Freitag, 10. September 2010

gehen oder nicht gehen?

Das ist hier die Frage : ). Nein, jetzt mal ganz ernst: ihr kennt ja mein momentanes Hautproblem, sprich: diese Pickel, dieser Pilz, dieser Ausschlag oder was immer es ist. Zum Glück arbeitet Muddi bei der Spitex und kennt sich da ein klein wenig aus. Am Mittwochabend kam sie mit einer Desinfektionslösung und schmierte die mir aufs Gesicht. Am Donnerstagmorgen sah das ganze schon besser aus. Nur die Kruste auf der Nase war der Horror.

Aber ich musste zur Therapie, raus aus dem Haus. Am liebsten wäre ich vor Scham im Boden versunken, wieder unter die Bettdecke gekrochen. Aber eine positive Eigenschaft von mir ist, dass ich Termine trotzdem wahrnehme, ich also wirklich zuverlässig bin. Ich schleppe mich doch irgendwie zu diesem Termin, ob ich will oder nicht. Ich sehe es als meine Pflicht an und kneifen ist nicht. Und so böse es klingt: ich weiss, wie es bei Pupa abläuft, wenn sie Termine einfach sausen lässt --> es gibt nur noch mehr Probleme. Ich werde diese Eigenschaft also behalten : D!

Ich ging mit dem Zug. Eigentlich gehe ich immer mit dem Auto zur Einzel- und Gruppentherapie. Aber diese Woche hatte ich um 8 Uhr Einzel- und erst um 16 Uhr Gruppentherapie. Was mache ich also mit knapp 7 Stunden Zeit? Mit dem Auto am Morgen zur Therapie fahren und dann mit dem Zug weiter irgendwohin? Aber ich wollte in keine Läden, ich bin überhaupt nicht in der Stimmung zum Shoppen. Und herausfordern möchte ich da auch nichts. Also mit dem Zug am Morgen zur Einzeltherapie, nach Hause, Dusche putzen, duschen, Mittagessen und am Nachmittag mit dem Auto zur Gruppentherapie.

So wurde es auch gemacht. Ich musste um 5.40 Uhr aus dem Bett (wie jeden Tag, wenn ich arbeiten muss, ächz…schnarch…). Im Zug schämte ich mich in Grund und Boden, machte mich ganz klein und hätte am liebsten einfach nur losgeheult. Ich fühlte mich soooo beobachtet.

In der Einzeltherapie begrüsste mich meine Therapeutin und meinte promt: „Was ist auch mit ihnen passiert?!“ Ich hätte am liebsten einfach nur Rotz und Wasser geheult. Sie kann ja nichts dafür, sie wusste zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht, was bei mir wirklich los ist. Ich meinte nur: „Wahrscheinlich ein Hautausschlag.“ Sie: „Ach so, ich dachte schon, sie mussten ihre Nase nähen!“ Sie entschuldigte sich und führte direkt eine Therapiestunde dazu durch. Es war anstrengend, hart, aber auch sehr hilfreich. Mehr oder weniger : ). Ich musste mit ihr vor den Spiegel stehen und mich angucken. Und dies vermeide ich ja sonst schon so oft es geht. Ich stand also da, guckte immer mal wieder weg, die Hände tief in den Gesässtaschen vergraben. Und ich musste beschreiben, was ich sehe. Es beim Namen nennen. Und wie sehr ich es sehe. War das hart : (. Aber Konfrontationstherapie ist und bleibt immer noch die beste Therapie.

Danach musste ich einen Kuchen in verschiedene Teile schneiden (zuerst musste ich mich als Person unterteilen --> sprich Charaktereigenschaften, Aussehen, Ausstrahlung etc.). Danach musste ich zwei Kuchen aufteilen. Der einte Kuchen ist meine Meinung, was die Menschen sehen, wenn sie auf mich treffen (dieser Kuchen viel so aus: 50 Prozent Figur / 50 Prozent Ausschlag (wie soll es auch anders sein bei meinem Selbstwertgefühl :/)). Beim zweiten Kuchen musste ich beschreiben, was ich bei einem Menschen sehe, wenn ich das erste Mal auf ihn treffe, sprich, was mir wichtig ist. Da gab es nebst einem kleinen Teil an Aussehen das Verhalten mir und anderen gegenüber, das Interesse, welches an unseren Gesprächen gezeigt wird sowie Mimik und Gestik. Natürlich ist bei mir die Figur überhaupt kein Thema, es geht um die Ausstrahlung und darum, ob mir der Mensch auf Anhieb sympathisch ist oder nicht. Aber ob dies andere Menschen auch so sehen? Fragt mich etwas Leichteres, in meinem Kopf jedenfalls nicht : ).

Immer wieder musste sie mich darauf hinweisen, dass ich nicht von meiner Meinung und meiner Ansicht aus interpretiere, sondern „global“ denke. Schwierige Sache. Es kam schon ein klein wenig an und trotzdem nicht ganz so richtig. Es sind Glaubenssätze, die ich schon jahrelang kenne, die kann ich nicht von heute auf morgen ändern (Glaubenssätze sind Sätze, die in bestimmten Situationen immer wieder auftreten --> bei mir z.B. in Punkto Arbeit: „Ich kann das nicht. Ich bin nichts wert. Meine Mitarbeiter finden mich doof.“ und und und. Im Zwischenmenschlichen sind es dann Sätze wie: „Die mögen mich gar nicht. Die verbringen nur Zeit mit mir, weil sie es müssen. Der schämt sich, sich mit mir zeigen zu müssen. Die finden mich peinlich. Ich gefalle ihnen nicht. Die möchten doch gar nichts mit mir zu tun haben. Ich bin hässlich. Nicht sehenswert.“ und und und (es geht weiter bis ins Unendliche)).

Lange Rede, kurzer Sinn: meine Therapeutin hat gemeint, ich müsse mich meiner Scham stellen (eben diese Konfrontation suchen). Einem Gefühl komplett entgegengesetzt Handeln. Also genau das Gegenteil denken, dem Körper entgegengesetzt Handeln (nicht zusammengesackt dastehen oder –sitzen, sondern sich „zeigen“) und vor allem: in der Situation bleiben (da man bei Scham die Situation verlassen möchte). Wenn ihr wüsstet, wie oft wir darüber schon in der Gruppe gesprochen haben : ). Natürlich darf man dieses „dem Gefühl entgegengesetztem Handeln“ nur mit Vorsicht geniessen und nur dann, wenn das aktuelle Gefühl (bei mir also Scham) nicht passend ist. Und sie fand, Scham wäre bei einem nicht selbstverschuldetem Ausschlag total unangebracht.

Es half, ja. Vor allem jedoch half die Wundercrème meiner Mutter. Es sind noch kleine weitere Bläschen da, aber das Gröbste ist weg. Vor allem diese Riesenkruste auf der Nase ist weg (nun ist neue, frische, leicht gerötete Haut zu sehen)! Es fühlt sich schon anders an, aber ich bin doch noch verunsichert : (. Vor allem MUSS ich heute Make-Up tragen, ich kann doch nicht so unter die Leute. Meine Haare trage ich offen, damit meine rechte Wange ein klein wenig verdeckt ist und trotzdem atmen kann. Die Nase schminke ich einfach gut ab. Und am Wochenende salbe ich den Ausschlag einfach immer wieder schön ein.

Was der Auslöser ist? Ich benötige seit ca. 14 Tagen eine neue Waschlotion, ein neues Tonic, eine neue Grundierung sowie ein neuer Puder. Aber kann es möglich sein, dass meine Haut erst nach 2 Wochen SO HEFTIG darauf reagiert? Ich vermute, es ist der Puder, den ich nicht vertrage, denn es entstehen immer beim Pudern auf der Stelle neue kleine Pickelchen (und dabei achte ich, dass ich nicht mit den Bakterien vom Ausschlag über die gesunde Haut fahre und somit noch alles mehr verteile und verschlimmere). Aber das Schlimmste habe ich nach dem Wochenende hoffentlich hinter mir.

Heute werde ich jedenfalls beim Ausflug teilnehmen. Ich klatsche einfach sehr viel Make-Up auf die Haut und hoffe, diese 7 Stunden machen nichts schlimmer. Aber ich bin guter Hoffnung. Und ab morgen darf mich Muddi wieder pflegen *freu*.

PS: bin heute mit dem Auto zur Arbeit gefahren, da ich kaum Anschlüsse haben werde nach diesem Ausflug. Hatte keinen Stau *freu* und war schon um 7 im Büro *gähn*. Am Nachmittag darf ich schnell duschen und mich frisch machen gehen. Fühle mich somit wohler : ).

Es wird bestimmt ein schöner Abend. Einfach nicht an deinen Ausschlag denken, Zambrottagirlie. Vor allem sieht er jetzt vieeeeel besser aus als am Mittwoch! Und dies ist immerhin etwas ; D!

PPS: entschuldigt meinen „fachlichen“ Eintrag, man merkt wohl, dass ich Einzel- und Gruppentherapie besuche, hihi! Aber es hilft und dies ist das Wichtigste für mich.

2 Kommentare:

  1. oje, das tönt wirklich nach einem heftigen ausschlag! ich denke schon, dass es von den neuen pflegeprodukten herrührt, auch wenn es etwas verzögert aufgetreten ist.
    übrigens ist es sehr interessant, wenn du manchmal detailliert beschreibst, wie das so abläuft in deiner therapie, ich finde das spannend, dies zu erfahren, wie solche therapien durchgeführt werden.
    ein schönes weekend wünsche ich dir!
    lg
    seastorm

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  2. Ich vermute eben doch, dass es "nur" der Puder ist. Diesen habe ich nun weggeschmissen.

    Danke fürs Kompliment, ich habe immer Angst, dass ich doch zu sehr ins Fachliche abdrifte, weil es bei mir schon zum Alltag gehört : ).

    Danke, ich wünsche dir auch von ♥ ein schönes Wochenende! Alles, alles Gute!
    zambrottagirlie

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