... jedoch auch nur, was das Essverhalten betrifft. Und doch bin ich da stolz auf mich und versuche die Waagschale im Gleichgewicht zu halten und nicht daran festzuhalten, dass sich an meinem Verhalten Männern gegenüber nichts zu verändern scheint (und das wohl oder übel für den langen Zeitraum, solange ich mich selbst so überhaupt nicht akzetpieren und mögen kann).
Aber alles der Reihe nach. Es war wirklich nicht so meine Woche. Die Sonne und das Wetter waren herrlich, ich habe es genossen. Aber ab Mittwoch war ich irgendwie "zickig" drauf, hatte immer etwas auszusetzen und war leicht reizbar. Meine Familie zog mich damit auf (natürlich im scherzhaften Ton, vor allem Zio piekst da gerne drauf herum und ich gehe auch noch darauf ein (bzw. ihm auf den Leim) und rege mich darüber fürchterlich auf (natürlich auch scherzhaft)) und so hatten alle immer etwas zu lachen. Mir fiel zudem alles aus den Händen und gestern hatte ich nicht wirklich Lust aufs Putzen.
Wie ich bin, zog ich es natürlich durch und gönnte mir dafür nach dem Mittag meinen Beautyteil. Ich habe mich da auf zwei Tage in der Woche eingependelt, in denen ich mich einfach zusätzlich mit Creme einschmiere und meine Nägel pflege. Meine Fussnägel sind nun knallrot ;-)! Gegen Abend verbesserte sich alles, die ganze Familie spielte eine Partie UNO auf der Terrasse. Solange die Sonne schien, war es okay. Danach wurde es doch eher kühl.
So auch heute. Es war echt herrliches Wetter und doch konnte ich nur den Kopf schütteln, als ich Menschen in Flipflops, kurzen Hosen und T-Shirts sah! Ich meine... wir haben noch März!!!
Aber zurück zur eigentlichen Geschichte. Ich versuche mich bunt zu kleiden und auch meine vielen Blusen einzusetzen, obwohl ich am liebsten einfach nach schwarz und sportlich greifen würde. Ich muss mich in meiner Kleidung wohl fühlen und habe so viele schöne Sachen, die vor sich hingammeln. Ich hoffe da einfach, dass sich auch meine Laune ein wenig bessert. Heute zum Beispiel habe ich mal wieder weiss und hellgrau getragen und mich mehr oder weniger wohl gefühlt. Ich schminke mich regelmässig und mache meine Frisur, obwohl ich sie nicht mehr sehen kann und es einfach hinter mich bringen möchte. Ich blende dann einfach alles aus und hoffe einfach, dass sie so gelingt, wie ich es will. Aber es gibt Tage, da würde ich mir einfach am liebsten den Kopf kahl rasieren.
Heute war eher ein solala Tag. Das Schminken ging gut, ich fühlte mich mehr oder weniger wohl und das Outfit gefiel mir auch... Bis auf den Kurs und die Blicke in den Zügen. Die verunsichern mich einfach total. Früher bzw. vor zwei Jahren dachte ich mir noch, dass Menschen vielleicht gucken, weil sich eine mollige Frau gut zu kleiden weiss und so schöne, lange Haare hat. Vielleicht war es sogar möglich, dass mich der einte oder andere ganz ansehnlich fand.
Jetzt denke ich nicht mehr so. Ich schäme mich und bin total verunsichert, wenn ich Blicke wahrnehme. Ich beziehe es sofort auf meine Haare, meine Brille und mein Aussehen. Ich finde mich einfach unattraktiv, bin unzufrieden mit mir selbst und kann nichts daran ändern. Eine neue Brille kann ich mir mal nicht einfach so leisten und wegen den Haaren wird ab Oktober verhandelt.
Letzten Freitag schon stieg ein jungen Typ in den Zug, den ich heute auch wieder gesehen habe. Er sah ganz nett aus und mir gefiel sein Gesicht sowie seine Polstur (er hatte nicht zu viel und nicht zu wenig). Mit der Zeit bemerkte ich auch, dass er auffällig oft guckte. Mir wurde es immer unangenehmer und ich versteifte mich in der Haltung wie auch in der Mimik. Flirten und Kontaktaufnahme mit Männern waren ja schon immer nicht mein Ding, aber es wird immer schlimmer. Einerseits sehne ich mich nach Körperkontakt und so weiter (laber, laber, laber), auf der anderen Seite geht da einfach gar nichts und ich kann ja nicht einmal Umarmungen oder Berührungen (auch scherzhaftes Kneifen etc. von Freunden und Familie (!!!)) zulassen.
Heute gaffte er auch wieder auffällig und die "böse" zambrottagirlie war sehr schnell zur Stelle. Alte Glaubenssätze verbunden mit Selbsthass waren in sekundenschnelle (und keine Widerworte duldend) da und zogen mich einfach immer tiefer runter. Ich kann dagegen nichts machen. Mein Kopf sagt mir, dass mich niemand will und er macht das so überzeugend, dass ich schon gar nicht mehr dagegen ankämpfe. Er hat so viele Argumente und zudem fühlt es sich für mich auch so an, dass ich es einfach als richtig ansehe und schon gar keine andere Option in Frage kommt.
Im Kurs selbst wurde kurzfristig ein Vorstellungsgespräch arrangiert und ich durfte als Testhase hinhalten. Danach gab es positive wie negative Feedbacks. Es war nicht so schlimm und doch hängt sich natürlich eine zambrottagirlie nur an den schlechten Dingen auf. Die guten werden mir von allen Seiten gesagt, ich kann sie jedoch nicht als solches ansehen und als das aufnehmen (weil es eben in meinem Kopf nicht so stimmt).
Ich bin einfach froh darüber, dass man mir äusserlich kaum etwas von diesen Kämpfen ansieht. Das ich da funktioniere und nicht sofort jeder schnallt, was bei mir los ist und eigentlich das Garagentor schon längstens wieder runter gegangen ist. Die Maske sitzt also.
Und doch war mir irgendwie alles zu viel. Ich dachte an mein altes Essverhalten und wie oft ich da zu Denner gefahren bin, zwei Pizzen, extra Mozzarella und eine grosse Cola gekauft und alles für ein Abendessen zubereitet hatte. Kaufgelüste kamen auch auf, jedoch in Form einer teuren getönten Tagescreme. Bevor ich beim Auto angelangte, erblickte ich noch kurz Pupa und wir unterhielten uns so eine halbe Stunde.
Meine Gelüste waren jedoch immer noch da. Die Tagescreme war nicht mehr vorhanden, für eine Cola an der Kassenschlange anstehen war mir zu doof und die Pizzasache vergass ich dann auch. Ich finde das eigentlich eine Riesenleistung und es zeigt mir, dass ich die wichtigsten Dinge erreicht habe, die ich in der Therapie schaffen wollte. Ich schneide mich nicht (mehr), mein Essverhalten hat sich reguliert und ich bin nicht mehr in diesem Einkaufssog gefangen. Das waren meine Handicaps, nebst Suizidgedanken und tieferliegende Probleme (unter anderem die Männersachen). Immerhin kann ich solche Gelüste ablenken und muss nicht mehr mir selbst schaden, um die Anspannung los werden zu können.
Jaja, mir ist natürlich total bewusst, dass Selbsthass, niedriges Selbstwertgefühl sowie kein Selbstvertrauen genau so grausam sein können. Aber das spielt sich alles innerlich ab und sobald ich meiner Arbeit oder dem Alltag nachgehe und alles erledige, was zu erledigen ist, kann ich auch das "abstellen".
Hoffentlich bleibt das so. Wobei sich natürlich alles zum Guten wenden könnte. Dagegen hätte selbst ich nichts einzuwenden. Aber auch da kommt ein alter Glaubenssatz zum Vorschein: es kann für mich gar nicht mehr gut und besser in diesem Leben werden. Ich glaube nicht an Karma und ich bin überzeugt davon, dass ich nicht alt werde und bestimmt nicht das bekomme, was ich mir für mein Leben wünsche.
Diesen Eintrag bitte nicht falsch verstehen: es war ein anstrengender und nervenaufreibender Tag, aber ich fühle mich mehr oder weniger gut. Ich konnte trotz allem abschalten und bis vor ein paar Minuten haben wir eine weitere Partie Uno gespielt.
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