Montag, 23. September 2013

no risk, no fun (mit verletzungen ;-))

Es ist schon makaber, wenn man trotz Schürfwunden dasitzen und lachen kann. Über einen selbst, über die Situation und über das Geschehene. Aber wer mich kennt, kann dies vielleicht nach vollziehen. Denn zum Zeitpunkt, an dem es passiert ist, bedeutete es für mich gerade "leben" und "gut so zu sein, wie ich bin". Ich fühlte mich lebendig, es stimmte und trotz leichten Schmerzen, muss ich einfach darüber lachen.

Es ist so typisch ich und wenn es nicht mir passiert wäre, wäre es irgendwie nicht "stimmig" gewesen. Es musste so kommen und irgendwie lenkt mich das alles auch ein wenig von meinem Knie und den Ärger darüber auf. Zudem weiss man ja nie, ob der Rest des Tages auch so verlaufen wäre, wenn die Strasse nicht plötzlich aufgestanden und gegen meinen Kopf geknallt wäre (im bildlichen Sinne).

Klar, samstags war es schon ein wenig mühsam beim Shoppen. Und ich habe auch ein paar "Bläuele", welche beim Hochheben des Armes zum Beispiel ein wenig schmerzen, aber ansonsten geht es mehr oder weniger gut. Aber alles der Reihe nach, nicht wahr?

Ich war mir ja nicht sicher, ob ich an unserem Geschäftsausflug vom Freitag teilnehmen konnte oder nicht. Mein Knie war seit mittwochs wieder geschwollen und natürlich brodelte es in mir. Drei Wochen Italien, Salzwasser und Schwimmen... und dann eine blöde Bewegung beim Schuhschrankausmisten und voilà, ich stehe wieder da wie vor ein paar Wochen und zu Beginn dieser dummen Geschichte vor zwei Monaten. Nun habe ich mich definitiv beim Arzt angemeldet. Warum ich so lange gewartet habe? Naja, weil einem ja irgendwie bekannt ist, dass der Körper teilweise doch länger zur Heilung braucht und auf der anderen Seite hat man Angst, dass Ärzte mit Hiobsbotschaften à la "nie wieder Volleyball" kommen. Aber die letzten achtzehn Monate waren körperlich und Gesundheitlich echt nicht mein Fall. Zuerst der Bandscheibenvorfall und jetzt das Knie. Und das, wo ich den Sport wieder langsam für mich entdecke. Nein, Korrektur: nicht den Sport an sich. Die Freude an der Bewegung. Schwimmen, Rad und Teamsport. Tennis mit Alina oder auch wieder Squash. Aber im Moment keine Chance (abgesehen vom Schwimmen).

Der Donnerstag verlief nicht wirklich gut und gegen Abend war mein Knie auch sehr geschwollen (langes Sitzen, Treppen laufen (unser Geschäft besitzt keinen Fahrstuhl -.-)). Ich wollte den Organisator anrufen, welcher mir auch nicht mehr über die Strecke und Besichtigung einer Höhle nennen konnte. Naja, ich ging mit dem Vorsatz nach Hause, freitagmorgens die Situation von Neuem zu beurteilen.

Als ich die Treppe hinunter Richtung Feierabend lief, betrat ich zum Glück noch das Büro einer Mitarbeiterin und erklärte ihr die Misere. Diese stutzte und meinte, dass zwei andere Damen mit dem Auto nachfahren würden, weil die einte früher gehen müsse und die andere so früh am Morgen keine Lust habe, bereits in den Zug zu steigen (sie hat über eineinhalb Stunden Anfahrtszeit). Ich war natürlich glücklich über diese tolle Fügung, denn freitags wäre es wahrscheinlich nicht gut herausgekommen und wenn ich nicht daran teilnehmen hätte können und montags von dieser Autoanfahrt erfahren hätte... wäre ich natürlich enttäuscht und traurig gewesen. Aber so lief es ja super!

Es war cool und ich musste auch keine Ängste vor Zurückweisung haben beim Fragen. Es sind zwei Frauen, welche mit mir in Como waren und mit denen im Frühjahr 2014 London geplant ist. Ich finde es cool, dass wir uns mit drei weiteren Frauen gut verstehen (unter anderem diejenige, welche mich auf die Autoanfahrt gebracht hat) und ich freue mich schon riesig auf diesen Ausflug.

So konnte ich am Freitag ein wenig länger ausschlafen und um zehn Uhr morgens war Treffpunkt in einem Dorf in der Region. Zu zweit holten wir die dritte Frau im Bunde am Bahnhof ab und schon ging es los mit der abenteuerlichen Fahrt. Es war lustig und man lernt Menschen so wirklich auf eine andere Art und Weise kennen, schon nur durch bzw. über die Gespräche.

Wir waren etwas früh dran und als der Car an uns vorbeifuhr, konnte man schon ein paar überraschte Blicke ausfindig machen. Es gab eine herzliche Begrüssung von hier und da und wie sich herausstellte, war es die richtige Entscheidung gewesen, nicht an der Höhlenbesichtigung teilzunehmen. Der Marsch dorthin ging schon nur bergauf und in der Höhle selbst war es auch eher nass, modrig und ein Hoch und Hinab.

Beim Mittagessen sass ich in einer lustigen Runde. Unter anderem ein Mitarbeiter, welcher - seit ich dort arbeite - immer mehr auftaut und lockerer wird. Er macht einen Spass nach dem anderen und erwärmt sich einfach im Allgemeinen. Er hat teilweise einen herben Humor, aber genau das gefällt mir. Und wir ziehen uns teilweise gegenseitig hoch. Total ungewohnt von mir, aber ich mag das. Sei es die Seite an mir neu zu entdecken bzw. zu merken, dass dies so klappt. Auch merke ich immer mehr, dass die Mitarbeiter keine Berührungsängste haben, denn genau dieser benötigte meine Hilfe beim Ausziehen des Helmes nach unserer halsbrecherischen Tour. Er fragte nicht direkt (Männer ;-)), aber meinte nur so an mich gerichtet: "Wie bringt man dieses Teil auf?!". Klar, für andere ist das normal, für mich ein riesen Schritt. Vor allem, weil ich so davon ausgehe, dass sich Menschen vor mir und meinen Berührungen ekeln etc. Ich schnappte ihn mir und lockerte diesen Helm. Echt ungewohnt, aber auch cool!

Auch der Mitarbeiter in meinem Alter, welcher seit Ewigkeiten dort arbeitet und von meiner Rentensache weiss, war am gleichen Tisch. Es war den ganzen Tag über kein Problem, auch da wurde gewitzelt und gemacht.

Zudem sassen die drei Lernenden bei uns am Tisch und es tat gut, war meine Chefin nicht anwesend. Mit der ältesten Lehrtochter verstehe ich mich nun mal gut und ich glaube, sie mag mich auch sehr gerne. Sie war meine erste Lehrtochter überhaupt und als ich die Festanstellung angetreten hatte, kam sie keine zwei Wochen als Lehrtochter in meine Abteilung dazu. Und sie ist einfach wie ich zu diesem Alter. Eher ruhig, sehr erwachsen und anständig und eine totale Leseratte. Sie ist eine natürliche Schönheit und einfach sehr lieb und nett. Einfach eine Wellenlänge. Die andere Lehrtochter hat vor einem Monat bei uns begonnen und der jüngste in der Runde ist ein "Lehrsohn". Der wagt sich auch immer bessere Sprüche und bringt uns so zum Lachen. Der traut sich wirklich etwas, behält aber immer den nötigen Anstand. Finde ich eine gelungene Mischung.

Naja, und der gewisse Mitarbeiter sass natürlich auch in dieser Runde. Und ich habe von einer Aussage von ihm erfahren, welche doch irgendwie für mich bewiesen hat, dass er mein Knieproblem wahrgenommen hat, obwohl er mich nie in diese Richtung direkt gefragt hat. Wobei mir natürlich total klar ist, dass dies nicht jeder Mensch macht (einfach jemanden nach seiner Gesundheit fragen). Ich selbst habe da ja auch eher Hemmungen.

Es wurde ein Würfelspiel vorgeschlagen und ich hatte schon lange nicht mehr einen solchen Spass. Es war wirklich eine perfekte Runde und mein Bauch tat teilweise vor Lachen weh. Ich weiss nicht, warum, aber ich habe mich nicht wirklich zum Blickkontakt getraut, obwohl wir uns fast direkt gegenüber sassen. Aber immerhin hatte er sich davor nach dem Aussteigen der Gondelbahn mit einem "Boxenhieb" gegen meinen Oberarm begrüsst.

Der Mittag verging viel zu schnell und schon bald liefen wir wieder Richtung Gondelbahn. Dort erfuhr ich, dass man auch mit einer Art Gokart fahren konnte. Natürlich ärgerte es mich ein wenig, denn dies traute ich mir mit dem Knie schon zu. Ich konnte dies nämlich abstützen und mit dem Schütteln durch das Kies auf der Strecke hätte ich das doch wohl geschafft. Ich liess einen Satz fallen und ein anderer Mitarbeiter wurde hellhörig. Er wollte genau nicht mehr mit einem Gokart oder Monsterroller da runter und schlug einen Wechsel vor. Ich sagte natürlich begeistert zu.

Naja... sagen wir es mal so... Schnelligkeit, Gokart, zambrottagirlie.... das konnte ja nur schiefgehen. Die erste Hürde machte ich noch ein wenig anständig und testete die Bremsen aus. Dann kam ein weiterer Teil und das gegenseitige Überholen begann. Und im letzten Teil dachte ich mir "scheiss drauf!" und raste dem Mitarbeiter in meinem Alter, welcher von der Rentensache weiss, nach. Er gab das Tempo vor und ich bemerkte irgendwie gar nicht, wie alles schneller wurde, die Bäume an mir vorbeirauschten und ich nur noch die Matratzen im Vorbeirasen erahnen konnte, welche daran befestigt waren bei einem eventuellen Aufprall. Der Mitarbeiter vor mir stäubte alles auf, ich sah kaum etwas und als ich ihn heftig bremsen und die Wiese runterdonnern sah, zog ich reflexartig an beiden Bremsen.

Es kam, wie es kommen musste: Das Gokart kippte zur Seite und ich schlitterte ein paar Zentimeter auf Knien und Ellbogen auf dem Kies Richtung Wiese. Ich rappelte mich sofort auf und bemerkte auch, dass mein schönes, blaues Kapuzenjäcklein (zum Glück hatte ich eine an ;-)) an den Ellbogen verlöchert war. Das Knie schien intakt und irgendwie musste ich einfach laut loslachen.

Alle fragten besorgt nach, eine Mitarbeiterin legte schnell ein paar Pflaster auf die etwas derberen Schürfwunden, aber ich fühlte mich so lebendig, wie noch nie. Die Abfahrt hatte solchen Spass gemacht, ich hatte an einem Gesellschaftsspiel teilgenommen und mich keine Sekunde alleine auf dieser Welt gefühlt. Und auch jetzt ist es nicht so, dass mich die kleinen Schmerzen ärgern. Nein, ich habe mich zu diesem Zeitpunkt wirklich lebendig gefühlt und es hätte irgendwie nicht gepasst, wäre mir nicht so etwas passiert. Es wäre so nicht typisch zambrottagirlie gewesen und irgendwie stimmt es einfach für mich.

Es fielen Sätze à la: "Mei, hattet ihr ein Tempo drauf!" und von mir kam ein "Nicht ich habe das Tempo angegeben, sondern X" bis hin zu "hat aber so ausgesehen, als wärst du für Hollywood reif!". Und ich gab zurück. Ohne Scheu und Hemmungen. Lachte. Und seien wir mal ehrlich: das wichtigste ist, dass mir heute deswegen das Knie und (vor allem!) der Rücken nicht mehr wehtun. Der Rücken hat sich zum Glück gar nicht gemeldet. Obwohl es teilweise echt gerüttelt hat und wir beim letzten Teil bestimmt über 40 km/h unterwegs waren...

Danach ging es auch schon los Richtung Heimat. Dort stiegen wir aus und ich stellte mich zum gewissen Mitarbeiter, stupste ihn leicht mit dem Ellbogen an. Aber mir schien es so, als wäre es ihm nicht wirklich recht gewesen und so hielt ich eher Abstand. Langsam verabschiedete sich einer nach dem anderen und ich war mir nicht sicher, wie die Planung aussah. Ich wollte mich auch niemandem aufdrängen und als der Mitarbeiter in meinem Alter (welcher von dieser Rentensache weiss) meinte, dass er ohne Auto da wäre und der Rest zu ihm nach Hause laufen müsse (wir hatten schon ein paar Abende bei ihm ;-)), schlug ich einfach ohne Hintergedanken vor, dass ich sie auch kurz chauffieren könne, weil ich ja eh in diese Richtung müsse.

Es kam nur ein "du bist doch wohl auch dabei, oder?" und ich zuckte schüchtern mit den Schultern und lächelte ein wenig. Es kam ein "eben" und alles war geritzt. Es hat mich echt glücklich gestimmt, dass es einfach irgendwie klar war, dass ich mit von der Partie war. So selbstverständlich und dazugehörend. Ein enorm schönes Gefühl. Obwohl davor kein einziges Wort darüber gefallen war.

Und so verbrachten wir eine kleine Plapperstunde zu siebt bei diesem Mitarbeiter auf der Terrasse. Das Thema war mir nicht so angenehm. Eine Mitarbeiterin fragte den gewissen Mitarbeiter über seinen Beziehungsstatus aus und meinte, ob er nicht einfach auch mal eine Freundin zum Ausprobieren haben wolle. Es müsse ja nichts ernstes sein. Klar, sie hat alles scherzhaft gemeint und die ganze Runde hat gelacht, aber ich selbst fühle ich dabei überhaupt nicht wohl. Und ich glaube, ihm war es auch nicht wirklich recht. Ich schätze ihn wirklich nicht so ein. Sie wollte auch meinen wissen und irgendwie ist es blöd gelaufen und nun meinen alle, es sei da "etwas kompliziert", wobei nicht mehr nachgefragt wurde. Es ist von meiner Seite nicht bestätigt worden, ob da nun jemand ist, oder nicht. Aber erst vor den Ferien war mal ein Gespräch, aus dem klar hervorgegangen ist, dass da niemand ist... aber warum mache ich mir einen Kopf darüber? Es ist nun mal so gelaufen, wie es gelaufen ist. Naja, vielleicht denken alle, dass da jemand ist, welcher es nicht gerade leicht macht. Ich weiss es nicht.

Fakt ist, dass ich mich nach dieser Runde auch nicht mehr getraut habe, Blickkontakt herzustellen. Es war wirklich kein angenehmes Thema. Und zudem hatte ich mich bewusst ihm gegenüber hingesetzt, weil ich mir nicht wirklich sicher war, ob er Freude daran hatte, wenn ich mich neben ihn gesetzt hätte. Umso erstaunter war ich, als der Mitarbeiter in meinem alten den Stuhl neben mir schnappte und ihn sich neben mir zurechtrückte. Wir mussten sogar noch näher zueinander sitzen und als er wie selbstverständlich seinen Ellbogen auf meiner Lehne ablehnte und sich in meine Richtung platzierte, war ich über einen weiteren Schritt von mir erstaunt. Es fühlte sich nicht so an, als müsste ich fluchtartig den Raum verlassen. Ich hatte keinen Gedanken à la: "der will das nicht", "der findet es doof, dass er nun so sitzen muss", "der möchte eigentlich gar nicht neben dir sitzen", "der findet dich doof", "der kennt deine Rentengeschichte", "der ekelt sich vor dir". Nein. Ich dachte mir einfach: "Hei, cool! Der sucht sich den Platz neben dir aus und ekelt sich anscheinend nicht! Guck mal!"

Ein riesiger Schritt für mich und vor allem das Hochgefühl danach. Ich habe die Situation wahrgenommen, analysiert und konnte danach auch damit abschliessen. Es war okay für mich! Naja, wäre da nur die Sache mit dem sechsten Sinn. Es gab da schon einen Blitzgedanken, als er so seinen Arm auf meine Lehne gelegt hatte, aber ich weiss nicht, ob der peinlich ist. Auf der anderen Seite bewahrheiten sich solche Gedanken von mir dann doch und ich würde schon sagen, dass sich diese Sensibilität bis jetzt bewährt hat. Ich hatte, als dieser Mitarbeiter den Arm dahingelegt und sich in meine Richtung platziert hatte das Gefühl, der gewisse Mitarbeiter schaue für einen Augenblick genauer hin (wie berühren sie sich? Wie sieht das aus? Vertraut? Läuft da etwas?).

Ich weiss, total absurd. Schlussendlich wechselten wir nach Innen und dort suchte er (der gewisse Mitarbeiter, in den nächsten Zeilen geht es nur um ihn ;-)) sich den Platz direkt neben mir aus. Wir setzten uns jedoch nicht direkt und so kochte ich mit ihm und meiner Lieblingslehrtochter das Abendessen. Es war wirklich lustig und er hat ein paar süsse Sprüche gebracht, wo ich gerne einfach nur ein "jööö" gejauchzt oder ihn einfach gerne gedrückt hätte. Wirklich zuckersüsse Aussagen und ich weiss nicht... ich fand es einfach schön und habe es genossen.

Natürlich achtete ich auch ein wenig auf den zufälligen Körperkontakt von mir aus gestartet. So kam es, dass ich hinter ihm stand und er mit seinem Rücken halt leicht gegen meine Schulter- und linke Schlüsselbeinpartie stiess. Aber wir taten es als ganz normal ab. Und als es darum ging, ob man die Spaghetti nun ganz oder bereits gebrochen in das Wasser gibt, meinte die Lehrtochter auch schon zu ihm (seine Begründung der Frage war, weil er diese sowieso immer zerschneiden würde...): "Natürlich ganz! Lass dies ja nicht zambrottagirlie sehen, so als Italienerin!". Ich musste natürlich nur schmunzeln und sagte nichts mehr dazu.

Aber beim Essen hätte ich ihn echt einfach mal in die Backen kneifen können. Der Mitarbeiter in meinem Alter verlangte ein Messer und zerschnitt die Pasta. Der gewisse Mitarbeiter hatte es für ihn geholt, sich selbst jedoch keines. Er ass im vollen Ernst mit Löffel und Gabel. Und ich weiss jetzt nicht, ob er die Aussage ernst genommen oder ob er es einfach "mir zu liebe" gemacht hatte... ich fand es einfach süss und natürlich freut es mich umso mehr, wenn es wegen "mir zu liebe" geschehen ist ;-).

Den Rest des Abends über war ich eher ruhig. Müde und kaputt von diesem tollen Tag. Es kam noch eine Erledigung auf, welche ihm in den Sinn kam und wo er schüchtern in meine Richtung blickend meinte: "In der Hoffnung, zambrottagirlie fährt mich nach Hause und wir machen auf dem Weg dorthin kurz Halt und erledigen die Sache...?"

Ich natürlich mimte die coole und meinte, es wäre kein Problem. Innerlich jedoch ging das Karussell los. Was sprechen? Das erste Mal in einem engen Raum mit ihm allein. Keine Fluchtmöglichkeit. Schweigen ist keine Möglichkeit...

... schlussendlich war Baby Blue bei der Hinfahrt voll. Zwei Mitarbeiterinnen und der Mitarbeiter in meinem Alter wollten noch an ein Fest. Wir fuhren beim besagten Halt vorbei und sie meinten, sie würden uns kurz helfen, aber der gewisse Mitarbeiter verneinte. Ihm war es anscheinend nicht angenehm, wenn ihm alle zuschauen würden, wie er die Alarmanlage zum ersten Mal unscharf stellen würde. Während sie diskutieren, düste ich am Geschäftshaus einfach vorbei und meinte: "Warum diese Diskussion? Fahrerin bin ja immer noch ich!" Das Gelächter war gross.

Wir luden die drei ab und er wechselte nach vorne. Ich begab mich zur ersten Kreuzung und dachte mir schon: "Scheisse, geht ja schon gut los..." Und dann ging es. Er erzählte von seinen Plänen am Weekend und beim Geschäftshaus stiegen wir kurz aus und leerten den überfüllten Briefkasten. Es war irgendwie eine makabere Situation und doch habe ich sie genossen. Ungewohnt so spätabends mit einem Typen an einer Kreuzung einen Briefkasten leeren ;-). Wir betraten das Haus und verliessen es auch wieder gemeinsam. Es kam keinen einzigen Zeitpunkt, an dem ich mich unwohl gefühlt habe. Es war irgendwie normal und ich habe mich als Frau sicher gefühlt. Vielleicht liegt es auch daran, dass er im Alter meines Bruders ist und ich einen Mann in diesem Alter somit schon mal kenne, ich weiss es nicht. Obwohl, eher weniger. Bei jedem anderen Kerl wäre es nicht so "einfach" für mich gewesen. Ich habe ich wohl und sicher gefühlt, Punkt.

Und ich weiss nicht, ob ich es war, welche einfach so nahe neben ihm lief oder ob ich eine Wand übersehen habe, aber als wir zurück zum Auto liefen, knallte meine Hand aus Versehen gegen die seine.

Ich fuhr ihn dann ganz nach Hause und auch da fragte ich von mir aus und freute mich, als er mich ebenfalls nach meinen Ferien fragte. Ich hatte ja die Befürchtung gehabt, ihn würde das gar nicht interessieren. Es fühlte sich wirklich gut an und es ging. Ich war locker und souverän, hatte kein schlechtes Gefühl danach und als ich ihn absetzte, war es für mich wirklich okay. Ich hatte es mir echt schlimmer vorgestellt und somit hätten wir das auch geschafft. Es war einer meiner grössten Ängste.

Nur weiss ich dann teilweise einfach nicht mehr, was wir besprochen haben. Ob es ist, weil ich so angespannt bin oder nervös... ich weiss es nicht. Aber ich persönlich weiss nicht mehr, was ich in den letzten Metern über mich selbst erzählt habe...

... klar, es wäre eine gute Möglichkeit gewesen, mal etwas sonst abzumachen... aber nicht eine zambrottagirlie. Das traue ich mich einfach (noch?) nicht. Zudem ist da die Einstellung, dass sich eh kein Mann für mich interessiert und einfach nicht mehr sein könnte. Es scheint mir einfach keine Möglichkeit, dass da Interesse bestehen könnte.

Natürlich hatte ich dann samstags dementsprechend viel zu Grübeln. Aber ich denke, dass ich sehr gut mit dieser Situation umgehe. Ich habe eine Schritt zurück gemacht und sehe die Dinge nun einfach mal freundschaftlich. Einen langsameren Gang einschalten und einfach im Hier und Jetzt leben. Und im Moment klappt es ganz gut und ich denke, dass es auch durch diese Haltung so gut geht, zum heutigen Tag mit dieser Situation von dazumal umgehen zu können.

Für mich stimmt es. Weiter so. Es geht und ich kann fragen. Es kommt eine Antwort. Und vielleicht ist es halt wirklich so, dass es im Geschäft einfach sehr auf die Stimmung, den Stress und die Menschen rundherum ankommt. Und wenn man sich nur zur Kaffeepause sieht, macht es auch nicht einfacher...

... so... beim Verfassen und Tippen dieses geplanten Eintrages ist es bereits zwei Uhr in der Früh. Zwar Montag und mein freier Tag, aber bei der Veröffentlichung werde ich mit Pupa unterwegs sein - so gut es nun mal mit diesem Knie geht ;-). Dann werde ich auch mein Zimmer ein wenig abgestaubt und gesaugt, das Mittagessen gekocht und mich geduscht sowie meine Füsse pedikürt haben. So ein freier Tag nutzt frau halt gerne auf für die etwas intensivere Beautypflege unter der Woche.

Im Moment läufts... und ich habe wirklich das Gefühl, geachtet und als dazugehörend angesehen zu werden. An diesem Abend ging es um ein geplantes Skiweekend, an dem ich noch nicht weiss, ob ich teilnehmen werde. Mache ja keinen Skisport, obwohl man auch ins Wellness gehen könnte. Der Mitarbeiter in meinem Alter meinte ein paar Mal: "Und zambrottagirlie kommt dann auch."

Mich stimmt es echt stolz. Stolz auf mich. Stolz auf meine Persönlichkeit. Stolz auf meine Art und stolz darauf, wie ich damit umgehe. Und ich kann dieses Gefühl des Stolzes - richtig so zu sein, wie ich bin - auch annehmen. Ansonsten würden doch nicht diese Rückmeldungen kommen. Und seien wir mal ehrlich: vor ein paar Monaten wäre dies nicht möglich gewesen. Schon gar nicht, dass ich mir diesen Stolz eingestehe. Klar, meine Chefin kommt bald wieder und ich weiss nicht, ob dann alles erneut anstrengender wird... aber im Moment scheinen sich die letzten harten Jahre mit immer wieder arbeitslosen und kurzfristigen Arbeitsphasen gelohnt zu haben... Ich habe einen Job und Mitarbeiter, welche mich sehr zufrieden stellen...

Es ist und bleibt anstrengend dieses Zwischenmenschliche. Egal, in welcher Lage. Ob Mitarbeiter oder dieser junge Mann. Aber Fakt ist, dass ich immer besser damit umgehen kann und es auch nur so lernen kann. Es ist hart und es wird immer mal besser und mal schlechter werden, aber Hauptsache ist, dass ich mir dessen bewusst bin und doch weitermache. Motiviert bleibe und einfach weiterhin meine Erfahrungen daraus ziehe.

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