... und Verantwortung übernehmen. Etwas, das ich langsam wieder lernen muss. Ich war bereits mit jungen Jahren (da war ich nicht mal 10 Jahre jung) sehr selbständig und benötigte irgendwie nie die Hilfe meiner Eltern bei den Hausaufgaben oder sonstigen schulischen Anliegen.
Und auf einmal kam der Bruch. Auf einmal ging nichts mehr und ich muss langsam einsehen, dass ich sehr früh schon sehr viel übernommen habe und nun vielleicht vieles nachholen will, so auch meine Verantwortung abgeben, obwohl ich bereits 24 bin.
In den letzten beiden Jahren ist viel passiert. Ich habe mich zur Therapie entschieden, musste meine Festanstellung links liegen lassen. Ich liess mich in den Schoss der Mutter zurückfallen und habe mich auf meine Genesung konzentriert. Vielleicht wünsche ich mir daher die Zeit als Teenie zurück oder empfinde mich selbst als "zurück geblieben".
Oft wünsche ich mir mein altes Ich zurück. Auf der anderen Seite denke ich aber wiederum, dass ich immer noch diese bin, es aber nicht zulasse oder nicht mehr so sorgenfrei durch diese Welt gehe.
Ich habe mich und meine Krankheit kennen gelernt. Weiss, wie damit umgehen. Vielleicht empfinde ich darum diese Up & Downs nicht mehr so "himmeljauchzend".
Ich weiss, verwirrend, aber mir sind die letzten Tage viele Dinge durch den Kopf gegangen. Vor allem mein Fluchtinstinkt, den ich im Suizid suche bzw. gesucht habe.
Das Gespräch mit meiner Mutter hatte ich am Donnerstag. Und ich glaube, dieses war längstens fällig. Ich konnte mich jemandem anvertrauen.
Ich freue mich über diese Festanstellung, aber ich habe Angst, es wieder zu vermasseln. Immer eine Patientin zu sein, wie diese, die ich in meinen Therapien kennen gelernt habe. Diesen Kreislauf nie durchbrechen zu können und bald wieder in einer Klinik sitzen zu müssen. Und diese Sorgen sind nicht unbegründet, ich habe viele intelligenten Menschen wie mich kennen gelernt, die immer wieder in einer Klinik landen.
Vor allem diese Ausbildung, welche 2 Jahre dauert, macht mir Angst. Ich fühle mich in die Berufsschule zurückversetzt, wo ich meinen Abschluss nicht geschafft hatte, ich mich einfach mit allem überfordert fühlte.
Niemand kann verstehen, warum es mir wegen dieser Zusage schlecht geht. Aber ich habe es so gut zu erklären versucht, wie ich nur kann.
Dazu kommt diese Sache mit den Haaren.
Mein Selbsthass.
Am Donnerstag habe ich Schlaftabletten bestellt. Ich wollte einfach mal testen, wie sie bei mir anschlagen. Am gleichen Abend habe ich die Bestellung stornieren lassen.
Diese vier Punkte habe ich meiner Mutter anvertraut. Und es tat gut.
Der Punkt Schlafmittel und Suizidgedanken (ja, auch davon habe ich ihr erzählt) sind erledigt. Ich habe ihr von der Bestellung und von der Stornierung gebeichtet.
Punkt Selbsthass ist ebenfalls erzählt. Ich weiss einfach immer noch nicht, woher dieser kommt und warum ich mir so sehr mein altes Ich zurück wünsche. Ich will so sein, wie früher. Aufgestellt, lebenslustig (mit kleinen Downs) und selbstbewusst. Aber vielleicht benötige ich dafür einfach Zeit.
Diese Sache mit der Stelle habe ich ihr auch gebeichtet. Dass ich noch gar keine Dokumente zur Hand genommen habe, nichts durchlesen mag und bei dem Thema sich bei mir einfach alles zuschnürt und ich das Weite suche. Klar, ich verbinde es mit meiner Festanstellung vor 2 Jahren. Ich habe das Gefühl, ich arbeite immer noch mit Schuldgefühlen von dazumals. Dass ich einfach aufgeben musste, um mir fachliche Hilfe zu holen. Ist da meine Angst für diese Festanstellung nicht begründet? Ich finde schon.
Sie hat mir einen wichtigen Input im Gespräch gegeben. Ob ich mich nicht doch nochmals an die IPT wenden möchte. Aber da würde ich mich gegen meine Arbeitsstelle entscheiden.
Ich habe mir über das Wochenende Zeit gelassen, um das Gespräch auf mich wirken zu lassen. Klar, es ging mir irgendwie besser, dass meine Familie nun Bescheid weiss, was mit mir los ist (immerhin Muddi). Sie hat es auch noch Babbo erzählt, was ich eigentlich anfangs nicht wollte. Ich weiss nicht... ich will für ihn weiterhin die perfekte Tochter bleiben, ihnen keine Probleme bereiten. Als Kind und Teenie hatten sie nie Probleme mit mir und meinen Leistungen, ich schaffte es immer locker. Und nun fühle ich mich schon ein klein wenig als Versagerin. Aber er hat nichts dazu gesagt, ich merke einfach, dass er sich ein klein wenig "wärmer" gibt und sein Blick teilweise doch Sorge ausstrahlt.
Ich konnte mich nicht auf anderes konzentrieren. Kann mich einfach nicht über Glücksmomente anderer Mitmenschen freuen. Und irgendwie kann man dies auch nicht von mir verlangen. Ich nehme auch immer Rücksicht auf andere.
Mein Entschluss lautet wie folgt: wenn ich mich für einen Klinikauftenhalt oder den Weg über die IPT entschieden hätte, ohne die Festanstellung antreten zu versuchen, hätte ich mir ein Leben lang Vorwürfe gemacht (wie bei meiner letzten Festanstellung, als ich mir endlich Hilfe geholt habe). Ich mache einfach mal die Probezeit, schaue, wie es mit den 80 Prozent vorangeht und ob ich dies überhaupt schaffe. Morgen frage ich meine Therapeutin, ob ich die Einzeltherapie auch auf eine Randzeit setzen lassen kann. Seit diesem Beschluss geht es mir etwas besser und morgen gucke ich mir auch mal die Zivilstandsunterlagen an.
Wegen den Haaren habe ich mir einen kostenlosen Beratungstermin geben lassen, den ich gestern wahrgenommen habe.
Der Mann kam mir nicht ganz "koscher" vor, aber vielleicht bin ich einfach zu übervorsichtig. Ich fand es einfach komisch, dass gerade eine Vorbereitung für eine Haartransplantation stattfand, während ich das Gespräch hatte. Ich konnte sehen, wie die Haare zur Verpflanzung vorbereitet werden und der Kopf "punktiert" worden ist. Ich müsste wohl ein paar Tage vor der Klinik warten und schauen, wer da so ein und aus geht... Aber eben, vielleicht liegt es auch an meiner Skepsis.
Er schaute mir auf den Kopf und meinte, ob ich in letzter Zeit Medikamente genommen habe und psychisch sehr belastet gewesen sei.
Ich verneinte. Er bat mich, ganz genau nachzudenken. Ich erzählte, dass ich seit 2009 in Behandlung wäre und für einen Zeitraum Medikamente genommen habe, welches ich aber seit gut 1 Jahr abgesetzt habe.
Er meinte ehrlich zu mir, dass ich mindestens ein Jahr warten solle, da er diese kurzen, viele (aber feine) Häärchen ebenfalls sehen würde. Sollten dies Haare sein, die wieder ausfallen, hätte er es mir bestimmt gesagt, davon bin ich überzeugt.
Er meinte auch, dass es gut möglich ist, dass das Medikament erst jetzt augseschlagen hat. Zudem stimmt es schon, ich arbeite seit fast 2 Jahren ständig an mir, mache eine Einzeltherapie und habe eine Gruppentherapie abgeschlossen. Habe echt viel gemacht und geleistet. Zudem bin ich seit 2 Jahren ständig auf Arbeitssuche, obwohl ich mich immer beworben habe und sogar einen Zwischenjob angenommen habe. Ich habe mich stark verändert und muss mich ständig mit mir auseinandersetzen. Jeder Tag ist ein neuer Kamp für mich.
Irgendwie stimmt dies alles. Und meine Haare sind nicht schlimmer geworden, von dem her denke ich auch, dass ich gut noch 12 Monate warten kann. Ich darf meine Haare einfach nicht färben oder zu fest daran ziehen (also keine "strengen" Frisuren). Ich trage sowieso immer einen lockeren Dutt auf den Kopf, den ich mit zwei Spangen zusammenhalte. Nichts mit fest zurückgebunden oder so.
Momentan geht es mir besser. Ich darf mir einfach nicht mehr so sehr den Kopf zerbrechen. Leben und schauen, was wird. Und nach der Probezeit gibt es die IPT, wenn es doch gar nicht mehr geht.
Von dem her denke ich, bin ich auf einem guten Weg.
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