Montag, 14. Dezember 2015

free hugs

Am Samstag war ich mit Pupa und ihrem jüngsten Sohn am Weihnachtsmarkt in der Nähe bzw. bei ihrem Wohnort. Seit ich sie kenne, treibe ich mich des Öfteren dort herum. Sie wohnt in der Nähe des Sees und ja, wenn es schön ist, geniessen wir die Stunden dort.

Es war ja traumhaftes Wetter am Samstag. Zwar recht frisch, aber doch noch sonnig und diese traumhaften Sonnenuntergänge in letzter Zeit - sind die euch auch schon aufgefallen? So war es auch am Samstag.

Ich mag Weihnachtsmärkte nicht wirklich. Allgemein diese Jahreszeit. Es ist einfach nicht meins. Ich werde somit über die Weihnachtszeit auch nicht nach Italien fahren, obwohl wir zwei Wochen lang das Geschäft geschlossen haben.

Und doch: wir wollten einfach ein wenig unter Leute. Zum Glück traf ich auf niemanden, den ich kannte. Ich hatte schon Horrorszenarien im Kopf.

Plötzlich stand eine Frau mit einem Fähnchen vor uns. Sie meinte zu mir, ob sie mich in den Arm nehmen könnte. Auf dem Fähnchen stand etwas mit "Wärme für alle" oder so etwas. Ich meine, Free Hugs kenne ich ja nur zu gut aus Amerika. Dort haben sie sogar auch über Experimente berichtet, wo sich Schauspieler bewusst als Obdachlose verkleidet hatten, um die Reaktionen der Menschen zu vergleichen. Man kann sich ja denken, wie wenige da noch Free Hugs wollten. Keine zweihundert Meter stellten sie "normale" Menschen hin  und hatten somit den perfekten Vergleich. Viele waren - nach dem ausgeschlagenen Angebot der Obdachlosen - doch bereit, Menschen zu umarmen. In diesem Moment schämte auch ich mich. Denn wenn wir ehrlich sind: wie hätten wir gehandelt?

Ich war wirklich irritiert und ja, ich habe Berührungen ja nicht wirklich so gern. Da kommen so viele Gedanken und Gefühle hoch. Ob sie es wirklich wollen, dass sie sich ekeln, mich berühren zu müssen, was denken und empfinden sie dabei und und und. Es ging gar nichts mehr bei mir. Ich meinte nur "äh...." und stand stocksteif da. Mein "äh" zog sich immer mehr in die Länge und ich blickte in Richtung von Pupa. Diese hatte schon länger bemerkt, dass ich zögerte und übernahm die Initiative. Sie ging auf die Frau zu und umarmte sie. Ich war nun auch bereit, da tippte mir schon jemand auf die linke Schulter und ein grosser, junger Mann meinte zu mir, dass ich bestimmt auch eine Umarmung haben wolle.

Und klick: da ging es. Bei einem Mann! Eigentlich das, was mir schwerer fällt. Da hätte ich erst recht die Flucht ergreiffen sollen. Hätte. Ich ging auf den zu und legte meine Arme um seine grossen, breiten Schultern (musste sogar auf Zehenspitzen stehen) und er brabbelte etwas von Wärme in dieser Zeit und schöne Weihnachten und von Herz zu Herz und während er das sagte, drückte er mich noch enger an sich. Ich war a) perplex über mein Handeln und b) über seine Reaktion. Und dann klappte es auch bei der jungen Dame und ich entschuldigte mich natürlich sofort für mein Zögern. Ich nannte ihr natürlich nicht meine Lebensgeschichte, nein. Ich meinte nur ehrlich zu ihr, dass ich total baff gewesen wäre und irgendwie die Situation nicht ganz begriffen hatte.

Es war ein schönes Gefühl - ja. Und ich war erstaunt über mich. Und stolz. Denn die zambrottagirlie vor ein paar Jahren hätte sich wortlos abgewandt und wäre weit geflüchtet. Vor allem bei einer eventuellen Berührung bzw. Umarmung von einem Mann.

Es war ein schöner Tag. Ich habe es genossen. Und die Umarmung auch, ja ;-p.... Und ja, ich habe den Typen auch ein wenig enger an mich gepackt. Und bewusst länger. So richtig ausgekostet. Hihi.


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