Gestern war überhaupt nicht mein Tag. Ich machte die Augen auf und war schon von Beginn an genervt. Keine Ahnung, warum. Einfach zickig und launisch... aber so richtig übel. Die Laune verbesserte sich auch den Tag über nicht.
Es störte mich alles. Jede Frage meiner Mutter, jede Bemerkung, alle Leute (denen ich während des Einkaufs über den Weg lief). Ich war regelrecht auf Krawall aus, könnte man meinen. Als mich eine Frau musterte, wäre mir sogar schier ein "Gibt's ein Problem?!" rausgeruscht.
So kenne ich mich gar nicht :-////.
Ich weiss nicht, ob die Anspannung der letzten Woche nachgelassen hat. Ich nehme sie nicht wirklich wahr, aber Fakt ist halt doch, dass nicht überall alles rund läuft und ich doch bereits nach knapp nicht einmal drei Wochen fast vier Tage alleine im Büro war.
Ich verüble es niemandem und ich habe es ja gepackt. Ich kann stolz auf mich sein und doch bin ich einfach immer wie auf Nadeln. Ich sehe es nicht so eng wie letztes Jahr, als ich die Stelle als meine letzte Chance für ein normales Leben bewertete, so ist es nicht. Ich bin ruhiger, gelassener und vor allem zuversichtlicher. Ich denke schon, dass ich diesem Pensum und dieser Tätigkeit gewachsen bin.
Und doch: immer kommt das Finanzielle. Ich werde die nächsten zwei Jahre keine Ruhe davon haben. Ich benötige dringend ein Bett. Ist in Bearbeitung. Aber auch da kommen locker und schnell 1'500 Franken weg. Danach möchte ich wieder Linsen und eine neue Brille. Klar, Linsen müssten nicht sein, aber meine jetzige Brille hat seit über einem Jahr drei leichte Kratzer und auch ich möchte mir etwas gönnen. Danach kommt das Projekt Haare. Schnell die fünfer Grenze erreicht. Und zu guter Letzt im Hinterkopf immer die Angst, Baby Jane könnte nächstens aussteigen.
Mir ist bewusst, meine Familie stünde hinter mir und würde mir einen Zustupf ans Auto für den Anfang gerne und bereitwillig zur Verfügung stellen (mein Bruder hat erst gestern süss gemeint, dass er nun ja auch grossen Lohn bekommen würde). Aber ich will endlich und bald mal wieder auf eigenen Beinen stehen. Im Moment bewähre ich mich ganz gut. Die letzten zwei Jahre habe ich genug "in den Arsch geschoben bekommen", obwohl mir bewusst ist, dass es nicht so war, es sich aber doch so für mich anfühlt.
So sehr es in meiner Jugend schwierige und harte Zeiten für mich (wie für meine Familie auch!) gab, bin ich froh, habe ich genau diese. Nicht alle Eltern und Geschwister hätten so etwas mitgemacht. Nicht überall herrscht dieser Zusammenhalt.
Dann muss ich neuerdings öfters unter Leute. Das tägliche und frühe Aufstehen macht mir nichts aus. Und ich denke, dass ich das Pensum ab September (Montag frei, Dienstag und Mittwoch am Morgen, Donnerstag und Freitag ganzer Tag) schaffen werde. Auch, wenn es mal drei Tage arbeiten und zwei frei sein sollten. Und doch muss ich raus. Mich zeigen, unterhalten, Situationen in Angriff nehmen. Und darin bin ich einfach nicht gut.
So sehr es in meiner Jugend schwierige und harte Zeiten für mich (wie für meine Familie auch!) gab, bin ich froh, habe ich genau diese. Nicht alle Eltern und Geschwister hätten so etwas mitgemacht. Nicht überall herrscht dieser Zusammenhalt.
Dann muss ich neuerdings öfters unter Leute. Das tägliche und frühe Aufstehen macht mir nichts aus. Und ich denke, dass ich das Pensum ab September (Montag frei, Dienstag und Mittwoch am Morgen, Donnerstag und Freitag ganzer Tag) schaffen werde. Auch, wenn es mal drei Tage arbeiten und zwei frei sein sollten. Und doch muss ich raus. Mich zeigen, unterhalten, Situationen in Angriff nehmen. Und darin bin ich einfach nicht gut.
Gegen aussen fällt es nicht auf. Ich mache einen ruhigen Eindruck, bin interessiert, stelle Fragen und beantworte auch solche. Aber innerlich arbeitet es ständig, Situationen und Ereignisse werden analysiert, ich stelle mir selbst immer Fragen und setze Ansprüche an meine Person und Charakter sowie Aussehen.
Aber eben, ich sollte mir nicht zu viele Gedanken darüber machen.
Aber eben, ich sollte mir nicht zu viele Gedanken darüber machen.
Dazu kommt noch diese Sache mit der Pensionskasse. Ich bin im Moment nur provisorisch versichert. Mein Arbeitgeber hat den Brief erhalten, aber was genau ist, weiss er nicht (ich hoffe es mal!!!). Ich will auch darüber nichts erzählen. Es geht niemanden etwas an und ich will keinen Stempel. Denn ich bin nicht die übliche Bestätigung!
Ich überlege hin und her, ob ich einen Brief schreiben soll. Fakt ist da nämlich: ich bin mir sicher, dass ich doch keine intensivere Therapie benötige, obwohl Stellenantritt war. Ich hatte seit Stellenantritt keine Sitzung, die erste wird übermorgen sein. Ich habe es gepackt, es ist gegangen. Und ich denke, ich sollte höchstens bis Ende 2013 noch diese Hilfe benötigen. Danach ist das Kapitel Borderline, Hilfeholen und Therapie für mich ein- und für allemal gegessen.
Die IV und das Gesuch geht den Arbeitgeber krass gesagt nichts an. Es überschneidet sich nicht, es geht um eine Viertelsrente. Solange ich nicht festen Boden unter den Füssen habe, nehme ich die Hilfe, die mir schlussendlich (verdammt noch mal!) zusteht, an. Danach wird auch dies ein abgeschlossenes Kapitel für mich werden.
Leute, die mich wirklich kennen, wissen, wie schwer es mir fällt, diesen IV-Anspruch zu akzeptieren und selbst einzusehen, dass ich es verdient habe, diese Hilfe zu erhalten. Ich hätte das Gesuch ja nach Stellenzusage gerne zurück gezogen. Aber Abwarten und dann Weiterschauen heisst jetzt die Devise.
Ich weiss auch, warum ich mich immer mehr zurück ziehe. Es kann mir niemand helfen bei meinen Dingen. Ich bin alt genug und verstehen tut es sowieso niemand. Ich weiss, dass Muddi viel um die Ohren hat. Aber am Freitag habe ich mich an sie gewandt, ob ich nun einen Brief schreiben soll oder nicht. Gestern wusste sie schon nichts mehr darüber. Genervt habe ich das Gespräch abgebrochen.
Alina habe ich seit ihrer Bombe anfangs Juli nicht mehr gesehen. Sie hat mir kein Glück gewünscht und irgendwie war das für mich persönlich wie ein Tropfen mehr auf den heissen Stein. Sie wusste vielleicht nicht, wie lange ich schon verärgert war, aber ich denke schon, dass man bemerkt hatte, dass etwas seit Monaten nicht stimmte. Und immer mehr drohe ich zu platzen. Es reicht mir langsam und es hat mir einfach gezeigt, dass ich anscheinend doch nicht mehr so viel Wert bin, wie immer behauptet.
Sie sieht es nicht für nötig, sich mal zu sehen. Und wenn, dann sollte es kurzfristig sein. Sie beantwortet meine SMS nach etlichen Tagen, ich Totsch leider sofort, damit ja keine Missverständnisse entstehen. Aber wie gesagt: die letzten Jahre haben bei mir viel verändert. Sei es an Grenzen, Werten und eigener Persönlichkeit.
Auch ich habe mal genug.
Auch ich darf eingeschnappt sein.
Und nicht ich muss mir immer die Schuld an allem geben.
Bestimmt nicht an diesem Fall. Ich habe monatelang geschwiegen. Jetzt renne ich nicht, nachdem mir eröffnet wurde, wie schlecht sich andere fühlen.
Laura steht hinter mir. Und das zeigt mir, dass nicht immer ich der böse Borderliner bin. Es gibt auch die Umgebung eines Borderliners. Ich habe lange offen kommuniziert, Menschen gesagt, wie ich mich verhalte, wenn es mir schlecht geht. Mehr kann ich nicht tun. Nicht nur ich muss mich an Regeln halten.
Was war da noch?
Ach ja, die Familiensache. Ich habe in der Schweiz zwei Cousinen und einen Cousin. Eine Cousine lebt alleine beim Bruder meiner Schwester. Sie ist eher wie ich, ruhig und sehr an Büchern interessiert. Eine ganz Liebe, aber leider auch Anhängliche. Gestern hätte ich schier die Geduld verloren. Nicht wegen ihr, aber sie war einfach immer dort, wo ich war. Schier Haut an Haut. Und ich habe mal wieder gespürt, wie sehr es mich stört, wenn ich angefasst werde oder mir eben jemand zu nahe steht.
Wie also eine Beziehung führen? Wer lässt sich schon auf eine solche Lebensgschichte ein? Mir ist bewusst, es gibt etliche Stories, aber da gibt es bestimmt auch irgendwie die Initiative von beiden Seiten. Ich kann mir Nähe, Zärtlichkeit und Vertrauen mit einem Mann in einer Beziehung zu diesem Zeitpunkt einfach nicht vorstellen.
Ich will nichts erzwingen. Sehnsüchte kommen und gehen. Aber ich verfalle ja schon nur in Panik, wenn ich ein neues Arbeitsgspänli erhalte oder mich der ehemalige Lehrling (ich meine: Himmel noch mal, der ist so alt wie mein Bruder! Geht's noch?!) fragt, wie es mir in der Abteilung nun gefallen würde.
Ich versuche mir klar zu machen, dass dies nur alles innerlich ist. Von aussen gibt es ganz andere Einschätzungen und Rückmeldungen und doch ist es ein enormer Punkt, der mich belastet. Klar, es kann gleichzeitig eine Erlösung und auch eine Stärke sein, anders eingeschätz zu werden, aber auf der anderen Seite habe ich gerade darum jahrelang geschwiegen, bis es 2009 einfach nicht mehr ging.
Alle hatten einen "normalen" Eindruck von mir.
Dabei war es düster und dunkel.
Ich weiss, ich sollte Dinge aussprechen. Immerhin Alina sagen, was mich gestört hat. Aber was bringt es? Schlussendlich will man mit mir darüber reden und ich habe keine Lust darauf bzw. kann es ehrlich gesagt auch (noch) nicht. Ich fühle mich gekränkt, verletzt und irgendwie auch überflüssig.
So, als müsste ich mal wieder tun und rennen.
Und da löscht es mir erst recht ab.
Ich will und kann nicht darüber reden.
Trotzig oder nicht. Man kann es sehen, wie man es will.
Ich konzentriere mich heute nur noch auf den Geburtstag von Laura.
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