Mir ist bewusst, dass ein Mensch im Alltag viel um die Ohren
hat und die eher unwichtigen Dinge in den Hintergrund fallen - und sogar meist
vergessen gehen. Mir ist ebenso bewusst, dass diese Prioritäten für jeden
einzelnen anders sind.
Und doch: jeder kennt dieses schmerzhafte Gefühl, wenn man
merkt, dass man bei diesen Menschen vergessen geht. Mir geht es nicht um „ich
habe dir einen Gefallen getan, jetzt musst du mir ebenso etwas Gutes tun“,
nein. Und ich wäge auch nicht überall gleich ab. Da unterscheide ich schon
zwischen Familie (selbstverständlich), gute Freunde (sehr wichtig) und
Bekannten (mal kommt von mir mehr, mal hoffentlich auch von dir). Es geht mir
darum, dass ich ein Mensch bin, welcher doch eher darauf achtet, dass sich
keiner ausgeschlossen fühlt. Ich nehme die Stimmungen und Wellen um mich herum
wahr.
Ja, ich bezeichne mich als sehr sensible Person. Umso härter
scheint die Faust ins Gesicht, wenn man anscheinend dafür auch noch einfach so
vergessen wird…! Und ja, ich bin der Meinung, dass wir in unserer Gesellschaft
leider sehr viele Menschen haben, welche egoistisch sind und nicht über den
eigenen Tellerrand schauen. Klar, wenn es darauf ankäme, würde auch ich zuerst
für mich und meine Familie schauen und dann kämen die anderen dran. Aber hier
geht es nicht um Extremsituationen, hier geht es um ganz kleine, alltägliche
Sachen.
Gestern wieder das beste Beispiel. Ich persönlich finde es
cool, haben wir Mitarbeiter es gut miteinander - ab und zu trifft man sich
sogar privat zu gewissen Events. Und ja, vielleicht liegt schlussendlich das Problem auch bei mir, dass ich mich nicht abgrenzen kann und Mitarbeiter doch eher flüchtige und nicht gute Bekannte sind, wie ich bis anhin gemeint habe. Und doch finde ich, verbringt man beruflich sehr viel Zeit und lernt sich gut kennen, da entstehen doch auch sehr gute Bekanntschaften! Aber weiter im Text und zu den privaten Events. Dies ist anscheinend noch nicht so lange der
Fall und ohne überheblich klingen zu wollen, ist mir mitgeteilt worden, dass
dieser Zusammenhalt eigentlich eher wieder stattgefunden hat, als ich gekommen
bin. Da habe ich oft Mittagessen organisiert. Klar, es war kein grosser Aufwand
- Anfrage verschicken, Anmeldungen entgegen nehmen und Reservation tätigen.
Aber ich habe alle angefragt. Irgendwann begannen einzelne (eigentlich eher
einer) einfach selbst ein paar Menschen anzufragen und herauszupicken und schwupps,
verlief alles im Sand. Und ja, ich war anfangs schon schmerzhaft berührt, wenn
ich nicht für ein solches Mittagessen angefragt worden bin. Aber wie der Mensch
so ist: ich konnte mich dann gut abgrenzen und irgendwann war es mir egal. Aber
so ist es auch bei anderen privaten Anlässen. Immer heisst es: „oh cool,
zambrottagirlie, dass du daran gedacht hast! Danke fürs Organisieren und
Anfragen…!“ Klar, ich habe ja wieder den Kontakt mit anderen „gesucht“, aber
wann startet jemand anderes die Initiative? Und wenn sie nicht von mir kommt,
werde ich schnell vergessen - bestes Beispiel wieder für morgen, aber da möchte
ich jetzt nicht mehr darauf herumreiten, schlussendlich bin ich doch irgendwie
da reingerutscht und doch noch mit von der Partie. Und trotzdem: es schmerzt,
zu erkennen, dass man dann wirklich nicht automatisch mit von der Partie ist,
was bei mir eine Selbstverständlichkeit wäre. Aber vielleicht erwarte ich da
auch einfach zu viel. Und darum beginne ich, mich abzukapseln, nicht zu viel an
Gefühl und Grübelei darin zu investieren. Da ist meine Schwester mit ihrer
teilweise harten Linie, welche sie fährt, gar nicht so falsch in ihrer Ansicht.
Aber auf lange Dauer kann ich das nicht bei jeder Person gleich gut. Im
Geschäft geht es langsam. Eine Exmitarbeiterin zum Beispiel lag mir lange in
den Ohren, dass man sich wieder unbedingt treffen müsse und zwei weitere
Mitarbeiterin meiner aktuellen Geschäftsstelle auch mit von der Partie sein
müssten. Sie hat es nur immer wieder angedeutet und ich habe bewusst nie eine
Anfrage gestartet. Klar, es ist nicht so, als würde ich mich über ein Treffen
nicht freuen, aber als ich zu ihr meinte, sie solle doch also eine Anfrage
starten - kam diese sofort! Warum nicht gleich so? Warum auf mich warten,
welche dann schon schreibt und organisiert und macht? Genau, weil sich Menschen
daran gewöhnen. Und eben, ich mache es ja gerne. Aber nicht, wenn dann immer
ich wieder Vorschläge bringen muss, um dann wieder vergessen (oder am besten
noch zurechtgewiesen!) werde. Es sollte doch wirklich die Waage zwischen Geben
und Nehmen stimme - die muss doch irgendwie aufgehen, zum Beispiel über ein
Jahr aus gesehen.
Ui, das Pferd ist wieder mit mir durch. Dabei sollte es
eigentlich nur um eine Situation von gestern gehen. Welche mich einfach wieder
sehr wütend und traurig gemacht hat.
Es geht darum, dass ich letzte Woche für ein paar Frauen
einen Tisch in einem Restaurant reserviert habe. War für mich kein Problem,
habe ich gerne gemacht. Ich habe auch nicht mehr alle angefragt, sondern
lediglich in den Pausen oder wenn ich ihnen zufällig über den Weg gelaufen bin.
Schlussendlich haben dann ich und mein Bürogspänli noch jene telefonsich
angefragt, welche wir vielleicht doch irgendwie verpasst hatten und somit haben
wir doch wieder an alle gedacht. Lange Rede, kurzer Sinn: ein Mitarbeiter rief
mir dann tatsächlich frühmorgens des betreffenden Tages letzte Woche an und
meinte, ob wir denn auch an seine Mitarbeiterin gedacht hätten (sie arbeitet
seit etwa zwei Monaten bei uns…). Ich entgegnete - mit doch leicht genervten
Unterton - dass ich selbstverständlich an diese Mitarbeiterin gedacht und
bereits am Vornachmittag angefragt hätte…! Er schien zufrieden.
Diese Woche schliesst das Restaurant und ich wusste, dass
der oben betreffende Mitarbeiter heute bestimmt dort essen gehen würde. Er hat
es letzte Woche auch ein paar Mal erwähnt und es ist ja nicht so, dass ich
dabei nicht gesagt hatte, dass ich mich da auch anschliessen würde. Und auch sonst
war ich bei einem Mittagessen in dieser Lokalität oft mit dabei - es ist also
nichts Neues, dass es mir dort gefällt.
Bis gestern kamen wir nie ins Gespräch und als ich die Post
an seinem Büro vorbeibringen musste und seine neue Mitarbeiterin auch dort
stand, fragte ich ihn, was nun wegen Mittagessen sei. Er meinte nur lapidar,
dass er für sich und „seine Frauen“ im Team einen Tisch reserviert hätte (er
ist Leiter eines Bereiches). Mir rutschte ein „Oh“ heraus. Einerseits war ich
so perplex und verletzt und andererseits konnte ich es dann doch nicht auf mir
sitzen lassen. Ich blieb anständig und ruhig, schaute seine Mitarbeiterin an
und meinte mit gespielt trauriger und leiser Stimme, dass ich doch für seine
Mitarbeiterin letzte Woche auch einen Tisch reserviert und an sie gedacht
hätte. Da kam nur ein: „War ja nicht meine Schuld, dass ich an diesem Tag nicht
mitkommen konnte“. Peng, der sass. Seine Mitarbeiterin meinte natürlich sofort,
dass ich auch kommen könne und das sie selbstverständlich sei! Er meinte
daraufhin nur, dass ich mich schon anschliessen könne, aber er nicht
garantieren könne, ob es dann noch genügend Platz hätte.
Peng, peng, peng. Eine Faust nach der anderen. Ich zuckte
nur noch mit den Schultern, murmelte ein „wir werden es sehen“ und verliess den
Raum wieder. Natürlich hatte ich erwartet, dass er zumindest fragen würde, ob
es denn noch mehr Damen gäbe, welche mitkommen wollen würden. Oder schon nur,
ob er mich mit auf die Reservation nehmen soll…!!!! Nichts dergleichen. Ich kam
ins Büro und mein Bürogspänli meinte, wie es denn nun wegen dem Mittagessen
aussehen würde, ob wir noch weitere fragen sollen und ob der Leiter nun auch
mit dabei sei. Als ich ihr erzählte, was soeben passiert war (und der Leiter ja
nicht nur mich, sondern auch andere Leute im Haus nicht gefragt und nur auf die
Menschen in seiner Abteilung geachtet hatte), schüttelte sie lediglich den Kopf
und meinte, dass sie das Mittagessen sabotieren und nicht daran teilnehmen
würde. Das dies doch so nicht gehen würde!
Lange Rede, kurzer Sinn: natürlich blieb wieder ich mit
einem schlechten, miesen Gefühl zurück und mit der Erkenntnis, einfach wieder
vermehrt auf mich zu achten. Und ein weiterer Beweis, wie schnell man bei
anderen vergessen geht. Und das ich wirklich auch ein wenig mehr an Egoismus
bieten darf. Und einmal mehr kam mir der Gedanke, dass Amerika wirklich zur
richtigen Zeit kommt. Vielleicht lernt man mich dann wieder wertschätzen.
Erkennt man, was man an mir hat. Sei es im Beruf, im Team, Privat und auch
sonst wo.
Gleiches gilt natürlich auch für mich. Vielleicht wird auch
mir bewusst, was mir fehlt, auf was ich verzichten kann und welche Menschen mir
wirklich vermissen und wertschätzen bzw. was mir fehlt.
Ich versuche ab nun nach diesem Prinzip zu leben. Gilt nicht
für Familie. Aber für viele andere Menschen, welche ich eigentlich bis heute
als sehr enge Freunde angesehen habe. Aber irgendwann einmal, „lupfts au mir de
Deckel“.
„Löse dich von den Gedanken,
immer kämpfen zu müssen.
Denn was gut ist und zu dir gehört, bleibt.
Was bei dir sein will, kommt freiwillig.
Und was gehen will, geht sowieso.“
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