Sonntag, 12. Mai 2013

am ende des schweigens

Ein weiteres Werk von Charlotte Link. Wenn ich so weitermache, besitze ich am Schluss mehr Bücher von ihr, wie von meinem Lieblingsautor Andreas Frank :-).
 
Auf dieses Buch bin ich von meinem Gspänli im Geschäft aufmerksam gemacht worden. Sie meinte, es sein "ein guter, dicker Schinken".
 
Und das lasse ich mir ja nicht zweimal sagen ;-).
 
Zum Klappentext:
 
Stanbury - ein kleines Dorf im Westen Yorkshires. Eine eigenwillige, romantische Landschaft, die einst die Heimat der Brontë-Schwestern war. Und der Ort, an dem drei eng befreundete deutsche Ehepaare seit Jahren ihre Ferien verbringen. Doch die Harmonie trügt. Eines Tages wird das idyllische Anwesen Stanbury House zum Schauplatz eines grausamen Verbrechens. Ein Verbrechen, das ein jahrelanges Schweigen beendet - und die Überlebenden mit ihrer ganz persönlichen Wahrheit konfrontiert.
 
Meine Meinung:
 
Um ehrlich zu sein, habe ich die letzte Seite erst vor ein paar wenigen Minuten umgeschlagen und vielleicht habe ich noch nicht ganz die richtige Meinung dazu gefunden :-).
 
Aber ich bin mehr oder weniger doch sehr positiv überrascht von diesem Buch. Schreibstil ist wie bekannt immer schön flüssig und stimmig. Die Geschichte passiert in einem Rutsch und jemand dreht durch bzw. eine Person begibt sich in Gefahr :-).
 
Anfangs hatte ich ein wenig Berührungsängste. So viele Menschen auf einmal, so viele Charakteren, so viele Gesichter und Beschreibungen. Aber Charlotte Link hat das perfekt gelöst. Ich hatte nie Probleme, die Namen bleiben einem und die Beschreibungen der Personen erst recht. Es gab nie eine Verwirrung und irgendwie wurden diese Persönlichkeiten echt treffend beschrieben.
 
Ich fand mich schnell Mitten drin und hatte das Gefühl, stille Beobachterin sein zu können. Immer wieder ertappte ich mich beim "Mitreden" mit den verschiedenen Personen und genau das gefällt mir immer wieder an Link. Sie schafft es, mich als weitere Person in das Buch zu integrieren, ich fühle mich als Teil der Geschichte und identifiziere mich umso mehr mit der Story.
 
Die Abschnitte sind kurz gehalten, immer wieder werden Ansichten von anderen Seiten und Personen geschildert. Genau das macht es umso spannender und inniger.
 
Es staut sich immer mehr zusammen, es geschieht ein grausamer Mord und dann.... ja dann verliert sie sich meiner Meinung ein wenig. Irgendwie ist klar, was passieren wird und das sich jemand am Schluss in letzter Sekunde retten kann. Und irgendwie bleiben auch wenig Leute zur Auswahl, die als Täter in Verdacht kommen.
 
Aber sie hat es immerhin geschafft, es doch irgendwie spannend zu halten. Wobei mir lange irgendwie dämmerte, wer für was verantwortlich war. Und um ehrlich zu sein, habe ich mir einen "grösseren" Knall erwünscht. Es kam mir fast so vor, als hätte Link beinahe gesamte Energie dafür verwendet, den Aufbau der Dramatik vorzubereiten, um dann bei der Auflösung eher kalt und irgendwie... *schludderig" (einfach mal dahingeschrieben) vorzukommen. Als hätte sie sich einfach husch-husch mal etwas schnell zusammen gereimt.

Aber vielleicht liegt es auch nur an mir. Ich lasse teilweise gewisse Trauma nicht an mich rankommen, lese sie eher ohne Emotionen und bleibe innerlich eher kalt. Kann natürlich auch an mir liegen.
 
Aber am Schluss wird jeder Leser eine Lehre aus dem Buch ziehen. Für mich war es vielleicht eher klar, um was es geht. Und wie so oft konnte ich mich mit dem Täter schlussendlich doch identifizieren und ertappte mich dabei, tiefes Mitgefühl und irgendwie doch Verständnis zu empfinden, obwohl Grausames passiert ist.
 
Stille Schreie. Die man (= ich) selbst nur zu gut kennt.
 
Ein gelungenes Buch. Bestimmt nicht das Beste, aber die 600 Seiten haben sich mehr als gelohnt. Werde ich gerne weiterempfehlen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen