. Aber als sie mir sagte, dass das Bessere nun noch kommen wird, sah ich nur noch rot. Meinte etwas von das diese Stelle also auch als bestes für mich gedacht war, ich dies aber nicht sehen würde, dass mein Aufenthalt in der Tagesklinik auf das Beste für mich sein hätte sollen und und und. Und das ich dies wahrscheinlich alles erst erkennen würde (das Positive darin), wenn ich zwanzig Jahre unter der Erde liege. Und ich war so in Rage, dass mir auch herausrutschte, dass ich nur darauf warten würde, dass mir der Entscheid, zu gehen, endlich abgenommen wird.

Es klingt hart, aber so fühlt es sich für mich an. Ich versuche optimistisch zu bleiben und ich arbeite ja auch daran, dass es mir besser geht. Ich krampfe, kämpfe und versuche, das Positive zu sehen. Aber ich habe und habe und habe keine Lust und keine Kraft mehr. Ich habe die Grenze, bei der ich mich vor sieben Jahren einweisen lassen habe, schon vor Amerika bereits überschritten und würde ich nur Teilzeit arbeiten, wäre ich schon längstens wieder in der Klapse. Ich unterdrücke tiefschwarze Gedanken und lediglich mein Gefühl, eh schon eine Enttäuschung für meine Eltern zu sein und ihnen nicht wieder das gleiche Zumuten zu müssen, hält mich davon ab, einfach wieder alles und mich selbst aufzugeben. Und weil ich weiss, dass ich das nicht noch einmal schaffe. Einmal mehr bin ich froh, wohne ich noch zu Hause. Hat das alles doch etwas Gutes. Alleine nach Hause kommen nach so harten Tagen - nein danke. So muss ich als Teil einer "Herde" funktionieren. Man zählt auf mich. Ich habe ein wenig Ablenkung. Und komme auf keine dummen Gedanken.

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