Dienstag, 29. Oktober 2013

pfhuuuuuuu

Es wächst mir im Moment alles ein wenig über den Kopf. Ich hatte heute zwar Therapie, aber nicht wirklich das Gefühl, dass es geholfen hat. Danach Ablenkung mit einer ehemaligen Mitarbeiterin im jetzigen Geschäft (ich habe den Abend wirklich genossen!) und doch ist da wieder die Leere.
 
Und vorhin - als ich gerade vom Auto und dem Parkplatz weg zur Eingangstür lief - blickte ich mich in die Dunkelheit um und sah dem Regen zu. Da wurde mir bewusst, dass ich heute an diesem Tag wirklich kaum eine Minute Zeit hatte, um bewusst an Grossdäddi und Nonno zu denken. Klar, ich mache es jeden Tag bewusst und unbewusst und ich weiss, was ich im Herzen mit mir trage... und doch ist es heute ein anderer Tag in diesem Zusammenhang.
 
Zudem habe ich das Gefühl, ist mir heute alles aus den Händen gerutscht. Jegliche Kontrolle. Ich war sogar kurz drauf und dran, mir einen Limoncello zu genehmigen. Ich weiss, es ist nichts schlimmes dabei, mal ein Glas zu trinken. Aber um meine Situation zu veranschaulichen: ich trinke eigentlich nie Alkohol, das letzte Mal vor über fünf Jahren.
 
So auch mit dem Rauchen. Ich rauche nicht und doch hatte ich heute so einen Drang danach... Einkaufen war gestern und Frustessen hatte ich natürlich auch.
 
Aber am meisten hat mich zurückgeworfen bzw. enttäuscht, dass ich nicht einmal von mir selbst abgebremst habe. Ja, nach über einem halben Jahr konnte ich die Finger nicht von mir lassen und war böse zu mir selbst. Und ja, es ist doof, wenn man es gerechtfertigt findet. Und ja, ich bin enorm enttäuscht über mich selbst, weil ich es schon etliche Male auch ohne geschafft habe bzw. schon Monate hatte, die sich zu einem bis zwei Jahre summiert hatten, bevor ich einen "Rückfall" hatte.
 
Und ich merke einfach, dass ich Abstand brauche. Von allem. Vom Geschäft, von diesem Blog, von mir selbst... Und ich habe Angst, dass ich mich wieder so vom Geschäft distanziere, dass ich das Gefühl habe, niemand von denen interessiert sich für mich. Niemand merkt, wie es mir schlecht geht, nur bei den anderen fällt es mal wieder auf. Ich habe wirklich Angst, dass ich das dann persönlich nehme.
 
Ich sehne mich nach meinem Bett. Und eine dunkle, schwere, grosse Decke. Und damit verkrieche ich mich die nächsten Tage. Leider wartet die Arbeit. Und mein Lichtblick (die Stellvertreterin) ist leider gröber krank. Naja, die Chefin sehe ich erst nächste Woche wieder. Von dem her kann ich ein wenig Aufatmen.
 
Und doch bleibt die grosse Enttäuschung über mich selbst. Es hätte wirklich nicht sein müssen, vor allem nicht die Selbstverletzung (so hart es nun ist, ich muss es benennen und mich damit auseinandersetzen und damit abfinden!). Ich möchte in nächster Zeit einfach keine Nähe wahrnehmen müssen. So hart es klingen mag, aber ich stelle es mir so makaber vor, wenn mich jemand berührt und ich weiss ganz genau, dass unter dieser Strickjacke tiefe Wunden sind. Und es schmerzt bei jeder Berührung. Und jedes Mal habe ich auch Angst, ich könnte unachtsam sein und jemand sieht es oder spürt es durch die Jacke... Und gleichzeitig ist da die Sehnsucht nach einer herzlichen Umarmung. Einfach irgendwo anlehnen können... aber die Initiative wird nicht von mir aus kommen.

Und gleichzeitig will ich wieder einfach die totale Abgrenzung. Und in solchen Momenten wird mir einfach bewusst, dass es vielleicht ohne Mann einfach viel einfacher für mich ist. Ich müsste mich jetzt erklären können und ich hätte vor allem das Gefühl, auch ihn enttäuscht zu haben. Man muss darüber reden und obwohl ich weiss, dass es viel schlimmere Fälle gibt, wie ich einer bin mit dieser Diagnose... ich glaube, das möchte ich einfach niemandem zumuten. Und somit fühle ich mich automatisch noch schlechter, noch wertloser, noch weniger liebenswert und vor allem darin bestätigt, ein schlechter Mensch zu sein, mit dem eigentlich niemand seine Zeit verbringen sollte. Das Selbstwertgefühl sinkt etliche Etagen unter den Keller...
 
Ich würde gerne einfach eine runde heulen, aber es geht nicht. Es klappt einfach nicht. Ich kann es nicht zulassen. Es will nicht fliessen. Ich muss stark bleiben.
 
Und ich verabschiede mich einfach mal für unbestimmte Zeit. Keine Angst, versuche anständig zu sein, bin aber guter Hoffnung. Denn im Moment habe ich so die Schnauze voll (von mir und meinen Umständen), dass es der perfekte Dämpfer ist, um die Veränderung anpacken zu wollen.

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