Ich bin mir zwar immer noch unsicher, ob es die richtige Entscheidung war und ist, aber auf der anderen Seite blieb mir ja kaum etwas anderes übrig. Nicht, dass es danach schlussendlich noch komplizierter oder unangenehm wird.
Einerseits war ich mir lange unsicher, ob es überhaupt gut gewesen war, dass der Brief mir per Zufall in die Hände gefallen war. Ich hätte nichts davon gewusst und mich weiter so gegeben, wie bis anhin. Auf der anderen Seite konnte ich mich so damit auseinandersetzen und meine Chefin wäre nicht eines Tages einfach so und überraschend für mich zu einem Gespräch angetanzt.
Ich habe es ihr gesagt. Die genauen Umstände kennt niemand, und ich werde sie auch nie jemandem sagen. Borderline wird leider immer noch sehr überzogen dargestellt und die krassesten Fälle brennen sich in die Köpfe. Und ich zähle mich definitiv nicht dazu. Aber es ist schwierig, Menschen vom Gegenteil zu überzeugen. Als Borderliner bist du ein Ritzer und nichts weiter. Ein Emo und einfach nur düster, depressiv und du kannst nicht mit Gefühlen und dir umgehen.
Quatsch, totaler Quatsch. Aber soll nicht das Thema sein. Ich habe aber die Wahrheit gesagt, als ich zu meiner Chefin meinte, dass ich halt spät erst einen tief sitzenden Todesfall zu Verarbeiten begonnen hatte und dann auch noch eine sehr schwierige und lange (und immer widerkehrende) Arbeitslosigkeit zu bewältigen hatte. Ich hätte mir berufunterstützende Hilfe beim Kanton gesucht und dann auch ein Gesuch gestellt, welches nun eine Weile geprüft worden war.
Immerhin meinte auch sie, dass man mir dies im Alltag überhaupt nicht anmerken würde (das etwas vorhanden wäre...). Und ich betonte, dass es mir auch wichtig war, mich ein wenig unter Beweis zu stellen. Und ich glaube schon, dass ich dies ganz gut schaffe im Moment.
Und doch... ich weiss, es ist bei einem Mitarbeiter gelandet, der sehr vertrauenswürdig ist. Auf der anderen Seite ist er gerade mal ein Jahr älter als ich und er kommt mir so was von verdammt reif vor. Der ist seit eh und jeh dort tätig. Ich weiss, nicht mit anderen vergleichen. Dazu kommt, dass der gewisse Mitarbeiter auch dort tätig ist. Kein Ahnung, ob er es weiss oder nicht.
Und ich denke halt schon, dass ich es geschafft habe, mit meiner Art von mir zu überzeugen. Dass ich mich integriert habe und mir eigentlich überhaupt keine Sorgen machen müsste. Aber das unangenehme Gefühl bleibt. Und mit diesem Gefühl sind ja noch ganz andere Dinge verbunden. Versagensgefühle, ich fühle mich mal wieder eher als Versagerin, setzte mich enorm mit dem Verlauf meines Lebens auseinander, vergleiche mich ständig mit anderen, sehne mir jenes und das herbei... Immer die gleiche Leier.
Es ist im Moment nicht wirklich leicht. Ich wollte mich ja verkriechen, bin aber trotzdem zur Arbeit. War auch in den Kaffeepausen. Aber bei den Mittagessen habe ich "geschwänzt" und war alleine ein wenig in der Region unterwegs. Einfach für mich sein. Und glaube, diese Woche düse ich auch eher ein wenig ab in die "Einsamkeit".
Seastorm hat es auch schon angedeutet. Diese Sache mit der Freiheit. Ich kann sie da total verstehen und finde es überhaupt nicht egoistisch oder irgendwie "blöd". Ich denke, jeder Mensch hat da ein anderes Empfinden. Und ich selbst merke, wie mir das wichtig ist. Vor allem auch, dass man sich frei bewegen kann. Mir ist es sehr wichtig, mich dann zurück ziehen zu können, wenn ich es muss. Und ich finde da Italien das beste Beispiel. Dort habe ich mich wirklich einerseits geborgen und gleichzeitig frei gefühlt. Klar, es waren lange Ferien, und doch musste ich da leben und auch irgendwie mit dem Geld Haushalten. Es war nicht nur Fun, Entspannung und Erholung. Ich hatte ein Auto, hatte Unterstützung und doch meine eigene Freiheit. Einfach den Raum haben und nutzen, den man will. Und doch wieder sich zu anderen gesellen können, wenn man es für richtig befindet. Es hat nichts mit Egoismus zu tun, denn andere tun es doch genau so. Nur fällt es teilweise mehr, dann wieder weniger auf.
Dieses auf sich alleine gestellt sein. Raus und alles erkunden können. Klar, bei mir hat es noch mit der Entlastung für mein Umfeld zu tun gehabt, welches ich im Gefühl hatte. Ich empfand mich nicht mehr als Last, alle konnten ihren Alltag in der Schweiz weiter selbst verfolgen.
Dieses auf sich alleine gestellt sein. Raus und alles erkunden können. Klar, bei mir hat es noch mit der Entlastung für mein Umfeld zu tun gehabt, welches ich im Gefühl hatte. Ich empfand mich nicht mehr als Last, alle konnten ihren Alltag in der Schweiz weiter selbst verfolgen.
Wo war ich, was wollte ich, was sollte ich noch :-)? Irgendwie war ich vorhin gerade abgelenkt...
Eigentlich habe ich das Wesentliche benannt.
In Sachen potentielle Partnerschaft oder in Sachen Männer ist es im Moment eher sehr schwierig. Es war ja noch nie leicht und seit dieser Woche habe ich irgendwie total damit abgeschlossen. Ich fühle mich nicht wirklich liebenswert und die Umstände und dieser Rucksack, den ich zu tragen habe, machen es nicht wirklich leichter. Es hat wahrscheinlich auch mit diesem Ekel, den ich mir selbst gegenüber verstärkt hege, zu tun. Dieses Versagensgefühl etc. Es ist schwer nachvollziehbar, ich weiss. Und ich bin ja kein anderer Mensch durch diese Sache, und doch hat es mit der inneren Einstellung zu tun und ich bin da ja schon fast machosistisch perfektionistisch veranlagt. Ich habe meine Ansprüche in meinen Augen seit Jahren nicht erfüllen können und denke mir daher auch, warum überhaupt lieb mit mir sein.
Ich habe einerseits Angst, dass diese Abwehr spürbar für andere ist (vor allem für einen gewissen Mitarbeiter im Moment), auf der anderen Seite bin ich auch total zurückgezogen. Es ist ein schreckliches Gefühl und doch finde ich, wird mir keine Anregung für etwas anderes "geliefert". Wie soll ich es beschreiben, dass es nicht blöd klingt... Ich versuche dann immer, es mit mir zu vergleichen. Bei mir ist es genau das gleiche (ich mache keine Andeutungen, berühre ihn nicht zufällig, beginne kaum ein Gespräch...) und der Grund dafür ist meine Schüchternheit. Warum also kann dies auch nicht beim anderen Geschlecht so sein? Ich denke mir dann immer, er findet mich doof. Aber tut er das wirklich? Wenn ja, dann kann man nicht so anständig sein und freiwillig Zeit mit mir verbringen, oder doch?
Am Donnerstag ist es mir verdammt aufgefallen. Ich sass in der Pause, er betrat den Raum. Auf der Bank neben mir wäre theoretisch noch Platz gewesen, aber ich bin nicht nachgerückt, weil der Herr rechts von mir nicht wirklich Anstalten machte, sich ebenfalls zu bemühen und andererseits war ich mir nicht sicher, wie nahe ich diesem Herrn dann auch "aufsitzen" durfte. Also blieb ich einfach steif sitzen. Der Mitarbeiter liess sich links von mir nieder, um seine Tasse mit Zucker und Milch zu füllen. In mir war das Chaos los. Ich war so etwas von auf Distanz eingestellt, spürte die Mauer um mich herum, verkrampfte mich total und schnappte eher nach Luft. Es war mir überhaupt nicht wohl und ich hatte echt mit mir zu kämpfen. Keinen Blick- oder Wortwechsel, so gar nichts. Er setzte sich dann auf der gleichen Höhe hin, jedoch ein paar Meter entfernt.
Ich denke, es liegt an diesem Brief. Aber es scheint wirklich ein Problem zu sein, welches ich mir selbst mache. Am Freitag musste er an mir vorbei und ich spürte dabei ein tippen auf meiner rechten Schulterfläche. Warum bilde ich mir also ein, Menschen ekeln sich davor, mich berühren zu müssen? Natürlich überlegte ich mir sofort, dass ich wahrscheinlich einfach zu breit im Türrahmen gestanden hatte un er mich daher gestreift hätte, aber nix da. Es war genügend Platz. Natürlich fiel mir kein Spruch ein und ich sprach einfach mit einem anderen Mitarbeiter weiter.
Ich weiss nicht... ich habe einfach das Gefühl, dass er anderen viel mehr erzählt, als mir. Und eher nachfragt, als bei mir. Und das irritiert schon. Auf der anderen Seite fällt ja genau das mir bei ihm schwer. Und müsste es eigentlich gar nicht. Und es liegt an meiner Schüchternheit, warum also nicht auch bei ihm? Einmal war seine Art zu Antworten sehr verwirrend für mich. Aber ich weiss nicht, ob es einfach die Unsicherheit ist. Von beiden Seiten.
Auf der anderen Seite: ich bin noch nicht lange dort. Und wenn wir ehrlich sind, lerne ich die Menschen ja erst so richtig kennen. Manchmal wäre es echt gut zu wissen, was eine andere Person denkt. Und wo man vielleicht etwas "Falsches" getan, gesendet oder gesagt hat. Wobei falsch da natürlich alles bedeuten kann. Zu offensiv, zu passiv, zu sehr als wäre man verknallt oder so, als würde man es nur freundschaftlich sehen.
Uah, es wird wieder definitiv einfach alles zu viel. Es gibt Aktionen, welche ich als ganz sicheres Zeichen gedeutet habe. Auf der anderen Seite fühlt es sich für mich eher freundschaftlich an. Ist es so oder stufe ich es selbst nur so runter, weil ich mir nicht vorstellen kann, für jemanden doch mehr zu sein bzw. attraktiv? Unterdrücke ich das alles...?
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