Nähe und
Distanz. Ein Thema für viele Borderliner. Und bei mir ist es eher stark
ausgeprägt. Ist ja immer wieder Thema hier. Sobald zu viel Nähe entsteht, ziehe
ich mich total zurück, sprich: baue eine Mauer um mich herum auf und schaffe
somit eine Distanz. Nichts mehr kann dann zu mir durchdringen. Meist helfen da
auch die heftigen Glaubenssätze. Ich kann dann nicht über einen Mann schwärmen,
denn sofort denke ich, dass es eh nichts wird. Und somit wäre die Distanz zur
angstmachenden Nähe geschaffen.
Äusserlich bemerkt man diese Mauer kaum bis gar nicht. Nicht einmal Menschen, die mich jahrelang kennen, wobei es da auch auf die Umstände etc. ankommt. Aber meist wird es nicht deutlich. Es spielt sich eher "innerlich" mit einem Druck auf dem Brustkorb und dem Wegbleiben des regelmässigen Atmens ab.
Äusserlich bemerkt man diese Mauer kaum bis gar nicht. Nicht einmal Menschen, die mich jahrelang kennen, wobei es da auch auf die Umstände etc. ankommt. Aber meist wird es nicht deutlich. Es spielt sich eher "innerlich" mit einem Druck auf dem Brustkorb und dem Wegbleiben des regelmässigen Atmens ab.
Es ist
nicht so, dass ich als Kind keine Liebe und Umarmungen erhalten habe. Ich hatte
eine echt behütete Kindheit und auch jetzt noch fühle ich mich bei meiner
Familie sicher und wohl.
Es ist
nichts Persönlichen anderen Menschen gegenüber, aber ich lasse mich einfach
nicht gerne anfassen. Ich habe noch nicht herausgefunden, ob es Grundgedanken
sind oder ob ich einfach der Mensch dieser Art bin. Aber ich habe es einfach
nicht gerne.
Lange hat
meine Therapeutin herausfinden wollen, ob ich als Kind missbraucht worden bin.
Und ich musste mich lange dagegen wehren. Ich kann mich an nichts erinnern und
meine Mutter habe ich in einem ernsten Gespräch auch mal gefragt. Sie hat zu
mir gemeint, dass ich nie mit einer solchen Sache zu ihr gegangen wäre.
Ich war
sogar so weit in Gedanken, mir zu überlegen, ob vielleicht mein Grossdäddi
etwas damit zu tun hatte. Und ich finde das ein absurder Gedanke. Ich habe mich
sofort geschämt, als dieser aufgekommen war. Ich erinnere mich an schöne
Stunden mit ihm, wir haben oft auf dem Sofa gekuschelt, mit den Händen „unser
Spiel gespielt“ und er hat mich auch oft am Morgen liebevoll zugedeckt. Ich
schaltete diesen Gedanken sofort ab. Es waren schöne Erlebnisse, ich möchte ihn
so in Erinnerung behalten und schlussendlich wären mir doch dann auch die
schlechten Erlebnisse geblieben.
Nicht jeder
Borderliner ist missbraucht worden. Und ich definitiv nicht.
Fakt ist:
ich kenne Berührungen und Umarmungen kaum. Sei es jetzt von Kolleginnen,
Familie oder Männer (da ist es ja am schlimmsten...). Sobald ich mich daran
gewöhnt hätte, würde es mit der Zeit bestimmt gehen. Mal besser, mal weniger
(abgesehen von diesem leidigen Thema Männer...). Denn Pupa ist da anders. Bei
der Begrüssung umarmen wir uns innig, so auch bei der Verabschiedung. Ab und zu
eine liebevolle Geste, mit der Hand über den Rücken streichen, das Handgelenk
sanft umfassen... sich einfach seine Zuneigung zueinander (in Sachen
Freundschaft natürlich!) zeigen und so mitteilen, dass man für den anderen da
ist.
Ich habe
sehr tief verankerte Glaubenssätze. Ich musste für die Therapeutin
aufschreiben, werde hier aber nicht alle nennen. Es sind viele und ich fühle
mich nach dem Lesen einfach nur traurig und irgendwie als Verlierer.
Fakt ist:
ich habe kein Selbstvertrauen. Überhaupt nicht. Ich stehe nicht zu mir. Gegen
aussen lache ich, witzle ich und viele kämen nie auf den Gedanken, dass ich
eigentlich introvertiert, eher pessimistisch und so angeschlagen bin. Aber mehr
dazu später.
Ein sehr
schwerwiegender Gedanke ist der mit dem Ekel. Hier auch schon oft erwähnt.
Meine Überzeugung ist, dass Menschen sich ekeln, wenn sie mich anfassen müssen.
Gleichzeitig ekeln sie sich davor, wenn ich sie berühre. Ist so, fertig aus und
basta.
Zudem habe
ich oft das Gefühl, laut zu sein, peinliche Dinge rauszulassen und nicht meinem
Alter zu entsprechen. Rückmeldungen sind meist positiv und ich weiss, dass ich
mich ganz anders sehe und einschätze, als ich in Wirklichkeit bin und auf andere wirke.
Aber in
einer Gruppe fühle ich mich schnell unwohl. Ist oft in der Pause so. Ich nehme
mir vor, mich zurück zu halten, einfach mal zuhören und ein wenig ruhig sein.
Und doch habe ich dann oft das Gefühl, ewig geplappert zu haben. Wie auch
heute. Es war eine lustige Runde, es wurde gelacht und ja, anscheinend kommen
meine Kommentare an. Aber im Nachhinein kommt sofort der Gedanke, dass die
Leute bestimmt ihre Sache denken werden, wie peinlich und kindisch ich doch mit
meinen 25 bin und und und... Es ist ein riesen Dämpfer und ich traue mich dann
immer weniger, etwas zu äussern.
Es ist
ungewöhnlich, wenn ich anscheinend auf jemanden sympathisch wirke und dies mir
auch signalisiert wird.
Und wenn es
dann noch ein junger Bub im Alter meines Bruders macht, bin ich erst recht
verunsichert und es fühlt sich dann einfach komisch an. Und - zugegeben - ungewohnt. Habe ja als Teenie nicht wirklich "mitmachen" können bei solchen "Dingen".
Ich fühle
mich dann in solchen Momenten immer ein wenig hilflos und irgendwie verurteile
ich mich dann als Mensch erst recht. Vor allem, weil ich es ja eher geniessen
sollte, als sofort mit Glaubenssätzen bereit zu stehen. Aber zum Genuss kommt
es gar nicht. Es ist immer eine Anspannung da und fühlt sich eher unangenehm
an. Daher vermeide ich wohl solche Situation.
Glaubenssätze
analysieren und durchbrechen möchte ich nicht, weil es eh nichts bringen würde.
Sie sind zu stark und tief verankert. Und irgendwie kommt für mich schon gar
keine andere Sache dazu in Frage. Sie sind und es ist so. Aus, fertig, basta.
Aber ich
finde nicht, sie wirken gegen aussen auf Männer um mich herum. Im Alter von 18
bis 23 musste ich mir dies oft von einer bestimmten Kollegin anhören. „Mach
auf, zambrottagirlie. Männer spüren das!“
So ein
Stuss! Ausserdem wirke ich anders, als ich immer glaube. Das habe ich immer
wieder erfahren (müssen). Sei es an der Hochzeit, als alle meinten, ich hätte
sie genossen. Oder die Ex meines Cousins, die meinte, wir würden uns so gut
verstehen (bitte?!). Oder mir fremde Menschen, die erstaunt sind, wenn ich
sage, ich sei eher schüchtern. Bester Beweis der doofe Doktor in Deutschland
(ihr erinnert euch an die Abklärung?). Ich hatte zuerst ein normales Gespräch
mit ihm und musste dann ein Fragebogen ausfüllen. Danach kam er erstaunt und meinte,
gemäss Fragebogen wäre ich einfach total unsicher, hätte aber im Gespräch
überhaupt nicht so auf ihn gewirkt.
Tja...
Genug Gründe für mich. Aber die Sätze der Kollegin haben mich echt verunsichert
und sie kommen jetzt noch häufig auf. Aber mittlerweile denke ich mir einfach,
ich bin hässlich und einfach nichts wert. Ist irgendwie leichter. Diesen Satz
nehme ich so entgegen und stimme dem zu. Lieber so, als grübeln.
Lange Rede,
kurzer Sinn: ich weiss nicht, wie beschrieben, damit es nicht so klingt, als
würde ich mir mehr erhoffen. Denn so ist es nicht. Rein kollegial. Und
gleichzeitig will ich doch einfach diese positive Rückmeldung geniessen und
annehmen. Und auch, wenn die betroffene Person sehr jung ist, es ist und bleibt
ein männliches Wesen.
Es ist mir
vor allem letzte Woche beim Geschäftsausflug aufgefallen. Er ist im Alter
meines Bruders und ich vergleiche sie doch oft. Mein Bruder ist kein typischer
19-Jähriger und ich finde es auch gut so. Nicht jeder jung Mann muss sich seine
Hörner abstossen. Er ist ein ruhiger, geselliger Typ, raucht und säuft nicht
und Drogen sind auch kein Thema. Er ist von seiner Einstellung und seinem
Charakter her mir sehr ähnlich. Einfach in männlicher Form :-). Und ja, ich
denke, es gibt Menschen, die viel reifer sind, als ihr Alter es aussagt.
Der junge
Typ vom Geschäft ist auch locker und immer für einen Spass gut. Er spricht
anständig, benimmt sich und soviel ich weiss, hat er ausser Sport nicht wirklich
viel Unanständiges im Kopf (nein, Sport gehört natürlich nicht dazu ;-)).
Bei diesem
Ausflug waren wir im gleichen Team. Wir haben an einem „Postenlauf“ der
besonderen Art teilgenommen. Den gibt es in der Schweiz noch in weiteren
Städten. Mir hat diese Aktion echt gut gefallen. Als ich aufstand und bemerkte,
dass er das gleiche tat, grinste er bereits breit und stellte sich neben mich.
Und was dann kam, nahm mir ein wenig den Wind aus den Segeln. Damit hatte ich
nicht gerechnet. Er meinte nur: „Ah, mit zambrottagirlie in einem Team. Wird
bestimmt lustig. Das freut mich jetzt aber!“ Dabei stupste er mit seinem linken
Oberarm und Ellenbogen an meinen rechten. Nicht lediglich einmal. Bestimmt über zehn ;-D!
Es ist
vielleicht schwierig, nachzuvollziehen. Aber ich kenne es nicht so. Und muss es
daher verarbeiten. Es stimmt mich traurig und wütend, dass ich einfach so bin,
wie ich bin in dieser Sache. Es war mir nicht unangenehm.
Aber ich
war wirklich baff. Weil ich nie davon ausgegangen wäre, dass mich a) ein Mann
b) dazu noch so ein junger c) freiwillig berührt. So gar keine Berührungsängste
hat und dann auch noch meint, dass man mit mir eine gute Zeit haben kann.
Mich
freiwillig berühren? Eine gute Zeit mit mir verbringen?
Ich, die
nur ekelhaft bin. Ich, die nur Stuss rauslasse.
Vielleicht
bin ich auch zu hart in meiner Meinung, dass (vor allem junge) Männer extrem
oberflächlich sind. Oder nehme mich einfach wirklich total falsch wahr.
Eben, es
geht mir persönlich nicht um die Tatsache „uuuuh, ein Mann hat dich berührt,
der will was von dir (was auch gar nicht logisch wäre und ich sowieso nicht
denke...))“, es ist halt einfach ungewohnt. Und ja, ich musste schlucken, weil
ich es einfach nicht kenne. Vielleicht ist es doch die Selbstwahrnehmung. Aber
eine zambrottagirlie kann nie gut genug sein für dieses Leben. Ich erinnere
mich an eine Situation mit ihm beim Mittagessen. Es waren zwei Mädels
(Lernende) dabei. Und ich denke schon, dass die ihre Freude an mir haben. Wir
hatten es über Schüchternheit und ich meinte: „Ich bin auch total
schüchtern..:“ Sein „Was, du?!“ Ging irgendwie unter. Aber das hatten wir schon
weiter oben mit dem Arzt aus ihr wisst schon wo ;-).
Der Ausflug
war dann auch wirklich toll und irgendwie ging es von da an. Ich mache Witzchen
mit ihm, gebe Kontra, wir können miteinander reden und ich weiss einfach nicht,
warum ich es nicht geniessen kann (nicht die Sache mit einem Mann (obwohl doch
irgendwie ein Mann darin vorkommt), es geht lediglich darum, dass ich doch
Berührungen zulassen kann, doch Menschen nicht ekle, doch Menschen unterhalten
kann, doch okay zu sein scheine so wie ich bin,...). Es gibt keine
Berührungsängste, Blickkontakt kann gehalten werden und auch ich habe keine
Ängste, mal scherzhaft mit meiner Faust gegen seinen Oberarm zu stupsen.
Etwas, das
ich gar nicht kenne. Nicht einmal mit meinen Cousins oder sonstigen Verwandten
in Italien packe ich es.
Es ist
ungewohnt, gezeigt zu bekommen, dass man okay ist. Ausser, ich interpretiere
alles falsch :-). Am Mittwoch zum Beispiel hatten wir eine Info. Ohne zu
zögern, peilte er meine Richtung an, liess sich neben mich plumpsen und grinste
mich frech an. Was mich auch sehr verunsichert, ist, wenn ein Mensch gewissen
Abstand zu mir hält. Ich denke mir dann immer: „oookayyy, dann bin ich halt
giftig!“. Bei ihm war es das krasse Gegenteil. Als hätte er kalt und
Wärmebedarf :-). Ich fand es nicht unangenehm. Aber ehrlich zugegeben
ungewohnt. Er blieb auch so sitzen. Arm an Arm. Es war eine perfekte Übung und
ich muss lernen, gewisse Dinge auszuhalten. Nähe und Fluchtimpuls zum Beispiel. Vor allem letzteres setzt beim Thema Männer sehr schnell ein.
So auch vor
Feierabend. Gewisse Geräte befinden sich nicht im Büro. Als ich dort die Tür
öffnete, grinste er mir schon entgegen. Ich holte mein Dokument aus dem
Kopierer und da stellte er sich einfach frech daneben (eben wieder so, dass
sein Arm meinen berührte) und studierte meine Unterlagen einfach mit. Ich zucke
zwar immer noch zurück, aber merke, dass es doch gehen würde.
Es hat bei
mir nichts mit Anziehung zu tun. Mir geht es um meinen Gewinn, den ich bei
dieser Sache mache. Das Lernen. Das es gar nicht so schlimm ist.
Und doch: die bösen Gedanken und Selbstzweifel kommen immer wieder und es ist echt anstrengend, wenn man sich immer wieder selbst sagen hört, wie sch***** man doch ist. Kein Wunder, resigniert man da.
Und doch: die bösen Gedanken und Selbstzweifel kommen immer wieder und es ist echt anstrengend, wenn man sich immer wieder selbst sagen hört, wie sch***** man doch ist. Kein Wunder, resigniert man da.
Aber warum
rechtfertige ich mich überhaupt? Weil es meine Art ist :-).
Mal gucken,
was noch kommt (nein, nicht so gemeint ;-)).
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