Montag, 4. Januar 2016

ich war dann kurz mal weg!

Leider nicht im Ausland. Dafür hat es nicht gereicht. Ich war einfach weg vom Alltag. Weg vom Internet. Weg von der Erreichbarkeit für alle. Weg von der Theorie in der Therapie und weg von der Praxis, welche ich immer wieder üben und anwenden sollte.

Ich war einfach mal ich. Ohne gross zu überlegen. Ohne abwägen zu müssen. Ohne zu grübeln. Einfach in den Alltag reinleben und mein Ich geniessen. Es sich austoben lassen. Alles natürlich anständig und wie ich eigentlich bin. Aber ohne angezogene Handbremse. Es tat gut, einfach mal so zu sein, wie man ist und sich auch ein Leben ohne Therapie zuzutrauen.

Natürlich war es umso leichter, ohne Job und den damit zusammenhängenden Stress. Kein gewisser Mitarbeiter, keine Vorgesetzte, keine unglaublichen Geschichten und kein Kindergarten. Einfach nur mein Leben mit der Familie und Freunden geniessen.

Ich war viel mit Laura unterwegs. Hatte wunderschöne Weihnachten mit meiner Familie und bin einfach froh, ist diese Zeit wieder vorbei. Weihnachten und Neujahr sind einfach nicht meins, ich hasse diese zwei Wochen am Ende und zu Beginn des Jahres. Dann schalte ich meistens innerlich wie äusserlich ab, hoffe, die Tage verstreichen bald und komme erst wieder ab Mitte Januar herausgekrochen.

Ich war froh, mein Geschäft nicht sehen zu müssen und gewisse Mitarbeiter auch nicht. So hatte ich wenige zwischenmenschliche Dinge und Begegnungen, welche mich zum Grübeln brachten. Ich freue mich auf die Volleyballgruppe und möchte mich nur noch auf das Wohl für die Seele konzentrieren, welche mir dort geboten wird. Mit dem gewissen Mitarbeiter gab es noch ein paar Berührungspunkte vor Weihnachten und ich wollte sie eigentlich davor noch hier verarbeiten, aber ich habe es dann sein lassen und einfach die Zeit mit meiner Familie genossen. Ich kann mich noch zum hundertsten Mal fragen, warum er sich so nahe an mich setzt, warum seine Blicke anders zu mir sind, warum er mich teilweise anstarrt und so nahe an mir laufen muss, dass ich seinen Oberarm und seine Hüfte an mir spüre, wenn wir eigentlich viel Platz hätten und ich ihm extra Raum lasse. Ich werde es nie erfahren. Er ist nun mal so und ich habe keinen Bock mehr auf das alles. Ich möchte einfach ich sein, meine Zeit geniessen und trotz Handicap weiter daran arbeiten, mich als Frau zu fühlen und meinen neugewonnenen Körper geniessen. Ich bin immer noch mollig, aber es fühlt sich anders an. Ich werde nie schlank sein wollen, aber ein paar Kilo dürfen es noch sein. Ich möchte Hungern und die Kontrolle über meinen Körper wie in Amerika verspüren, weil es sich nun einmal geil angefühlt hat. Tja, ich sehe die Gefahr und die Problematik. Aber nur so kann ich Kontrolle über mich, mein Leben und mein nicht ausgesuchtes Schicksal behalten. Und wenn es nur das ist, möchte ich es behalten. Denn alles andere habe ich einfach nicht im Griff.

Ich möchte weiterhin meine Ansichten und Meinungen verteidigen und mir nicht alles gefallen lassen. Ständig habe ich auf alle geachtet, nun bin ich an der Reihe. Ich stehe mir am nächsten und wer nicht damit klarkommt, hat selbst ein Problem mit sich. Ich habe es satt, ständig fürsorglich für alle zu sein. Geschadet wird dabei nur mir selbst. Und ich sollte mir wirklich am wichtigsten sein. Natürlich immer angebracht. Ich bleibe so, wie ich bin. Feinfühlig, sensibel, hilfsbereit und ein Familienmensch. Nur rennen und aufopfern werde ich mich nicht mehr so schnell für jeden. Da brechen nun weiterhin andere Zeiten an. Ich bin ja seit letztem Jahr gut mit dabei. Vor allem nach Amerika haben es noch mehr Menschen zu spüren bekommen. Ich bin immer anständig. Aber man muss auch Grenzen setzen.

Vor Weihnachten haben wir zwei Mitarbeiterinnen verabschiedet. Ich sass bei diesem Apéro zu Beginn und dachte mir nur, warum ich mir dies antat. Ich wollte schon gehen, wo sich die Runde verkleinerte (und der gewisse Mitarbeiter auch ging) und ich dann doch erst eine der Letzten war, die ging. Der Abend hatte seinen Lauf genommen. (Ich hatte keinen Alkohol getrunken und blühte doch auf. Wobei ich natürlich nie Alkohol trinke, ich hasse Alkohol. Aber ich blühte auf, die zambrottagirlie, welche ich eigentlich privat bin, kam heraus und mir war so egal, wer da sass und wer nicht. Einzelne waren wirklich überrascht und ich glaube, X habe ich am ehesten fasziniert. Ich merkte, wie er neben mir sass und zack, berührten sich unsere Ellbogen und Arme sowie Knie wie selbstverständlich und ich genoss es, einfach von jemandem wahrgenommen zu werden, ohne Grübeln zu müssen, wie es gemeint ist. Es stimmte einfach. Man ist sich sympathisch und es ist doch toll, wenn man dies so äussern kann. es gab ein paar Mitarbeiter/innen, welche überrascht waren über mein anderes ich. Positiv überrascht. Und sie sagten es mir. Und ich meinte ehrlich, dass man mir einfach ein wenig Zeit geben müsse und sich vielleicht auch selbst an der Nase nehmen und sich die Zeit nehmen müsse, mich kennen zu lernen. Denn so bin ich nun mal. Und ich habe einmal mehr bewiesen, dass ich gut so bin, wie ich bin. Nur innerlich ist es nicht wirklich angekommen. Aber Selbstzweifel und Selbsthass sind eine andere Geschichte, die ich hier nicht wiederholen möchte.

Ich selbst verkaufe mich einfach schlecht. So ist es. An Silvester war ich mit Laura bei einer Freundin, die sie bei ihrer Auslandreise kennen gelernt hat. Es waren sechs mir wildfremde Menschen anwesend und wir hatten eine gute Zeit. Wir spielten "Rate was ich male" und "Wer bin ich?" und ich hatte schon Angst, total zu versagen. Ich halte mich für dumm und nicht wirklich geschickt in solchen Spielen. Und was bot ich? Die Menschen um mich herum waren erstaunt, weil ich vieles schnell herausfand, teilweise ohne kaum Anhaltspunkte zu haben. Und bei "Wer bin ich?" erriet ich tatsächlich als erste, wer ich war...

Ich muss mehr auf mich vertrauen. Und auf mein Bauchgefühl. Es wird kein einfaches Jahr. Ich bin immer noch weit unten und wenn ich könnte, würde ich das Gaspedal bei einer heiklen Situation immer noch durchdrücken. Aber ich beginne, mich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Und ich hoffe, dass ich noch viele Volleyballabende mit einem positiven Gefühl geniessen kann. Denn Wertschätzung schmeichelt der Seele. Und ich werde mich nun auf das konzentrieren, war mir gut tut. Und ja, das "das", auf welches ich mich konzentrieren möchte, ist vielleicht eher ein "die Person" ;-).

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