Freitag, 27. September 2013

die etwas andere liebe

Es geht mir dabei um die Art von Liebe, welche man in gewissen Situationen in einer Freundschaft verspürt. Oder wenn man merkt: ja, diese Person ist mir irgendwie wichtiger wie XY1 und unsere Freundschaft bzw. die Bindung fühlt sich anders an als zu XY2.
 
Die letzten Tage waren für Pupa nicht sehr leicht. Ich weiss, es ist sehr privat und doch nenne ich keine Namen und weitere Anhaltspunkte. Aber es beschäftigt mich doch sehr. Ihr Blutbild hat sich wieder enorm verschlechtert und sie muss wieder in eine sehr intensive Chemo. Die letzte fand am Mittwoch statt und ging den ganzen Morgen über. Sie musste sogar über nach in der Klinik bleiben, weil es so happig war.
 
Ich habe sie erneut auf eine eventuelle Option der Rückenmarkspende angesprochen. Und da habe ich erfahren, dass diese bei ihr gar nichts nützen würde. Mehr habe ich dann auch nicht nachgefragt, denn einerseits konnte sie nicht mehr dazu sagen und auf der anderen Seite wusste ich ja auch nicht, dass es diese Form von Leukämie gibt.
 
Zudem weiss ich nie, ob Menschen an ihr „Schicksal“ erinnert werden möchten. Einzelnen wird es schnell zu viel, wenn sie darüber ausgefragt werden und erzählen müssen. Andere sehen gerade dies als Verarbeitung. Und ich hatte das Gefühl, bei ihr hilft es schon, weil sie vielleicht nicht allen davon erzählt hat.
 
Ich habe dann ein Geständnis gemacht, welches nur sie (und eventuelle Leser) kennen. Sollte ich jemals so eine Diagnose erhalten (und das Leben läuft, wie jetzt (ohne Verpflichtungen an Kinder)), würde ich nichts machen. Ich würde sie hinnehmen, nichts dagegen unternehmen, es für mich behalten und einfach noch das Beste draus machen. Es hat nichts mit Aufgeben zu tun und wahrscheinlich ist es schwer nachvollziehbar…
 
… aber irgendwann einmal fragt man sich einfach nur noch mehr, was man dann hier zu tun hat, wenn ein Schicksalsschlag nach dem anderen kommt. Und obwohl ich es schon viel Schlimmer hatte und sehr pessimistisch unterwegs war… ich bin wieder Optimist und gebe mein Bestes, egal, wie scheisse es mal läuft. Und ich denke, dass beweise ich hier von Tag zu Tag besser. Ich sehe – trotz Dunkelheit um mich herum – immer noch das Gute. Und ich geniesse diesen Wandel auch, so anstrengend er nun mal sein mag. Ich bin froh, habe ich mich wieder für den Weg des Kämpfens entschieden.
 
Und doch: hat man irgendwann einmal nicht einfach genug? Also, mir geht es so. Ich finde, es ist dann irgendwann auch einmal wie ein Zeichen, dass es Zeit zum Gehen ist. Weil Lebensprüfungen hatte ich – meiner Meinung nach – genug. Da tröstet mich der Gedanke nicht mehr, dass ich einfach getestet werde, meine Stärke beweisen kann und mich bewähre. Denn irgendwann hat man auch genug an Test „abliefern“ müssen (finde ich). Kann man nachvollziehen, was ich damit meine?
 
Klar, wenn Kinder im Spiel sind, ist das etwas anderes. Und es ist auch nichts gegen meine Familie und ich weiss, wie schwierig so etwas zu akzeptieren ist… aber – so hart es mir fallen würde – auch ich würde es verstehen, wenn die Person mir gegenüber – berechtigterweise (!!!) – keine Kraft mehr hat.
 
Und Pupa hat mir natürlich anvertraut, dass sie niemals so kämpfen würde, wenn sie ihre Kinder nicht hätte.
 
Aber eben… wie sagt man so schön: eine Sache – viele Optionen – viele Ansichten – viele Meinungen.
 
Mir hat der gestrige Abend mit Pupa einfach gut getan, weil es irgendwie plötzlich einen riesen Stress am Nachmittag gab. Ich machte eine Aufgabe nach der anderen, erhielt Lob und war sehr glücklich darüber. Es war ein sehr schönes Kompliment meiner stellvertretenden Chefin und ich habe diese Worte so richtig aufgesogen. Dann düste ich zu Pupa und wahrscheinlich hat da die ganze Anspannung irgendwie losgelassen. Ich fühlte mich plötzlich schlapp und wurde immer irgendwie schlechtgelaunter.
 
Wir assen ein Frust-Znacht. Und dann ging es plötzlich. Wir lachten beide, nahmen uns hoch und ich fühlte mich von Minute zu Minute befreiter. Ich dankte ihr ehrlich und erinnerte mich an eine Situation vom Montag, als wir beide dagesessen hatte, sie mir einen tiefen und lieben Blick schenkte und meinte: „zambrottagirlie, ich würde dir jetzt am liebsten einen Kuss auf die Stirn drücken. Ich liebe dich.“
 
Ich war so gerührt, dass mir die Tränen kamen. Dieser Blick sprach die Tiefe der Freundschaft aus, die platonische Liebe zweier Frauen zueinander. Ich fühlte mich einfach geliebt und es ist so ein schönes Gefühl. Ich konnte es zulassen und habe es genossen (auch dieses Gefühl zurückgeben zu können).
 
Klar, so schwierig es teilweise mit ihr ist (Medikamente, Lebenswandel, IQ, Konzentration und Interesse in bzw. an meinen Geschichten, Motivation, Lebenswille,…), sie ist diejenige, welche mich wortlos versteht. Genau weiss, was in einem abgeht. Und gleiche Schicksale verbinden einen halt schon.
 
Ein sehr schöner Moment. Und klar gibt es viele Frauen, welche diesen mit einem Mann teilen dürfen und davon schwärmen. Ich habe ihn jetzt halt mit einer sehr guten Freundin genossen :-).
 
Joa, ansonsten läuft es rund. Die ganze Woche fleissig am arbeiten, früh raus und spät ins Bett. Kaum Schlaf und doch fit wie ein Turnschuh. Geniesse die Sonne und die gute Laune, trotz einigen Baustellen.
 
Und habe mir vorgenommen, diese Woche einfach mal Woche sein zu lassen. Nichts zu hinterfragen und einfach alles laufen lassen. Vorgestern war ein gewisser Herr so (okay, dann will er mir halt nichts erzählen und ich frage nichts mehr!!!), gestern gab er sich auf diese Weise (was bringt es mir, wenn ich ihn nicht mehr frage? Dann verrennt sich unter Umständen alles nur noch mehr -.-) und heute war es wieder fast perfekt (abgesehen von der fehlenden und sehnlichst erwünschten Berührung ;-)).
 
Wenn’s so sein muss, soll es so sein.
 
Zeit zeigt Lösungen.
 
In dem Sinne… schönes Weekend!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen