Vorgestern ist ein Onkel von mir verstorben. Ich habe ihn
nicht wirklich gut gekannt. Er kam aus Italien (Apulien) und war der "angeheiratete" Onkel (der Schwager meines Vaters). Mit meiner Tante habe ich auch kaum Kontakt,
geschweige denn mit meinen drei Cousins.
Mein Vater hatte nie Streit mit seiner Schwester (also meiner
Tante) und doch haben wir uns kaum gesehen. Sie wohnen in Apulien nicht weit
weg von uns, aber irgendwie ist es so gelaufen und es hat für alle so gestimmt.
Der grösste Teil der Familie lebt im gleichen Dorf und da läuft man sich schon
eher über den Weg.
Diese Tante und der verstorbene Onkel haben eine Glacéproduktion
geleitet, waren stets am Krampfen. Meine drei Cousins (im Alter von mir und meiner Schwester, so zwischen 23 und 26, sowie der jüngste 16 Jahre jung) haben auch früh mithelfen
müssen und der Kontakt besteht eher über Internet und auch nur über meine
Schwester (weil sonst niemand aus meiner Familie in einem Portal
registriert ist).
Diesen verstorbenen Onkel habe ich vielleicht vor drei
Jahren das letzte Mal gesehen und davor auch nie wirklich regelmässig. Er hatte
Krebs und es ging ihm in den letzten Jahren nicht wirklich gut. Klar, es ist
kein Alter zum sterben, das überhaupt nicht, und doch finde ich es „gut“,
durfte er endlich „gehen“. Niemand weiss, wie stark seine Schmerzen waren, aber
mein Vater hat ihn dieses Jahr noch gesehen und gemeint, der Bauch von diesem
Onkel hätte ausgesehen, als wären drei Fussbälle nebeneinander drin gelegen.
Freitag hat angeblich eine Operation stattfinden müssen, aus der er nicht mehr
aufgewacht ist. Das Krankenhauspersonal hat ihn in ein künstliches Koma
versetzen müssen.
So sehr es hier teilweise Schlagzeilen über Ärzte etc. gibt…
es ist immer noch kein Vergleich mit den Umständen in Apulien. Dort ist man
wirklich nichts wert. Mein einzig hier verbliebener Onkel zum Beispiel hatte vor Jahren einen Autounfall. Im Spital hat er nicht einmal saubere Kleidung erhalten, sie haben ihn einfach so blutverschmiert und dreckig wie er war ins Bett gelegt und das Nötigste "verarztet".
Sobald jemand im Sterben liegt, wird er nach Hause geschickt, da werden keine Überlebensmassnahmen mehr getätigt. Klar, es hat damit zu tun, dass dort Menschen anders beerdigt werden. Meist am Tag danach, da geht alles ganz schnell. Darum war es auch so kritisch mit meinem Nonno. Sobald es ihm schlechter gegangen war, hatten mein Vater und meine zwei Onkel (jetzt lebt nur noch ein lediger hier…) ein Telefon erhalten. Innerhalb von 1 Stunde waren sie bei uns versammelt und sind dann auch in den Süden gebrettert.
Sobald jemand im Sterben liegt, wird er nach Hause geschickt, da werden keine Überlebensmassnahmen mehr getätigt. Klar, es hat damit zu tun, dass dort Menschen anders beerdigt werden. Meist am Tag danach, da geht alles ganz schnell. Darum war es auch so kritisch mit meinem Nonno. Sobald es ihm schlechter gegangen war, hatten mein Vater und meine zwei Onkel (jetzt lebt nur noch ein lediger hier…) ein Telefon erhalten. Innerhalb von 1 Stunde waren sie bei uns versammelt und sind dann auch in den Süden gebrettert.
Ich will mir nicht vorstellen, wie das ist, wenn nun ein
Teil der Familie sterben sollte, welcher mir näher steht. Es soll nicht gemein
klingen, aber mit oben verstorbenen Onkel habe ich in meinem ganzen Leben
vielleicht drei, vier Sätze gewechselt. Klar, zu Beginn hat man sich noch auf
Familienfeiern gesehen, aber auch nur, damit sich die jungen Cousinen und
Cousins sehen und miteinander spielen konnten. Und doch stehen mir andere
Familienmitglieder viel Näher. So ist für mich klar, dass ich auch mitdüsen
werde, wenn es Nonna mal schlechter gehen sollte… oder meinem Lieblingsonkel
und meiner Lieblingstante, die leider auswandern mussten nach Apulien vor ein
paar Jahren.
So hart es klingen mag: ich bin der Überzeugung, dass dieser
verstorbene Onkel endlich von seinem Leiden erlöst worden ist und es ihm jetzt
viel besser geht. Wo auch immer er sein mag, es wird ihm gut gehen. Ich habe in
den letzten Tagen ein wenig vermehrt an ihn gedacht und einfach gehofft, dass
er nun wirklich schmerzfrei auf den Rest seiner Familie warten kann und während
dieser Zeit gut auf sie Acht gibt.
Klar, es ist blöd, bin ich genau in zwei Wochen in Italien.
Ich weiss ja nicht, wie mich die Menschen dann empfangen werden, wobei kaum
jemand wirklichen Kontakt mit dieser Familie hat(te). Und es soll jetzt auch
nicht wehleidig klingen, aber ich habe schon ein wenig Angst vor der
Konfrontation mit meiner Tante und meinen Cousins. Einerseits habe ich sie
lange nicht gesehen und andererseits war ich nie bei ihnen, sobald ich alleine
war. Immer nur mit meinem Vater bzw. mit meinen Eltern.
Zudem ist es ein Besuch nach dem Todesfall und ich weiss,
dass ich gehen werde. Es liegt in meiner Moral, dass ich persönlich vorbei
gehen und mein Beileid aussprechen
werde. Etwas anderes lasse ich nicht zu, das ist für mich einfach ein Muss. Und
doch ist da dieses Thema Tod in der
Familie. Und wer meine Vorgeschichte kennt, weiss, dass ich damit nicht
wirklich umgehen kann.
Der Todesfall meines Grossvaters liegt Jahre zurück und ich
habe ihn mittlerweile (wenn auch sehr spät erst nach 10 Jahren aufwärts…) verarbeiten
können. Es geht langsam immer besser und doch ist das Thema Tod etwas, welches
ich zu vermeiden versuche.
Schon fast grotesk, kämpfe ich sporadisch mit
Suizidgedanken, wobei dies in den letzten Monaten kein Thema mehr für mich war,
egal, wie schlecht es mir ging. Immerhin ein grosser Fortschritt! Und doch
verschlägt es mir die Sprache, wenn ich mit einem Todesfall konfrontiert werde.
Ich weiss dann meist nicht, was sagen und was tun. Das wird mir auch eine Aufgabe :-(… Aber ich
gehe persönlich vorbei. Wahrscheinlich gibt mir Mutti sowieso etwas für die
Familie mit auf den Weg…
Es ist hart. Vor allem bestimmt für meine Cousins. Ich finde, ein Elternteil viel zu früh gehen lassen zu müssen einen schrecklichen Gedanken. Und wenn eine Familie so richtig gefestigt ist, ist es umso schwieriger. Ich möchte, dass meine Eltern noch lange leben bleiben.
Und doch, so hart es klingen mag: das Leben wird auch dann weitergehen. Der Kollege meines Bruders hat seinen Bruder bei einem Töffunfall verloren. Dieser war nicht einmal 19 Jahre jung geworden. Diesem Kollege geht es erstaunlich gut und er lebt sein Leben weiter. Und da sieht man, dass ein grosser Teil der Trauerarbeit darin liegt, den Menschen loslassen zu können. Und bei meinem Grossdäddi habe ich es vor allem mit dem Loslassen geschafft. Klar, bei mir war es noch etwas anderes, mein Grossvater hatte Krebs und somit ist er auch vom Leiden erlöst worden. Aber mir hat vor allem der Gedanke daran geholfen, dass wir uns wieder sehen werden. Ganz bestimmt.
Nur nicht jetzt...
Es ist hart. Vor allem bestimmt für meine Cousins. Ich finde, ein Elternteil viel zu früh gehen lassen zu müssen einen schrecklichen Gedanken. Und wenn eine Familie so richtig gefestigt ist, ist es umso schwieriger. Ich möchte, dass meine Eltern noch lange leben bleiben.
Und doch, so hart es klingen mag: das Leben wird auch dann weitergehen. Der Kollege meines Bruders hat seinen Bruder bei einem Töffunfall verloren. Dieser war nicht einmal 19 Jahre jung geworden. Diesem Kollege geht es erstaunlich gut und er lebt sein Leben weiter. Und da sieht man, dass ein grosser Teil der Trauerarbeit darin liegt, den Menschen loslassen zu können. Und bei meinem Grossdäddi habe ich es vor allem mit dem Loslassen geschafft. Klar, bei mir war es noch etwas anderes, mein Grossvater hatte Krebs und somit ist er auch vom Leiden erlöst worden. Aber mir hat vor allem der Gedanke daran geholfen, dass wir uns wieder sehen werden. Ganz bestimmt.
Nur nicht jetzt...
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