... aber wie, wenn man selbst nicht wirklich weiss, wie bzw. was man ist und wie bzw. als was man sich am besten geben sollte? Was gewünscht wird?
Klar, gesunde Einstellung ist mehr oder weniger, dass es einem egal ist, was andere denken. Man sollte sein Leben immer noch selbst gestalten können. Aber immer schön anständig bleiben! Naja, mein Manko ist ja, dass ich es irgendwie jedem auf dieser Welt recht machen will.
Nicht leicht, wenn man im Grunde schon eh davon ausgeht, falsch zu sein, egal, was man macht. Und ich denke, dass ich langsam immer mehr verstehe, warum viele Menschen mit psychischen Problemen die soziale Abgrenzung bevorzugen und warum dieses Thema "zwischenmenschliche Beziehungen" so kompliziert für die erscheint. Es ist ein enormer Kraftakt.
Das Wochenende war total ungewohnt für mich. Mich auf unsicheres Terrain begeben, Menschen neu kennen lernen, nicht immer diese sichere Umgebung.
Ich mache ja kaum neue Bekanntschaften bzw. habe es in den letzten Jahren nicht wirklich gemacht. Und wenn, dann war es in einem Kurs, wo alle ihre Probleme hatten und man sich da nicht so "vorsichtig" geben musste. Es war bekannt, dass jeder mehr oder weniger ein Schicksal mit sich herum zu tragen hatte (ohne jetzt böswillig jemanden ausschliessen zu wollen). Aber es war irgendwie klar, dass man nicht grundlos in dieser Institution war.
Alle anderen Menschen um mich herum kenne ich seit längerer Zeit. Habe vor diesem Zusammenbruch deren Charakter etc. kennen gelernt. Sei es Alina oder auch Laura. Pupa war von Anfang an kein Problem, weil ich sie in einer Tagesklinik kennen gelernt habe.
Aber sobald es um neue Menschen geht... Und dann sind es noch Mitarbeiter, bei denen man natürlich auch nicht irgendwie blöd dastehen möchte. Schlussendlich verbringt man einen Grossteil der Woche mit denen.
Wo soll ich beginnen, wo enden, was klingt doof und was sollte ich sein lassen.... es ist schade, denn eigentlich habe ich die Zeit genossen. Einfach das, was danach aufkommt, raubt einem schier den letzten Nerv. Und macht Angst, vor der nächsten Konfrontation.
Ich weiss nicht, ob es einfach bei beiden eine Unsicherheit gibt. Ob man meine Unsicherheit spüren kann bzw. meine unbewusste Distanz doch wahrnimmt, obwohl ich versuche, mich damit zurück zu halten. Aber am Freitag platzte irgendwie der Knoten, den ich über drei Wochen lang wieder verspürt hatte. Und das nur, weil mich der gewisse Mitarbeiter kurz berührt hatte. Es war wie ein "Go-Knopf", dass alles okay ist und ich es mir nur einbilde. Dass nichts falsch ist, dass ich mir nicht so viele Gedanken machen muss. Das wirklich nur ich mir diese Hirngespinste mache.
Und ja, es war mir nicht unangenehm und doch war meine Frage natürlich sofort wieder, warum er mich gestreift hat, wenn es eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Und ich empfand auch, dass er sehr nahe neben mir sass... überhaupt nicht böse oder schlecht gemeint. Alles wirklich schön und gut, es ist mir ja im Grunde nicht unangenehm.
Ich hatte im Verlauf der letzten Woche einen Spruch fallen lassen betreffend einer gemeinsamen Unternehmung. Natürlich schriftlich. Da habe ich ja auch das Gefühl, dass sich irgendetwas geändert hat. Aber eben... ich weiss doch auch nicht.
Ich glaubte nicht mehr an eine Antwort und liess eher nebenbei einen Satz fallen. Davor war mir etwas komisch vorgekommen. Mir erschien die Berührung, als ich meine Tasse in seine Hand drückte, ein wenig zu lange und es wäre auch ohne "Betatschen" der Fingerkuppen gegangen. Aber eben, überhaupt nicht unangenehm. Und sofort ermahnte ich mich selbst, dass es nichts zu bedeuten hätte und er so einfach die Tasse sicherer halten wollte. Den Satz meinte ich überhaupt nicht mit der Abendplanung im Zusammenhang, er meinte dann plötzlich, dass er gerne mit von der Partie sei. Einfach nicht zu lange, da er am Samstag seiner Schwester aushelfen müsse. Mir fielen dabei seine etwas geröteten Wangen auf und ich fand es irgendwie süss. War aber auch erstaunt, wie locker ich mich gab und meinte, dass er es selber wissen müsse und wir nichts Grosses geplant hätten.
Bevor sich unsere Wege trennten, meinte er dann noch, dass wir also noch gucken? Ich bejahte.
Und so gingen wir zu dritt los. Beim Treffpunkt angetroffen, begegneten wir noch der vierten Mitarbeiterin im Bunde und so schlenderten wir ein wenig durch das Fest, auf der Suche nach Nahrung. Wir fanden etwas, was allen passte und setzten uns bei einer ruhigen Ecke hin. Naja, ich hatte die Option, ob ich mich neben ihm oder die Mitarbeiterin setzen wollte. Ich wusste nicht, warum oder wie es genau war, aber ich setzte mich ihm gegenüber. Weiss auch nicht, warum. Vielleicht, weil ich davon ausging, dass es ihm vielleicht unangenehm hätte sein können. Boh.
Es war eine gemütliche Runde, wir hatten Gesprächsstoff und joa, ich konnte es eigentlich geniessen. Vor allem gefiel mir natürlich besonders, dass er kein Alkohol trank. Mir kann das natürlich egal sein und mir ist auch bewusst, darf ich das nicht verlangen (tue ich auch nicht... mir ist es eher unangenehm, wenn nur wegen mir darauf verzichtet wird, obwohl ein Drink mir nichts ausmacht...). Mich hat es positiv gestimmt, vor allem, weil die einte Mitarbeitetin vor ihm sich ein Bier bestellt hat. Die Hemmschwelle wäre daher klein für ihn sein können...Nur... ich weiss nicht. Aus den Augenwinkeln vernahm ich oft gleiche Bewegungen zwischen uns, aber ich konnte ihn nicht wirklich anschauen. Und joa, ich wollte natürlich sehen, wie er mit anderen Frauen umgeht, wenn er sich wohlfühlt. Die besagte Mitarbeiterin ist vergeben und doch gab es mal einen Ellbogenschubs da und einen Spruch hier, wenn sie witzelten. Und ich fand es nicht einmal so schlimm und dachte mir doch, dass es bei mir schon ganz andere Aktionen gab, die ich sonst von ihm aus bei anderen Mitarbeiterinnen nicht wahrnehme. Und es sind ja oft Situationen im Pausenraum, die mir da beim Vergleichen auffallen müssten, denn wir sitzen ja nicht immer nebeneinander. Uah, wird schon wieder kompliziert. Ausserdem sassen wir (egal auf welcher Bankseite) sehr eng beeinander, weil noch andere die Sitzgelegenheit ausfüllten. Von dem her waren Berührungen kaum vermeidbar.
Und auch da hatte ich wieder das Gefühl, dass es einfach einen bestimmten Blick gab, der mir das Gefühl vermittelte: es ist okay. Du kannst es weiterhin so handhaben. Ich nehme es dir nicht übel. Denn dann klappte es auch. Einfach dieses gewisse Etwas... ich weiss auch nicht, wie ich es beschreiben soll.
Und es ist halt so, dass wir anders miteinander umgehen, als mit anderen. Und das tut er genau so, wie ich auch. Als wir durch den Markt schlenderten, kam mir kaum ein Spruch in den Sinn. Die anderen Mitarbeiterinnen vor uns plapperten wie wild. Kaum hatten wir Positionen getauscht, plapperte er mit der einen und ich mit der anderen Mitarbeiterin. Aber ich weiss ja, warum ich mich da so verhalte. Bin halt einfach schüchtern. Und er vielleicht auch. Ich weiss es nicht.
Der Arme war dann schnell müde und so fuhr ich ihn kurz zu sich nach Hause, um danach mit der einten Mitarbeiterin noch ein wenig weiter zu gehen. Als wir uns auf den Weg machten, lief ich plötzlich in der Mitte. Und plötzlich begrüsste ihn ein Mädchen. Zwar war es nur ein "Hallo" und ich habe sie nicht gesehen (und ich weiss, man grüsst schnell Menschen auf der Strasse), aber Frauen kennen vielleicht dieses doofe Gefühl, welches sich dann schnell entwickeln kann.
Naja, ich dachte mir, dass ich jetzt auch mal ein wenig Initiative ergreifen könnte und joa, lief so natürlich ein wenig näher bei ihm an der Seite. Und joa, Ellbogen und Hände berührten sich zwar nicht oft, da die andere Mitarbeiterin plötzlich meinte, Plätze wechseln zu müssen, aber immerhin schreckte es ihn nicht davon ab, nach einer ersten (eventuell auch ungewollten Berührung) Abstand zu halten.
Er entschuldigte sich noch, dass er so müde sei, aber es war ganz okay. Die andere Mitarbeiterin redet gerne und ich hätte so gar nicht gewusst, wie irgendwie mehr von ihm erfahren zu können. Und ich meine, wir sassen dann immerhin auch bis nach ein Uhr in der Früh in der Bar und joa, wäre mir ja auch nicht recht gewesen, wenn er das noch mitmachen hätte müssen.
Am Samstag hatte ich dann viel vor. Kaum hatte ich mich von oben genannter Mitarbeiterin morgens um halb zwei verabschiedet, wollte ich sie auch schon bei einer Ausstellung besuchen. Der Mitarbeiter hätte in der Region - nicht weit von dieser Ausstellung - ausgeholfen. Ich habe lange überlegt, ob mich trauen oder nicht, aber am Samstag stand ich auf und dachte mir: "Scheiss drauf, vielleicht freuen sie sich auch einfach. Und das zeigt doch auch mein Interesse, egal, welcher Natur."
Ich stieg ins Auto und war einen Blick in den Rückspiegel. Hand bereits am Schlüssel, gestutz, warte mal... da fehlt doch etwas... erneut Blick in den Rückspiegel. Wo ist.... ja wo ist eigentlich das Zambrotta-Shirt in klein?
Ich grübelte....
Scheisse.... was war denn damit passiert?
Langsam wurde mir unwohl. Da kamen mir die ersten Worte des Mitarbeiters in den Sinn, als er am Vorabend mein Baby Blue "bestiegen" hatte: "Ha, ein Zambrotta-Shirt!"
Ich öffnete die Türen und begann dieses Shirt zu suchen.
Nirgends.
Hatte er es sich als Joke eingesteckt?
Neeeee.....
Kaum.
Aber wo ist es denn....?
Kofferraum!
Zack, geöffnet und da lag es wirklich.
Ich packte es mir, legte es wieder schön hinter die hintere Scheibe und stutzte erneut. Die Fläche da ist nämlich sehr rutschfest und ich fragte mich, ob ich wirklich so schlimm gefahren war, dass es hätte runterrutschen können.
Ich tastete die Ablage ab. Auf einer Seite war sie fest verankert. Gegen hinten gab es einen leichten Spalt. Aber definitiv zu klein, dass es einfach runterrutschn könnte... ich halfe dem Shirt etwas nach und langsam quetschte sich dieses durch.
Mir entfuhr ein Lachen und ich werde ihn morgen darauf anhauen. Der hat sich ja echt mal eine Story mit meinem heiligen Shirt erlaubt ;-DDD!
Alina (sie weiss ja nichts von dieser ganzen "Geschichte", ich habe es nur meiner Therapeutin und Pupa erzählt), hat gestern unbewusst gemeint, dass er wohl sogar auf Zambrotta eifersüchtig sei. Na klar, ich grüble nicht weiter darüber nach. Er wollte mich einfach necken und ärgern. Und sie hat es gesagt, weil sie mich einfach damit aufziehen wollte.
Die Mitarbeiterin hat sich gefreut. Und ich fuhr weiter und vertrödelte mir ein wenig die Zeit. Ich weiss nicht, ob unbewusst doch bewusst länger, um ihm ja nicht zu begegnen. Wobei ich ihn genau mit dem Shirt und einen Spruch hätte begrüssen können. Und ausserdem hatte ich sowieso mit meinem Bruder dort in der Nähe abgemacht.
Ich war beim Stand. Er nicht. Und so verabschiedete ich mich Richtung Bruder. Und dort... ich weiss nicht, plötzlich brach alles in sich zusammen. Ich hatte plötzlich das Gefühl, alleine auf dieser Welt zu sein. Allein. Verlassen. Nutzlos. Wertlos.
Und das, obwohl ich im zwischenmenschlichen enorm aktiv war an diesem Wochenende. Und zu Hause angekommen, musste ich mich echt zusammenreissen, denn ich wollte schon nach einem scharfen Gegenstand Ausschau halten. Ich weiss nicht, warum es mich so überrollt hat bzw. warum es so plötzlich gekommen ist.
Ichdenke, es liegt auch ein wenig an der Anspannung. Und an diesen neuen Kontakten. Den Abend habe ich enorm genossen, aber ich bin ja mit so vielen bösen Grundgedanken unterwegs. Die Menschen finden mich eh langweilig, sie verbringen ihre Zeit nur aus Anstand mit mir, ich mache dumme Sprüche, ich sollte eher auf mein Maul sitzen, und, und, und.
Und bei solchen Gesprächen wird man leider auch immer mit dem eigenen Leben konfrontiert. Ich bekomme erzählt, was ich nicht habe. Die erzählt von ihrem Freund, die von ihren Ferien, der von seinem eventuellen Autokauf.
Es ist nicht böse gemeint und ich weiss, dass auch ich meine Dinge habe, auf die ich stolz sein kann und mich nicht schämen muss. Und doch habe ich mich an diesem Samstag einfach so minderwertig gefühlt. Und genau das führt dazu, dass man einen nächsten zwischenmenschlichen Kontakt scheut, weil man wieder mit den tollen Leben der anderen konfrontiert wird.
Ich weiss nicht, ob es verständlich ist. Aber wenn man eh schon so sehr auf Mimik, Gestik und Worte achtet, wie ich und dann auch noch alles drum herum...
Mein erster Impuls war: Rückzug. Einfach wieder allein sein. Der andere weiss aber, dass ich nun weiter machen werde. Weiter Unternehmungen vorschlage, egal, mit wem. Einfach Interesse zeigen, Zeit miteinander verbringen.
Denn sonst gebe ich den Gedanken recht und etwas nach, was ich vielleicht später mal bereuen werde. Denn tief im Innern weiss ich vielleicht doch, dass diese Sätze nicht recht haben.
Natürlich war mein Gedankenkarussell dann das Wochenende über nicht wirklich ruhig gestellt. Samstag ging noch, gestern auch halbwegs. Aber heute... Grauenhaft.
Aber ich komme immer einfach auf die gleiche "Lösung": es ist nichts, ich bilde mir vieles ein und möchte mir dadurch nichts kaputt machen. Es kann einfach nicht sein.
Ich werde es so handhaben, wie bisher. Vielleicht ein wenig lockerer werden und nicht zu sehr auf Gestik und Mimik achten. Offen bleiben. Eine Freundschaft aufbauen. Und doch vielleicht offen für mehr? Non lo so. In den Vorstellungen ist es einfach nicht möglich, dass da mehr sein könnte.
Wobei es doch die einte oder andere Aktion gab...
Aber doch so viele ungeklärte Fragen. Wer ist jetzt dran mit dem nächsten Vorschlag an Unterhaltung? Warum will er meine Nummer nicht? Und vielleicht ist ja auch alles anders, als ich immer meine? Oder doch nicht...?
Ich möchte mich so geben können, wie ich bin. Und das kann ich nicht, wenn ich mich unsicher fühle wie die Wochen davor. Wenn ich nicht weiss, ob ich etwas falsch gemacht habe, ob ich mich zu distanziert gebe, warum er so tut und blablabla. Und ich möchte es weiterhin geniessen können. Denn ganz tief im Innern weiss ich, dass es mir enorm hilft. Nähe zulassen können, mich bei einem Mann wohlfühlen können, Zeit zusammen verbringen... Und nichts abwehren, was vielleicht noch gar nicht da ist. Und auf der anderen Seite doch wieder Gefühle zulassen, die ich lange verschlossen und verabschiedet habe...
Auf mich zukommen lassen. Ich bleiben. Und dem Kritiker mal die Stirn bieten. Menschen scheinen ihre Zeit gerne mit mir verbringen zu wollen. Und mir endlich mal einhämmern, dass ich niemanden kaputt machen kann. Denn ich gebe mich ja unter Menschen nicht so, wie es in meinem Kopf teilweise aussieht. Man merkt mir nichts an. Und doch kann ich ein Teil ich sein. Es hat nichts mit einer Maske zu tun. Und wenn man mich so nicht gut finden würde, würde man keine Zeit mit mir verbringen.
Und schon gar nicht die Nähe zu mir suchen.
So, jetzt ist aber Zeit fürs Bett.
Morgen ist auch noch ein Tag, um Karussell zu fahren ;-). Wobei die "Lösung" dabei immer gleich aussieht: ich bin für niemanden gut, ich kann eh nie mehr an Nähe zulassen und ich interessiere keinen Mann. Es geht einfach nicht, dass sich da jemand mehr mit mir vorstellen könnte.
Wobei wir wieder beim Anfang wären...
Willkommen in meiner Welt :-).
Mal wieder ;-).
Aber eins lasse ich mir dann doch nicht nehmen: einbilden tue ich mir nichts. Vor allem nicht die Aktionen, die mich total aus der Bahn geworfen haben. Ich behalte meinen realistischen Blick bei.Und es hilft mir enorm, dass zu wissen. Und ich vertraue darauf. Ich spinne mir nicht zusammen.
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