Langsam bin ich davon überzeugt, dass ich eine Art Grübel-Krankheit habe. Ist ja teilweise echt absurd, wie ich nicht abschalten kann :-).
Eigentlich mache ich es ja gerne. Aber wenn es zu einer Belastung bzw. einer Bestrafung wird, ist es auch nicht mehr lustig. Denn ich grüble besonders intensiv, wenn ich eh schon genervt bin und ganz genau weiss, dass mich das Grübeln nur noch mehr frustriert. Ich verwende es bewusst gegen mich, um mich noch mehr aufzuhängen. Und naja, dann ist es ja wieder dysfunktional und ich sollte mich anderweitig ablenken.
Auf der anderen Seite denke ich dann auch wieder, dass es halt zu meinem Selbstbild gehört, diese Grübelei. Ich bin so unsicher in gewissen Dingen, dass ich es halt einfach besser nicht kann. Ich kann es dann nicht so hinnehmen, wie es scheint. Ich muss mich damit auseinandersetzen, weil es eben neu für mich ist. Und weil ich es nicht kenne. Da wird viel aufgewirbelt und es beschäftigt mich dann natürlich.
Bestes Beispiel ist dabei der letzte Mittwochabend. Wir haben den Freitag ja geschenkt bekommen und da hat mein Gspänli spontan ein paar Leute angefragt, ob sie Lust auf einen Apéro nach Feierabend hätten. Ich hatte ja nachmittags - wie immer - frei, aber diese 20 Kilometer machen mir nichts aus. So hielt ich eine kurze Siesta und fuhr halt wieder Richtung Arbeitsort. Ich finde, da gibt es schlimmeres.
Und ich wollte die Zeit halt einfach ein wenig mit Mitarbeiter/innen geniessen. Ich meine, so lernt man sich halt auch von einer anderen Seite kennen und ich finde es halt schon sehr wichtig. Wir waren keine grosse Gruppe, neben mir und meinem Gspänli kam eine Mitarbeiterin einer anderen Abteilung (wir haben ja zwei Geschäftshäuser, da ist es schön, wenn man sich doch mal sieht...), ein Mitarbeiter und wiederum einer seiner Mitarbeiterinnen, was mich total erstaunt hat. Sie ist ansonsten bei solchen Anlässen kaum dabei.
Es war eine lustige, lockere Runde und ich habe mich wohl gefühlt. Es war auch dann noch lustig, als sich der Mitarbeiter und seine Mitarbeiterin verabschiedeten und danach der Lebenspartner meines Gspänlis sich zu uns gesellte. Ich meine, ich habe so viele Stories über ihn gehört, da ist es spannend, den auch mach live zu erleben.
Mei... ich habe neben mir selbst in männlicher Form gesessen ;-D! Es war echt lustig, da kamen Sprüche und Geschichten... einfach unglaublich! Klar, es war schon komisch, nur noch zu viert da zu sitzen und als das Abendessen kam, teilte ich mir den Teller mit dem Lebenspartner meines Gspänlis... aber die schienen damit kein Problem zu haben. Ich finde es cool, wie die miteinander umgehen. Nicht ständig dieses Getatsche und doch fühlt man diese tiefe Verbundenheit zwischen den beiden.
Der Lebenspartner des Gspänlis hat mich dann auch ein wenig über die Ostschweiz aufgezogen und gemeint, er würde für mich nun einen tollen Hengst suchen. Ich musste dann meinen Dialekt auch zum Besten geben (ich spreche nicht so, aber liebe es, den St. Galler-Dialekt zu imitieren ;-)) und joa, so wurde es auch schnell etwas später. Nicht allzu spät, aber doch Zeit, um sich mal auf den Weg nach Hause zu machen.
Der Abend hat mir in dem Sinne viel gebracht, dass ich einfach mal wieder ich sein konnte. Einen Abend lang geniessen. Kaum Grübeleien. Und doch habe ich mich oft dabei erwischt, wie ich mir ausmalte, was jetzt wie gemeint war. Das ich doch nicht ganz so frei war.
Und doch unter Menschen. Und anscheinend komme ich so an, wie ich bin. Man lacht über meine Sprüche, nimmt meine Sätze ernst, interessiert sich für mich und geniesst meine Gesellschaft.
Und vor allem: es bestehen mir gegenüber überhaupt keine Berührungsängste! Mit mir aus einem Teller essen? Zack, kein Problem! Mir beim Verabschieden die Schulter tätscheln? Zack, auch kein Problem! Nach einem Scherz den Ellbogen an meinen Oberarm knallen? Zack, kein Problem!
Es ist und bleibt einfach total ungewohnt für mich. Und ich glaube, ich schaue jedes Mal erstaunt wie ein Reh drein, wenn mir das auffällt. Denn ich gehe ja davon aus, dass sich Menschen per se vor mir ekeln und wenn man sich ekelt, berührt man sich nicht.
Aber das macht denen anscheinend wirklich nichts aus!
Wenn da ich nicht wäre. Ich merke einfach immer mehr, dass ich es halt einfach nicht gerne habe, wenn man mich berührt. Ich mag es einfach nicht (aber warum? Ist da doch der Ekelgedanke tiefer verankert? Ich höre meine Therapeutin schon -.-... aber gibt es nicht einfach Menschen, die es halt einfach weniger gern haben? Klar, ich habe meine Vorgeschichte bzw. bin im Moment genau wegen Nähe etc. in Therapie... aber kann ich nicht einfach so sein und es einfach nicht mögen?). Klar, an diesem Abend war es okay, aber es war schon wieder eher an der Grenze, obwohl es vielleicht nur drei Berührungen waren.
Aber hei, ich gehe ja jeden Tag von null aus, von dem her war das schon eine Leistung! Ich meine, das ist wie beim Rauchen. Da geht man nicht von hundert auf null. Nur muss ich es mir im umgekehrten Fall angewöhnen.
Auf der anderen Seite regt mich genau das auf. Warum muss ich? Warum kann ich nicht einfach der Mensch bleiben, der es halt einfach nicht gern hat, wenn man ihn betatscht?
Jajaja, ich höre schon alle (vor allem meine Therapeutin -.-). Weil es zum Dasein dazu gehört. Weil man damit Nähe schafft. Verbundenheit (ich hasse dieses Wort in letzter Zeit ungemein!) und wenn man früher oder später eine Partnerschaft oder mehr möchte, dann muss man dies zulassen. Aber genau das ist es, was mir Angst macht. Und ich kann es mir einfach immer weniger vorstellen, dass ich es wirklich will mit dieser Nähe und dieser Vertrautheit.
Und es erschreckt mich umso mehr, stört es mich bei anderen, aber nur bei diesem gewissen Mitarbeiter nicht. Obwohl, da habe ich mir auch schon Sachen überlegt. Wahrscheinlich liegt es einfach daran, weil er so jung ist und eher eventuelle Brudergefühle bei mir weckt. So ungefährlich scheint. Und vielleicht ist er einfach der Typ, der schneller Berührungen zulässt und / oder sucht.
Ich muss einfach weniger grübeln. Mich auf das einlassen, was im Moment um mich herum passiert. Ich gehöre langsam wieder zu einer Gesellschaft, was ich mir lange gewünscht habe. Nur stellt sich dieses Verbundenheitsgefühl nicht ein und ich denke, daran werde ich noch lange zu knabbern haben. Darum vielleicht auch diese Grübeleien. Diese Unsicherheiten.
Ich kenne es nicht anders. Und Verbundenheit klingt sehr gefährlich und dramatisch für mich. Und ich will keine Nähe. Keine Vertrautheit. Keine Berührungen. Es ist zu viel. Zu viel an Verletzbarkeit, zu viel an von sich preis geben und ich muss mich öffnen. Und davor habe ich am meisten Angst. Denn dann kommt eine eventuelle Beurteilung und damit habe ich in Form mit Verurteilungen gegen mich selbst schon genug zu kämpfen.
Ich lasse die Berührungen zu. Aber sie gefallen mir nicht wirklich. Auch von diesem Mitarbeiter, der ein ganz lieber ist und oft Körperkontakt zu Frauen sucht (ist mir aufgefallen). Er ist wie eine Vaterfigur in diesem Geschäft für mich, aber es muss nicht sein.
Ich entscheide mich immer mehr für den Weg allein. Ich werde weiterhin sozial teilnehmen, physisch anwesend sein, sensibel bleiben und versuchen, Beziehungen aufrecht zu erhalten. Aber mehr möchte ich nicht. Denn es hat im letzten Jahr gezeigt, dass es eher an Gefühlen zerstört, als intensiviert hat.
Ja, ich fühle mich noch oft von vielen um mich herum allein gelassen. Und ich habe früher vielleicht oft zu viel und intensiv an Gefühlen und Gedanken investiert. Und nun bin ich so. Nehme teil, gebe mir Mühe, aber mehr auch nicht. Ich werde mich nie mehr für jemanden aufhängen. Ich tue es ja nicht einmal für mich selbst.
So auch Pupa. Immer wieder renne und mache ich, rufe sie an, wenn sie danach verlangt. Mir hat es vor zwei Wochen den Nuggi rausgehauen, den Grund erläutere ich nicht. Ich bin auf Abstand gegangen und habe sie einfach spüren lassen, dass auch ich mein Leben habe und nicht immer renne, wenn sie ruft. Aber wortwörtlich ins Gesicht sagen kann ich es nicht. Heute hat sie mich nach langer Zeit mal erreicht. Sie wäre am Freitag in der Region. Na klar, ich würde sofort Zeit frei schaufeln. Aber ich überlege es mir noch einmal.
Es hat nichts mit Spielchen zu tun. Aber es ist wie ein Stempel, welcher einem aufgedrückt wird. Du bist immer verfügbar? Rennst immer? Kein Wunder, wird das zur Selbstverständlichkeit.
Verbundenheit... Ich hänge mich im Moment an diesem Wort auf.
Ich fühle etwas in dieser Art, wenn ich an Italien und Ferien denke.
Ansonsten fühle ich es nirgendwo.
Oder wenn ich mit meinem Auto die Strassen unsicher mache.
Aber das sind alles materielle Dinge. Nichts menschliches.
Aber ich funktioniere in der Gesellschaft mehr als gut. Immer wieder bewiesen. Habe eine Maske, kann an Aktivitäten teilnehmen. Aber eben, das ist alles angelernt. Fühlen tue ich dabei kaum etwas.
Und das stimmt mich traurig. Und das möchte ich niemandem zumuten. Und seien wir mal ehrlich, ich fühle mich so falsch und so gepeinigt, dass es einfach nie klappen würde mit einer Beziehung. Es wäre so viel, was aufkommen würde. So viel Selbstzweifel... das geht nicht gut.
Und ja, ich höre auch da meine Therapeutin wieder, dass ich mich wieder zurückziehe, nachdem ich mich ein wenig geöffnet habe und doch wieder eher einen steinigen Weg vor mir habe.
Was wollte ich noch sagen...
Ah ja, mit dem gewissen Mitarbeiter läuft es auch ganz gut. Gespräche sind kein Problem, nur beschleicht mich ein Gefühl, welches ich nicht zuordnen kann. Aber es war auch letzte Woche mehr als okay, kein Wunder, war auch eine kurze Woche.
Nur sollte ich gewisse Sätze nicht zu sehr gewichten. Im Verlauf der letzten Woche gab es mal einen Znüni und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er nicht wirklich ruhig in meiner Nähe stehen bleiben konnte. Er schien sofort ein wenig herum zu tigern, was mich total kirre gemacht hat.
Seine Mitarbeiterin fragte, ob er auch noch ein Stück Kuchen haben wolle. Er bejahte. Sie fragte nach, ob ein dickeres okay wäre?
Ich weiss nicht mehr, was genau an Antwort kam, aber es war eine Art "Na klar, passend zu mir!" Oder "Ja, das passt zu mir" oder "Perfekt passend zu mir".
Ich weiss, ich lege es vielleicht zu sehr auf die Goldwaage, aber ich finde es immer so grotesk, wenn in meinem Beisein über "dick" oder "Fett" gesprochen wird. Ich denke dann immer, ob die Menschen keine Augen haben, dass auch ich dasitze oder ob nur ich das mit mir in Verbindung bringe (welcher Art auch immer...).
Er meinte nach einer Zeit noch einen Nebensatz à la "im Moment benötige ich jede Kalorie für unseren grossen Anlass" und er isst auch sonst eher viel.
Auf der anderen Seite brachte er meinen Kritiker und Befürworter sofort zu einer hitzigen Diskussion. Da war der Kritiker, welcher meinte, dass dies ein Seitenhieb gegen mich war. Und der Befürworter, welcher meinte, dass ich vielleicht doch etwas in seinen Augen sein könnte und er es einfach etwas molliger mag bzw. gar kein Problem damit hat. Und so schüchtern ist, dass es nur durch Berührungen geht.
Auch sonst habe ich das Gefühl, versteckte "Kontaktaufnahmen" wahrgenommen zu haben. Er lief bereits die Treppen nach dem Kaffee hoch und ich und seine Mitarbeiterin weit nach. Sie blieb auf ihrem Stockwerk, ich ging eines höher, sie fragte mich noch etwas und ich lehnte mich über das Geländer zu ihr runter. Er kam gerade aus dem Büro, merkte, dass sie mit jemandem sprach und stellte sich neben sie. Seinen Kommentar habe ich vergessen. Und irgendwie fand ich es doch ungewöhnlich und sofort grübelte ich, dass er sich ja denken konnte, um wen es sich handelte (waren ja nur noch wir zwei nach ihm im Raum geblieben und er konnte sich ja denken, mit wem seine Mitarbeiterin hoch tappelt...), das er sehr erfreut erschien (ich habe einfach das Gefühl, dass er sich freut, wenn wir uns sehen und es fühlt sich schön an...), und und und.
Und dann wieder dieser Kritiker mit dem Hammer und dem "dooooooing" und "hör doch einfach mal auf damit, es sind alles blöde Zufälle. Es geht einfach nicht. Es GEHT einfach nicht, du bis für niemanden mehr wert und schon gar kein Mann findet dich irgendwie interessant!". Und ich bin jetzt wieder da angelangt, wo ich nicht hinwollte. Grübeleien!
Ich denke einfach, dass ich so weitermache, wie bisher (sei es im Zwischenmenschlichen wie bei dem gewissen Mitarbeiter). Es wird seine guten Gründe haben, warum er nie nach eine Unternehmung oder meine Nummer fragt (und nein, ich vergleiche es nicht mit mir und meiner Schüchternheit und dass es auch bei ihm so sein könnte und und und) und ich gehe einfach im Allgemeinen davon aus, dass er mich ganz okay findet, mehr jedoch nicht.
Wie jeder weitere Mann es tun wird.
Ich bin einfach nicht für diese Sache gemacht. Muss es auch geben.
Und was man nicht kennt, vermisst man nicht (so schnell). Vielleicht ein grosser Pluspunkt.
So, muss in die Heia!
Denn ich muss früh ins Bett. Morgen gehe ich nach Germany shoppen.
Korrektur: HEUTE gehe ich shoppen ;-D!
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