Ich bin und bleibe ja von Tag zu Tag von Selbstzweifeln und einem enormen Selbsthass geplagt. Ich finde es da schon fast gut, habe ich meinem Körper auch schon anders gegenüber gestanden. Vor etwa drei Jahren war ich in einer Zeit von meinem 19. bis 22. Lebensjahr ganz zufrieden mit mir und meinem Aussehen.
Ich mache mir nichts vor. Ich war schon immer ein wenig molliger als all die anderen Frauen um mich herum. Nicht als Kind, aber sobald ich irgendwie 11 bzw. 12 war, schoss ich in die Höhe und in die Breite. Meiner Meinung nach habe ich es damit nie übertrieben und wenn man sich meine Leidenszeit sowie den starken Ausbruch des Borderlines während der Lehrzeit anschaut, kann man nachvollziehen, wie es da auf einmal knapp 20 Kilo mehr auf meinen Hüften werden konnten.
Mich regt eine aktuelle Diskussion enorm auf. Es geht um eine bekannte Schweizerin, die mit 1, 71 Meter 56 Kilo wiegt. Ich finde das eine schlanke Frau. Nur ist ihr Körper anscheinend nicht so sportlich und daher wurde ein wenig gemänkelt.
Ich kann da nur den Kopf schütteln. Diese Gesellschaft ist und bleibt einfach krank! Klar, starkes Übergewicht (wie es zum Beispiel meine Schwester hat) kann auch sehr gefährlich werden, aber genau das gleiche kann mit Bulimie oder Magersucht passieren. Viele Frauen haben ein total falsches und verzerrtes Bild von sich selbst.
Meiner Meinung nach kommt vieles von diesen Klatschheftli und den Medien. Ist ein Star ganz dürr wird sofort darüber berichtet und man schreit über den Druck, die Magersucht und Bulimie in Hollywood auf. Ist ein Star "wohlgenährt", wird er als dick hingestellt.
Wer erlaubt sich überhaupt diesen Massstab?
Anscheinend finden auch viele männliche Kandidaten einer bald in der Schweiz anstehenden Wahl die weiblichen Figuren ganz okay. Einer meint sogar: "Einige Kilos mehr auf den Rippen können sehr sexy und weiblich wirken." Bleibt bei mir die Frage: wie viel ist für den Herrn einige? Machen bei einer bereits etwas gut genährten Frau 10 Kilo gleich viel aus, wie bei einer ganz schlanken oder macht man daraus einen riesen Unterschied und die Frau ist einem sofort zu mollig und dementsprechend uninteressant?
Ich kenne diese Art von Männer. Zwar kann ich nicht mitreden, aber ich habe etliches von meiner Schwester und Pupa mitbekommen. Für das Bett okay und spannend (lechz, mal etwas "Griffiges"!), für die Öffentlichkeit einfach nicht zu gebrauchen. Man will sich mit den Damen da nicht zeigen. Daher hat meine Schwester ihren Ex auch verlassen, weil der anscheinend eher den blöden Sprüchen seiner Kumpels an Gewicht gegeben hat. Ausserdem denken viele Männer, dass mollige Frauen automatisch einen riesigen Busen und einen dicken Po mit sich mittragen. Stimmt vielleicht bei meiner Schwester und Pupa überrein, die zweite jedoch weiss, was es für Qualen sein können. Meine Schwester hatte nie Probleme mit dem Rücken aufgrund ihrer Oberweite. Es gibt jedoch auch viele mollige Frauen, die ein B-Körbchen und einen etwas "eher schlanken" Unterkörper mit sich herum tragen und dieser daher nicht immer so mit dem Oberkörper harmoniert. Ich gehöre nicht zu den sehr weiblichen "Rubensfrauen", eher zur zweiten Sorte.
Männer denken bei "Frauen mit Kurven" an Frauen mit Figuren wie eine Sanduhr wie Beyoncé, Halle Berry, Jennifer Lopez, Britt Hagedorn und Britney Spears. Das sind in meinen Augen jedoch immer noch schlanke, jedoch nicht magerdünne Frauen.
Wo beginnt das leichte Übergewicht, wo ist man dick und ab wann ist man fett? Ich selbst würde mich eher als "mollig" bezeichnen, meine Schwester stufe ich da eher schon unter "etwas dicker" ein. Es ist Fakt, dass sie mindestens 30 Kilo mehr als ich auf den Rippen hat. Ich will hier keine Ausreden benutzen, aber ich bin gross und man schätzt mich immer leichter. Ich habe anscheinend doch schwere Knochen. Ich war immer sportlich und konnte beim Volleyball- wie auch Schultraining mithalten. Ich laufe jeden Tag bis zweimal täglich mit Schila (es sind nicht immer gemütliche Spaziergänge) und absolviere drei- bis viermal in der Woche 30 Minuten auf dem Hometrainer.
Anscheinend mögen Männer versteckt doch ein wenig mehr an Frauen. Und wenn man sich meine Familie anschaut, weiss man blind, dass ich nie superschlank sein werde.
Ich beurteile keinen Menschen nach dem Äusseren. Ich habe in meiner Laufbahn in der TK, bei Selbsthilfegruppen und in der IPT jegliche Schichten, Charaktere und Persönlichkeiten kennen gelernt. Den wahren Menschen lernt man erst kennen, wenn man genau hinsieht.
Klar, jeder hat seine Vorlieben und ich weiss, dass ich nie mit einem Mann zusammen sein werde, der nicht meinem Geschmack entspricht. Ich träume zwar vom heissen Südländer mit sportlichem Body und weiss ich was für Farbmischungen in den Augen... bin mir jedoch stets bewusst, dass ich auch schon blonde Männer mit leichtem Bauchansatz sexy gefunden habe. Es kommt auf die Ausstrahlung und alles darauf an.
Ein Teil von mir denkt, dass es etliche andere Menschen wie mich auf dieser Welt gibt. Die genau so denken und offen sind. Glaubenssätze machen wieder alles kaputt. Ich lerne irgendwie nie das Gegenteil. Noch nie hat ein Mann gesagt, dass er mich okay so findet, wie ich bin. Obwohl... die Sprache ist nie darauf geführt worden. Roberto kenne ich seit eh und je und Gewicht, Lebenslaufbahn oder Aussehen war bei uns nie ein Thema (beruht auf Gegenseitigkeit). Auch im Kurs habe ich viel mit Männern zu tun und auch da bin ich so akzeptiert worden, wie ich auch andere Menschen akzeptiert habe.
Warum also kann ich nicht daran glauben, dass es in meiner näheren Umgebung Männer gibt, die mit meinem Aussehen "zufrieden" wären? Warum denke ich, wenn ein Mann von Kurven spricht an grosse Oberweite und prallen Arsch, jedoch kein Bauchansatz?
Ich fand diese Fotostrecke zum Beispiel total genial. Das sind für mich Frauen, die vielleicht ein wenig mollig sind, jedoch bestimmt nicht dick! Meine Schwester meint immer, ich wäre der dunkelhaarigen auf dem ersten Bild sehr ähnlich... habe ich auch mal geglaubt. Sie ist in vielen Modezeitschriften für Übergrössen vertreten.
(Quelle: Sølve Sundsbo)
Auch eine Beth Ditto finde ich zum Beispiel nicht schlimm. Sie hat zwar doch einiges mehr auf den Hüften und wiegt anscheinend bei knapp unter 1.55 über 100 Kilo.... Aber es kommt auf die Verpackung und Ausstrahlung darauf an. Teilweise denke ich, dass sie bestimmt mehr wiegt, an anderen Tagen denke ich wieder, dass man es ihr nicht ansieht und bewundere sie.
Habe ich vielleicht das Realitätsbild verloren, weil die ganze Familie eher mollig ist? Ich finde nicht! Mein Bruder wiegt etwas über 100 Kilo, ist nicht weiss ich wie durchtrainiert und man sieht den kleinen Bauchansatz. Aber: er ist über 1.90 Meter. Ein Koloss von Mann!
Warum dürfen Männer immer mit dem Bierbauch herumrennen und wünschen sich stets die dünnen Püppies? Ich finde solche krassen Gegensätze und Vorstellungen von Beziehungen schon sehr doof. Wie ich es auch nicht gerade heiss finde, wenn eine dicke Frau mit einem Spargeltarzan durch die Gegend spaziert. Was jedoch die traurige Wahrheit ist: viele Männer dürfen sich gehen lassen. Sie werden immer eine Frau finden. Warum tun wir Frauen uns das also an? Und warum kann ich mir einfach eine Beziehung mit einem Mann nicht vorstellen? Es geht nicht in mein Kopf rein, dass mich irgendjemand irgendwie anziehend und attraktiv finden könnte. Ich kann mir "meinen" Traummann an meiner Seite einfach nicht vorstellen. Es geht nicht unter die Schädeldecke. Und ich glaube, das wird ein riesen Problem für mich. Früher oder später werde ich mich damit auseinander setzten müssen. Keine Ahnung, ob man diese Worte nachempfinden und verstehen kann... Vieles liegt wahrscheinlich an meinem sehr verzerrtem Selbstbild. Ich sehe im Spiegel eine ganz andere Frau, als so manch anderer. Und das in negativer Form...
So, muss langsam zu Bett. Morgen steht mein Putz- sowie Beautytag an. Danach werde ich einfach nur noch vor den Fernseher sitzen und evnetuell noch an meiner Geschichte weiterschreiben. Samstag gehe ich dann mit Laura eine Bibliothek anschauen.
Eine gute Nacht!
Also ich habe auch gestutzt, als sie letztens in einer Zeitung von der aktuellen Miss Schweiz als "kurvig" sprachen. Das soll kurvig sein???!!! Heutzutage ist die Wahrnehmung wirklich verzerrt durch alle diese Bilder, die uns tagtäglich von spindeldürren Frauen begegnen. Dabei ist der weibliche Körper nun mal dazu gedacht, kurvig zu sein. Man schaue sich nur mal Gemälde aus früheren Zeiten an. Es ist eigentlich unnatürlich, wenn eine Frau einen flachen Bauch hat und die Hüfte nicht etwas rund ist.
AntwortenLöschenAllerdings muss ich ehrlich sagen, dass die Frauen auf deinen Bildern für mich mollig sind und das für mich selber nicht stimmen würde, wenn ich so viel auf den Rippen hätte. Aber es soll sich jeder wohlfühlen und ich gehe mit allen Menschen gleich um, egal, wie viel Gewicht sie haben. Bei einem Mann erwarte ich allerdings schon auch, dass er nicht übergewichtig ist, ich selber achte auch auf meine Ernährung und bewege mich, das erwarte ich auch bei einem Mann.
Hallo seastorm
LöschenDanke für deinen lieben Kommentar. Genau mit dem gleichen Gedanken (das soll kurvis sein???!!!) stand ich mit der Zeitung in der Hand vor der Haustür.
Eine Miss Schweiz wird niemals in diese Richtung für mich definierbar sein. Kurvige Frauen sind für mich J-Lo, Beyoncé, Penelope Cruz und Frauen in diese Richtung.
Ich wollte mit den Bildern den Unterschied von mollig und dick für mich definieren. Die Frauen von der H&M-Kampagne sind für mich noch nicht dick, jedoch ganz klar mollig. Eine Beth Ditto geht für mich eher Richtung "dick".
Aber eben, vielleicht beurteile ich es anders, weil ich zwar in der Familie die schlankste, jedoch dies nie in meiner Umgebung war. Mir ist bewusst, dass ich nie vollständig schlank und um die 60 bis 70 Kilo bei einer Körpergrösse von 1.76 sein werde.
Jede Frau muss es selbst wissen. Mir ist es einfach wichtig, dass man anderen Menschen gegenüber tolerant und offen bleibt. Ich finde es gut, wenn Menschen etwas für ihr Wohlbefinden tun und sich so ernähren, wie sie es für gesund und richtig für sich halten. Das I-Tüpfelchen ist und bleibt einfach, wenn auch "wir" etwas reicher genährten so akzeptiert werden :-).
Natürlich gibt es auch für mich Grenzen und ich finde eigentlich 130 Kilo schon viel zu viel. Aber eben, ein gewisses Gewicht sieht man nicht. Das wollte ich mit dem Beispiel von meinem Bruder zeigen. Man würde ihm nie etwas über 100 Kilo geben. Er ist einfach riesen gross und dementsprechend breit an Schultern gebaut. Sein kleiner Bauch macht mir persönlich nichts aus. Der schwappt nämlich noch nicht über den Hosenbund (was ich an einem Mann nicht wirklich mag ;-)). Und doch ist es mir lieber, ein Mann hat etwas festere Beine, als Streichhölzer.
Was mich einfach nervt ist die Tatsache, dass bei einem Bierbauch kaum jemand meckert. Frauen verlieben sich in solche Männer, nehmen diese als so hin. Ich weiss, wovon ich spreche. Ich habe eine schweizerische und italienische Familie. Viele Ansprüche werden an Frauen und Männer gestellt. Und vor allem mein Cousin (ich habe schon ein paar Sprüche von ihm hier veröffentlicht *schnarch*...) treibt mich regelmässig in den Wahnsinn.
Lange Rede, kurzer Sinn: danke dir!
Lieben Gruss
zambrottagirlie