An meinem Geburtstag stand ich mal wieder vor den Mängelexemplaren beim Exlibris. Nur war es in Basel und ich überlegte lange hin und her.
Der Klappentext machte mich total an und doch war da dieses Gefühl, ob ich zugreifen soll oder es doch lieber sein lasse. Zugegeben: wir waren am Ende unserer Shoppingtour, ich hatte ein schlechtes Gewissen und wollte nich weitere 6 Franken ausgeben.
Dann dachte ich mir, dass zumindest das Abendessen gratis sein würde und belohnte mich mit "Der Aussenseiter" von Sadie Jones zum gelungenen Tag, den ich mir viel schlimmer vorgestellt hatte.
Zum Klappentext:
Fernab des Kleinstadtlebens geniesst es Lewis, mit seiner schönen, rastlosen Mutter durch die Wälder zu streifen - bis an einem Sommergtag am Fluss ein schreckliches Unglück geschieht. Lewis bleibt verstört zurück. Als ihm wenige Monate später die junge Alice als Stiefmutter vorgestellt wird, entladen sich seine Trauer und Wut schliesslich in einer Katasrophe...
Meine Meinung:
Nach nicht einmal zwanzig Seiten hatte mich Sadie Jones in ihrem Bann gezogen und ich konnte das Buch nicht mehr aus den Händen legen. Es ist ganz einfach geschrieben, die Handlungen finden oft am gleichen Ort statt und man kann sich die Hauptdarsteller gut einprägen.
Sie beschreibt die Situationen gut und Gedanken- sowie Gefühlsgänge werden auch sehr detalliert und verständlich benannt. Obwohl kaum an Dialog stattfand (und der teilweise auch eher zusammengewürfelt erschien), blieb die Begeisterung meinerseits hoch.
Ein Drama, das mich oft zum Kopfschütteln brachte. Man fühlt den Schmerz, die Trauer und die Ohnmacht. Ich habe mitgelitten und die ach so oberflächliche, falsche, hinterlistige und intrigante Gesellschaft, die nur auf ihren Profit aus ist, wurde so berichtet, wie sie leider auch heutzutage immer noch ist.
Seine Wut und seine Trauer verarbeitet er in einer Weise, die ich leider nur zu gut kenne. Man leidet mit dem Hauptdarsteller mit, hofft mit ihm, wünscht ihm das Beste und am Schluss hat es Sadie Jones geschafft, dass ich einfach nur noch Stossgebete gen Himmel gerichtet habe, dass doch alles gut für Lewis kommt. Ich hatte das Gefühl, dass es diesen jungen Mann wirklich gibt und ich an seinem Leben als stille Beobachterin teilnehme. Ich wollte ihm helfen und konnte es doch nicht. Alles Dinge, die kaum ein Autor schafft.
Ob Happy-End oder nicht: dass müsst ihr selber heraus finden. Ich weiss nur, dass ich bei den letzten zwei Seiten nicht mehr an das geglaubt habe, was ich zu wissen wusste, beziehungsweise hoffte, und schlussendlich doch total überrascht war.
Sie arbeitet im Buch mit kleinen Absätzen und nicht zu langen Kapiteln. Ich war gefangen in dieser Geschichte, Wort für Wort, Satz für Satz, Absatz für Absatz und Kapitel für Kapitel.
Ich weiss nicht, wie ich ansonsten noch meine Begeisterung ausdrücken soll. Nur so (und das will viel heissen!!!): sie kommt in der Favoritenrolle von mir seeeehr nahe an Andreas Franz heran.
Einfach nur genial und sehr empfehlenswert!!!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen