Donnerstag, 12. September 2013

die letzten ferientage

Schon eindrücklich, wie schnell die Zeit schlussendlich doch vergangen ist… rückblickend zwar sehr langsam, Tag für Tag. Und doch: vor zwei Wochen war es ebenfalls der gleiche Tag, wie der heutige. Nur dachte ich mir damals: hei, noch volle zwei Wochen, geniess es!
 
Ich bin froh, wie die Ferien vergangen sind. Im Grossen und Ganzen, ja. Es gab anstrengende Situationen (mei, die Italiener rücken einem wirklich sehr auf die Pelle, die sitzen schon fast auf einem. Egal, ob man an der Kasse wartet oder sonst irgendwo ansteht… immer stehen sie ganz nahe neben einem. Zudem kann ich dieses Gegaffe wirklich nicht ab. Und sie markten ganz anders, wenn sie merken, dass du nicht vom Land kommst. Aber ich kann den Dialekt perfekt und von dem her kann ich da vieles rausholen :-D) und doch auch wieder wunderschöne Momente am Strand, mit der Familie und joa, ich habe sogar mein Handy gefunden. Gleiches Modell, einfach nigelnagelneu. Meines macht mir nämlich immer mehr Probleme, leider. Ich bin aber sehr zufrieden mit diesem Natel, sodass ich mir einfach ein Neues gekauft habe. Viel günstiger und ich werde es mir für meinen nächsten Geburtstag „warm“ halten.
 
Naja… ich habe es wirklich genossen. Ein Haus für mich alleine, die Nachbarschaft und die Zeit mit meiner Lieblingstante und meinem Lieblingsonkel. Ich finde es wie zuvor sehr schade, dass sie auswandern mussten. Zudem habe ich meine Taufgotte und meinen Taufonkel von einer anderen Seite kennen gelernt. Und auch sehr viele Aktionen mit Nonna. Ich habe eine innere Ruhe gefunden und es fühlt sich einfach anders an, wie die letzten Jahre. Klar, ich würde gerne noch ein paar Monate mehr hier verbringen, aber es ist ein unheimlich schönes Gefühl, zu wissen, dass man zurückkehrt und einen sicheren Job hat. Es ist eine grosse Erleichterung und doch graut es mir davor, meine Sachen zu packen. Ich will noch nicht gehen.
 
Heute habe ich meine eingekauften Sachen mal sortiert. Und mich hat schier der Schlag getroffen… Mei, habe ich eingekauft! Bestimmt zehn paar neue Schuhe und genau so viele neue Taschen. Aber bei diesen günstigen Preisen hier schaltet mein Hirn halt einfach aus. Und es sind nahezu Einzelstücke und in der Schweiz findet man diese Sachen nicht. Und ich finde es cool, wenn ich meine Taschen und Schuhe nicht an beinahe jeder zweiten Frau sichte. Und obwohl ich jetzt schon so viele habe, werde ich vor der Abfahrt noch ein paar letzte Euros ausgeben. Günstige Preise bei sehr guter Qualität… was will frau (zambrottagirlie ;-)) da mehr?!
 
Ich werde dann noch ein paar lustige Fotos mit den eingekauften Dingen machen… habe da schon eine Idee…
 
Im Allgemeinen bin ich sehr kreativ unterwegs… heute war ich bei einem beinahe Stillgelegten Bahnhof in der Nähe und habe die Gleise fotografiert (Fotos werden folgen, natürlich bin ich da nicht darauf sichtbar!). Zudem habe ich auch ein paar Schnappschüsse mit mir und dem Gleis gemacht. Wie ich gerade springe (ist echt gelungen, sieht aus, als würde ich fliegen können ;-)) und etliche Motive mehr. Ich weiss nicht, warum mich gerade die Gleise so anmachen, aber diese faszinieren mich einfach. Es hat nichts mit Suizidalität zu tun, es geht bei mir wohl eher darum, dass diese Geleise so endlos lange und einfach gerade aus gebaut sind. Unendliche Freiheit. Und ich merke immer mehr, wie mir persönlich meine Freiheit so wichtig ist. Erst seit ein paar Minuten, dafür aber umso intensiver. Zudem bin ich an einem Tag von unserem Dorf aus zum südlichsten Punkt Apuliens gedüst. Eine schöne Strecke dem Meer und der Küste entlang, welche sich immer wieder gegen oben und unten schlängelt. Es sind keine sechzig Kilometer und dafür habe ich mir gerne Zeit genommen.
 
Joa, ansonsten steht Packen, Aufräumen, Verstauen und Verabschieden an. Und ich vermisse diese zweite Heimat jetzt schon. Wobei mir natürlich klar ist, dass ich hier wohl kaum so schnell ein Leben aufbauen könnte. Schon nur von der Mentalität her. Alles ein wenig egoistischer als in der Schweiz. Und so sehr ich diese Isolation vor ein paar Jahren gesucht habe, so sehr merke ich, wie es mir eigentlich nicht wirklich gut tut.
 
Es fehlen positive Rückmeldungen. Klar, ich verbringe hier Zeit mit der Familie, aber seien wir mal ehrlich: bei diesen wenigen Wochen im Jahr kennt man sich nicht wirklich. Man vertraut sich nicht alles an und weiss auch kaum etwas vom Leben von der Person gegenüber. Und in der Schweiz erhalte ich Wertschätzung von jeder Ecke. Von der Familie, im Job, vom Freundeskreis… und meist müssen es ja keine grossen Komplimente sein. Es geht auch um sehr unscheinbare Worte, Gesten und auch um die Zeit, die man miteinander verbringt.
 
Und das fehlt mir irgendwie schon. Und ich glaube, es tut mir gut, dass ich dies auch merke. So schätze ich die Zeit in der Schweiz mit anderen Mitmenschen auch wieder eher. Kann mich auf das Zwischenmenschliche konzentrieren, so schwierig und kompliziert mir das manchmal scheint. Klar, hier muss ich mir nicht immer einen Kopf machen und kann auch einfach mal abschalten. Ich habe kaum an die Arbeit gedacht und auch sonst sehr gut abschalten können.
 
Nur mit diesem Einkaufen… mei oh mei, ich muss da echt wieder aufpassen und mich bremsen. Seit meinem Geburtstag im März ist alles ein wenig aus dem Ruder geraten. Und ich weiss einfach nicht, was ich damit kompensiere.
 
Klar, der Stress im Job und auch sonst diese Geschichte mit einem gewissen Mann. Es ist alles Neuland für mich und seien wir mal ehrlich: ich arbeite jeden Tag an mir, habe etliche Fortschritte gemacht und doch habe ich Angst, mein „altes“ Leben komplett loszulassen. Dieses Einkaufen kenne ich von mir, es ist eine Art „Sicherheit“, so absurd es klingt. Ich kenne mich so und weiss dann automatisch, wie ich funktioniere. Ich muss nicht überlegen, nicht jeden Schritt bedenken und vor allem muss ich mich nicht mit mir auseinandersetzen.
 
Wie ein Roboter funktionieren. Das hat jahrelang gewirkt und es hat auch auf diese Art und Weise geklappt. Und ich merke halt schon, wie ich  mich immer mehr auf Neues einlasse, ausprobiere und mich ändere. Und dass es in mir vieles auslöst, vor allem neue Empfindungen. Und wenn man jahrelang alles einfach nur unterdrückt… aber eben, lange und langweilige Geschichte.
 
Ich bin einfach froh, dass es im Moment eigentlich ganz gut funktioniert. Und ich kompensiere mit dem Einkaufen ganz klar meinen Selbstwert. Fühle mich für einen Moment „attraktiver“ und auch „wertvoller“. Ich selbst reiche mir kaum, obwohl ich Komplimente für meinen Stil erhalte. Ich bin nicht oberflächlich und doch habe ich ständig das Gefühl, nicht zu genügen. Vor allem mir selbst nicht.
 
Was tun? Sich aufwerten. Mit Kleidung und Schuhen. Schmuck und sonstigen Dingen. Man möchte anderen (noch besser) gefallen.
 
Mein einziger Gedanken in Sachen Rückkehr in die Schweiz: ich gehe gleich an meinem ersten freien Tag shoppen.
 
Unglaublich *kopfschüttel*…
 
PS: ich hatte ja geantwortet und nicht auf eine Rückmeldung gewartet… aber es kam etwas zurück. Mit Gegenfrage. Naja… ich konnte es dann nicht lassen und habe mich auch wieder gemeldet… aber so bin ich nun mal. Ist mein Naturell. Und vor allem finde ich es wichtig, für einen „normalen Umgang“. Langsam aufbauen und eben – wie schon erwähnt – hilft dabei die Kilometerdistanz bestimmt.
 
Ich will nicht zurück. Noch nicht. Ich will noch ein wenig länger früh ans Meer düsen und den fast leeren Strand um acht Uhr in der Früh für mich selbst geniessen. Schritt für Schritt tiefer in das salzige Nass eintauchen, ein paar Längen schwimmen, mich treiben lassen und der wandernden Zuckerwatte am Himmel hinterherschauen… Lesen, mit dem Sand spielen, den Leuten zuschauen… Einfach sein. Ohne störende Gedanken.
 
Heute habe ich ein Paar gesehen… sie etwa meine Körpergrösse, er eher sehr schlank. Natürlich musste ich sofort an den gewissen Mitarbeiter denken und war schon wieder den Tränen nahe. So habe ich mich dann nachmittags mit lustigen Selbstporträts aufgemuntert.
 
Aber eben, das Selbstwertgefühl ist nicht grossartig gestiegen. Ich frage mich einfach immer mehr, ob ich mir nicht wirklich langsam auf eine Zukunft allein einstellen sollte. Umso älter ich werde, umso schwieriger wird es. Ich selbst stelle kaum Ansprüche auf einen zukünftigen Partner. Es gibt ein paar Dinge, die mich stören (Rauchen, Alkoholkonsum, Drogen im Allgemeinen, blonde Haare) und doch finde ich, muss man einen Menschen kennen lernen.
 
Und doch gibt es Menschen, denen Erfahrungen in gewissen Dingen enorm wichtig sind. Um umso älter ich werde, um so stärker werden meine Zweifel. Es wird nicht leichter für mich.
 
Und eben, seien wir mal ehrlich: es wird schon seinen Grund haben, warum ich bis jetzt alleine war… und ich lasse es immer noch dahingestellt, ob ich wirklich so sein kann, wie ich es will in deiner Beziehung. Oder ob es dann nur noch anstrengender wird, da viel Neues auf mich zukommt. Vor allem das Gefühl, dass mich jemand okay so findet, wie ich bin. Und ich selbst ja kaum grosse Lieber mir gegenüber empfinde... aber eben, es wird wohl nie auf mich zukommen, dass ich mich genau mit dem auseinandersetzen muss.
 
Aber fertig Trübsal blasen! Habe noch viel vor. Vor allem mich über meine Bräune freuen, welche ich in den letzten Wochen angenommen habe :-)! Immer noch „weisser“ wie andere, aber in meinen Augen schön braun.
 
Nur sieht man gewisse Narben vom letzten Winter :-(.
 
So, ich bleibe auf dieser Spur. Allgemein und in Sachen Liebe: eines nach dem anderen. Schritt für Schritt. Langsam. Es nehmen, wie es ist. Mich damit auseinandersetzen und es als Übung ansehen. Ich habe jetzt die Chance, welche ich mir jahrelang gewünscht habe. Und das in jeder Lebenslage.
 
Und es wird schon. Früher oder später haben sich Dinge immer geklärt.
 
Ein kleiner Nachtrag zu meinem letzten Ferientag: Der war schon sehr intensiv und hatte es in sich. Beim Packen sind mir meine Einkaufstouren vor Augen gehalten worden (ich könne zwei Wochen lang jeden Tag eine andere Tasche bzw. ein anderes Paar Schuhe benutzen -.-) und auch sonst habe ich eher Trübsal geblasen. Klar, es ist ein enorm schöne Gefühl, aus den Ferien zu kommen und diesmal eine Festanstellung zu haben. War die letzten Jahre nicht so. Dafür konnte ich dazumal frei entscheiden, ob ich eine Woche länger machen wollte an „Auszeit“ oder nicht.
 
Ich war heute Morgen am Meer. September ist in Apulien herrlich. Bis um ca. 10.30 Uhr hast du deine Ruhe, kaum Menschen um dich herum, niemand, der dir etwas andrehen möchte und auch von den kleinen Bars in der Nähe kommt keine Musik aus den Boxen und auch der Animateur ist noch nicht „on air“. Ich habe den frühen Morgen genutzt, um Schritt für Schritt ins Meer einzutauchen. Habe die Zuckerwatte (Wolken ;-)) um mich herum bestaunt und einfach all meine Gefühle so richtig eingesogen. Dieses Wohlgefühl, diese Stärke, diese Zufriedenheit. Die Felsen rechts und links von mir, das Rauschen der Wellen, das Wasser, welche immer mehr von meiner Haut umfasst und auch den Sand unter den Füssen spüren. Merken, wie jeder Schritt und der ganze Körper somit leichter wird… Diese Ruhe und Gelassenheit. Ich liebe es, so ganz langsam im Meer zu „verschwinden“ und der schönste Moment ist für mich persönlich immer, wenn das Wasser sanft meine Oberarme heraufkommt, die Schultern hinter sich lässt und sich dann um meinen Hals schliesst. Einfach herrlich.
 
Danach schwimme ich meistens ein paar Meter, wende mich dem Strand zu, um mich wieder gen Horizont abzuwenden und dann einfach treiben zu lassen. Füsse und Kopf aus dem Wasser und einfach die Freiheit geniessen. Endloses Meer und die Wolken, wobei sie plötzlich irgendwo aufeinandertreffen. Nur ich und das Wasser.
 
Naja, bis eine Gruppe älterer „Napolitani“ kam und ich sie bis weit ins Wasser heraus hören konnte. Aber gab ein paar amüsante Sprüche.
 
Klar, diese Ruhe und diese Freiheit werde ich vermissen. Einfach machen können, wonach mir ist. Und die Siesta erst… ich liebe es, nachmittags zu dösen! Ach, ich könnte sterben dafür…
 
Danach wurde es ein wenig stressig. Baby Blue saugen (dieser Sand ärgert mich jetzt noch!!!) und zudem begann es nachmittags auch noch zu regnen. Ungewohnt für Apulien. Somit musste ich spurten, damit ich noch unter die Dusche springen konnte, bevor das Gewitter so richtig los ging (da wir selbst einen Brunnen haben, müssen wir bei Blitz und Donner den Strom und das Wasser ausschalten, da sich diese leider hervorragend als Blitzableiter eignen…). Danach ein paar Verwandte verabschieden (und doch nicht alle). Viele wussten, dass ich hier war und kaum jemand hat sich blicken lassen. Ich meine, ich bin in den Ferien hier und kenne deren Alltag nicht. Sie können mich hier fast jederzeit antreffen. Aber irgendwie kam es mir gerade recht so.
 
Joa… mein Koffer musste als Schuh- und Taschenkoffer herhalten und die extra davor vorgesehene und mitgebrachte Reisetasche ist nun mit meiner Kleidung vollgestopft. So kann es gehen… typisch zambrottagirlie… Aber Fakt ist: ich habe es genossen. Und Ziele für die Zukunft. Nächstes Jahr sowie 2015. Da steht Amerika mit der Schwester an. Und das alles spornt mich zum Sparen an.
 
Klar… Montags habe ich Zürich geplant. So ein letztes Mal :-). Und online habe ich leider auch noch ein paar Bestellungen offen. Kennt ihr Bonaparte? Eher etwas teure Sachen, aber einfach schön und auch von der Qualität top! Ich kaufe da meistens im „Outlet“ ein und ergattere so manches Teil für etwa 45 Franken anstelle 90 oder so. Habe ein paar Schnäpchen gefunden.
 
Ach ja… in „Liebesdingen“ werden mir immer mehr Dinge klar. Ich werde mir vornehmen, alles Schritt für Schritt anzugehen. Im Moment ist alles okay und wer weiss, vielleicht hilft die Kilometerdistanz dabei. Vielleicht war zu Beginn einfach alles ein wenig zu schnell und beide sind zurückgerudert.
 
Ich weiss nicht, was ich in dieser Sache empfinde. Wahrscheinlich auch zum Schutz, weil ich nicht weiss, was die Person gegenüber in dieser Sache empfindet. So bin ich sicher. Ich möchte es langsam angehen und wer weiss, vielleicht entwickelt sich auch einfach eine verdammt schöne Freundschaft daraus. Und falls doch Gefühl entstehen sollten, die nicht zur Situation passen… werde ich auch diese Hürde meistern. Ich mache mir oft zu früh zu viele Gedanken. Der Mensch kann viel mehr, als er selbst glaubt. Und ich habe immer mehr den Glauben in mir selbst zurück und ich bin davon überzeugt, dass ich auch die nächsten „Hürden in dieser Geschichte“ meistern werde.
 
So, nun fertig für jetzt. Morgen steht grosse Reise an. Frühmorgens um vier aus dem Bett, fünf Uhr will ich starten. Danach zu Hause das Zimmer abstauben und mich duschen. Zudem will ich mich dann samstags mit Schuhschränken etc. auseinandersetzen. Und dann ist Italia 2013 „Geschichte“. Bilder folgen :-D!
 
Wünsche euch allen eine gute Zeit!
 
A presto…

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