Sonntag, 6. Dezember 2015

erkältet & so kenne ich mich gar nicht

Ich habe kein Verständnis dafür, wenn Mitarbeiter krank zur Arbeit kommen und das Risiko in Kauf nehmen, andere Mitarbeiter anzustecken. Bei einer Erkältung, einem Schnupfen oder einem Husten ist es etwas anderes.

Aber bei einer Grippe könnte ich rasten. Meine Vorgesetzte ist heldenhaft arbeiten gekommen und erst, nachdem mein Bürogspänli fürsorglich zehn Mal wiederholt hat, sie solle nach Hause gehen und sich auskurieren, hat sie klein beigegeben. Theater das. Ich war dann wirklich wütend, als mein Hals am Donnerstag zu kratzen begann.

Egal, ob man nach der ersten Grippe abgehärtet ist für eine Saison und weiss ich was für schlaue Sprüche: Bei Grippe verstehe ich keinen Spass. Mein Immunsystem ist extrem herausgefordert worden und als Ergebnis hatte ich ein etwas benebeltes Weekend mit Husten und weglaufender Nase sowie Müdigkeit. Okay, ich kann mich nicht beklagen, es hätte schlimmer kommen können. Und ich habe mich ja auch zusammengerissen und war freitags noch unterwegs, aber merkte da schon teilweise meine brennenden Knochen und Augenlider.

Mir geht es ums Prinzip: wer krank ist, sollte im Bett bleiben. Und nicht noch als vermeitlicher Held nach Aufmerksamkeit gieren und seine Schwäche hinter einer angeblichen Stärke verstecken. Wenn man krank ist, ist man krank. Fertig. Mit Fieber gehört man nicht vors Haus. Abgesehen von kurzen Spaziergängen. Da habe ich die Erfahrung gemacht, dass es mir persönlich hilft. So war ich gestern auch warm eingepackt mit Schila auf einer Runde.

Am Dienstag habe ich mich nicht wiedererkannt. Beiläufig hat Laura erwähnt, dass bei ihr im Geschäft das jährliche Bowlingevent stattfinden würde. Sie als einzige Frau vom Büro und ein paar willkürliche Mitarbeiter vom Bau und/oder Büro. Alles ganz spontan. Ich erkannte mich nicht wieder, als ich irgendwie scherzhaft anmerkte, dass ich da auch gerne mitmachen würde. Sie ging darauf ein und schwups: war ich mit von der Partie. Ich kenne mich wirklich nicht so. Ich, die schüchterne, welche sich kaum traut, nachzufragen oder sich als Begleitung vorzuschlagen. Und dann noch mit wildfremden Menschen etwas unternehmen! Und ich habe dabei die Initiative ergriffen!

Puah, irgendwie war ich doch sehr überrascht. Es kam der Donnerstag, erste Anzeichen machten sich bemerkbar, dass sich etwas anbahnte an Erkältung. Der Freitag war solala, ich wollte noch abwarten und nach der Arbeit schlief ich dann fast zwei Stunden durch. Spontan sagte ich Laura doch zu und schwups, war ich schon mitten im Abend.

Wir waren zwei Frauen und acht Männer. Männer im Alter von jünger wie ich bis Alter von Babbo. Also von 21 - 58. Es war eine wirklich lustige Runde, die meisten Herren sprachen halt Portugiesisch oder Spanisch. Aber eher Portugiesisch. Es gab alles: Familienväter, Schweizer, Alleinstehende, junge, grosse, alte, lustige, laute und ruhige. Und es war einfach eine tolle Runde. Ich fühlte mich nie irgendwie blöd von der Seite angemacht oder ausgeschlossen. Ich zählte sogar in den ersten zwei Runden zu den Besten :-).

Es war einfach lustig, wie die Herren Sprüche klopften und sich hochnahmen. Ich kenne es halt von der Maurertätigkeit meines Vaters, Onkels und Bruders. Dieser Umgang miteinander. Und die Südländer mit ihren Sprüchen und ja, dieses dreckige Lachen teilweise hat mir einfach gefallen. Ich fühlte mich in meiner Welt. Es war nicht primitiv. Überhaupt nicht. Es war locker, lustig und gesellig. Wie in meiner zweiten Heimat Italien halt. Und die Männer schienen ihre Freude an unserer Gesellschaft auch zu haben. Man kam nicht mit jedem gleich gut ins Gespräch, aber ich taute immer besser auf.

Ich schaute dem Treiben teilweise echt gerne zu. Diesem Gelächter. Dieses sich gegenseitig hochnehmen und diese Sprüche. Ab und zu verstand ich auch ein Wort. Die Männer genossen einfach ihre Zeit. Und meist sind es ja Familienväter, welche hier ihr Geld verdienen, zusammen in einer Wohnung hausen und das Geld für die Familie in der Heimat verdienen und dorthin schicken. Und Babbo hat das ja als junger Mann auch so erlebt. Sprich mein Onkel. Eigentlich all meine Onkel, welche hier in jungen Jahren ihr Geld hart auf dem Bau verdient haben.

Danach gingen wir noch spontan mit in eine Bar. Es ist eine bekannte Rockerbar hier in der Region, ich war vor zig Jahren fast wöchentlich dort. Da war ich im Bloggen schon aktiv mit dabei, da gab es etliche Einträge auf meinem früheren Blog ;-). Es war schon cool, diese Menschen zu sehen. Und ich fühlte mich schnell wohl unter all diesen tätowierten Menschen :-). Manchmal war ich wieder verunsichert über Blicke von anderen Männern (nicht aus der Gruppe an diesem Abend), wusste nicht, wie sie einordnen.

Aber war schon ein geiles Gefühl, so mit sechs eigenen "Bodyguards" ;-p. Die Männer gingen voraus und machten uns Frauen so den Weg frei. War schon irgendwie ein lustiges Erlebnis und Gefühl, haha! Der einte aus dieser Abendgruppe war auch voll an beiden Armen tätowiert. Dazu noch farbig. Mein Geschmack :-). Er ist verheiratet und für mich war klar, dass da nicht mehr werden würde. Und doch schaute ich mir diese Tattoos sehr gerne an ♥. Und auch sonst gab es in dieser Bar viele attraktive, (un)tätowierte Männer. Und es gibt Männer, die wissen, wie sie mit Parfum und Aftershave umgehen müssen. Ich rieche das so gerne an Männern, mh.... Diese Bar ist zwar eine Rockerbar. Aber es gibt dort alles. Jegliches Alter und jegliche Stile. Von Rocker über Normalo bis hin zu etwas zu übertrieben stark geschminkte Frauen. Aber es klappt. Es ist ein Miteinander. Und ja, mir haben die Männer dort schon immer gefallen. Vor allem sind dort halt viele tätowierte Menschen unterwegs. Und als Frau kann man auch in Jeans und einem einfachen Shirt dort auftauchen.

Das Beste war aber, als wir unsere Ausweise zücken mussten und der Mann auflachte, weil er uns so viel jünger geschätzt hatte. Wir fühlten uns natürlich geschmeichelt :-).

Und als wir die Bar verlassen wollte, öffnete ich die Tür und der Typ rechts von mir schaute mich an, strahlte wie ein Marienkäfer, "fäustelte" leicht gegen meinen Oberarm und meinte (immer noch über beide Wangen lächelnd), was ich doch für eine Hübsche sei. Was machte zambrottagirlie? Sank verunsichert und knallrot ihren Blick. Aber hei, es hat meinem Ego nicht geschadet. Es war wirklich ein schöner Abend. Und auch, wenn es nun vielleicht einen Tag mehr an Genesung benötigt: ich habe viel neues über mich und meinen aktuellen Standort gelernt. Und einfach mal wieder einen Abend geniessen können. Es war schön. Punkt.

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