Freitag, 7. Juli 2017

distanz und nähe...

Es ist ja immer so eine Sache mit der Nähe und der Distanz. Bei mir zumindest. Vor allem bei Männern bin ich sehr schnell verunsichert. Ich habe mein Anliegen mit meiner Therapeutin besprechen können.
 
Ich selbst hatte bis dato nicht wirklich viele männliche Kollegen oder Bezugspersonen. Und wenn, dann gab es nie so typische Frauen-/Männergespräche. Mit meinem Bruder verstehe ich mich super, aber so richtige Gespräche über weiss ich wie tiefgründige Themen haben wir nicht wirklich geführt. Wir fühlen uns einfach extrem verbunden.
 
Einerseits weiss ich nicht, wovor ich mich fürchte. Mr. Flirty erfüllt jegliches Klischee von einem Mann, welches ich nicht in einem Partner haben möchte. Vor allem seine Vergangenheit. Und doch mache ich die Erfahrung, dass auch ein "solcher" Mann eine ganz liebe und tolle Person sein kann. Seine Persönlichkeit ist wirklich toll und was er in seinem Privatleben macht, ist sein Ding. Er spielt mit offenen Karten und es ist ja sein gutes Recht. Nur möchte ich es nicht von einem zukünftigen Partner, weil es mich persönlich eher verunsichert und erschreckt.
 
Und doch merke ich, dass es eigentlich gar nicht sooo schlimm wäre - weil er eben ein toller Typ sonst ist. Und ja, da ich ihn doch schon mal eher interessant fand, finde ich es auch gar nicht so abwegig, dass ich Angst davor habe, erneut in diese "Falle" zu tappen.
 
Vor der Insel Fehmarn musste ich ein wenig auf Distanz. Irgendwie fand ich, dass ich mich nun einfach mal rar machen muss. Weil im Hinterkopf die Angst war, dass zwischen uns nur ein Gespräch stattfindet, wenn es um seinen Liebeskummer geht. Hätten wir noch weitere, gute Gespräche, wenn dies vorbei ist? Natürlich habe ich mir da so meine Gedanken gemacht. Und ja, in meinem Kopf herrschte auch ein wenig die Meinung, warum er sich denn genau mir anvertraut hat. Auch mit seinen spirituellen Ansichten und Interessen, von denen kaum jemand weiss, vor allem nicht seine männlichen Kollegen. Mein Kritiker kam sofort damit, dass ich langweilig und keine Gefahr für ihn darstelle. Peng. Der sass. Und doch war da die andere Seite in mir, welche einfach findet, dass ich mir nicht alles eingebildet habe. Ich fand wirklich, dass er das Gespräch genossen hat. Es geschätzt hat. Und das kein Mensch sich freiwillig dazu zwingt, Zeit mit jemanden zu verbringen, wenn er es nicht möchte.
 
Aber da war dieser Kritiker. Ich meldete mich bewusst nicht aus Fehmarn. Am Montag hatten sie diesen Bätschi-Abend, ich war nicht dabei. Im Gruppenchat schickten sie mir ein Foto und seine Angebetete meinte, dass ich fehlen würde. Ich fand es wirklich einen sehr schönen Zug und machte mir deutlich, dass dies niemand schreibt, wenn es nicht so wäre. Joa. Später dann kam eine Nachricht auch von ihm direkt an mich. Dass ich am besagten Abend doch ein wenig gefehlt hätte und er sich freut, wenn ich wieder unten ihnen wäre. Ich weiss nicht, was ich erwartet hatte. Ich meine, ein ich vermisse dich sicher nicht. Aber in diesem Moment dachte ich mir nur: jaja, möchtest du dich über den Abend ausheulen? Ich ging auf seine Frage, ob meine Ferien bis jetzt schön sind, nicht ein. Bewusst erst am Mittwoch. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er es doch ganz genau gespürt hat, dass etwas nicht sooo stimmt. Naja, ich hatte im Verlauf dieser zwei Tage ein Chäppli gefunden, welches ich irgendwie so passend zu ihm fand und dachte mir: komm, zambrottagirlie. Sei wie du bist. Und er hatte Freude daran. Auf meine Rückfrage, ob ich es mitnehmen solle, bejahte er diese sofort und ja, es war einmal ich jene, welche einen Rat von ihm bekam.
 
Es kam letzter Montag. Er hatte in den Ferien gefragt, ob ich dann fürs letzte Mal mit von der Partie sei. Ich meinte ehrlich, dass ich noch schauen müsse - ich hätte Stellvertretung und dann käme es auf den Tag darauf an. Danach meldete er sich noch und ich ging bewusst nicht darauf ein. Hatte wieder das Gefühl, dass ich zu offen und zu viel Nähe geboten hatte. Es ist ja eigentlich nichts Schlimmes daran, ich weiss. Denn so bin ich und die Menschen mögen diese Art ja auch. Aber er ist ein Mann. Und ich weiss auch nicht... Fakt ist, der Montag kam. Und es kam von ihm aus ein "ich zähle auf dich". Ausserdem hatte er mir in seinem Ferien-Rat angeboten, noch genauer mit mir darüber zu sprechen nach diesem Abend. Er würde sich liebend gerne Zeit dafür nehmen. Puah, jetzt habe ich eigentlich meine Antwort, während ich diese Zeilen tippe... Wer nimmt sich schon gerne liebend Zeit für mich, wenn er es eigentlich nicht möchte? Der Tag verlief dann gut und ich ging doch mit zu ihm. Mit der hübschen, brünetten Kollegin ging es zuerst zu ihm fürs Abendessen. Er öffnete die Tür und ich hatte wirklich das Gefühl, dass er sich freut, mich zu sehen. Seine Umarmung war herzlich und irgendwie länger. Sein Vater war ebenfalls anwesend und auch bei ihm hatte ich das Gefühl, dass er sich sehr gefreut hatte, mich zu sehen. Sofort begann ich, ein paar Sprüche mit seinem Vater zu reissen. Wir assen und gingen dann Richtung Angebetete. Auf dem Weg zum Auto packte er mich einfach und nahm mich in seinen Arm (also, zog mich mit seinem rechten Arm dicht an sich heran). Und da dachte ich mir einmal mehr: zambrottagirlie, das macht niemand, bei dem du zu weit gegangen bist oder der eine schlechte Meinung über dich hat.
 
Der Abend war dann wirklich gut und auch das Gespräch danach. Wir sassen einfach bei ihm in der Einfahrt im Auto und quatschten gute 1.5 Stunden miteinander. Das macht man auch nicht einfach so, dachte ich mir. Und vor allem konnte ich auch den Gedanken annehmen, dass er es vielleicht genau darum schätzt, mit mir zu sprechen, weil er es eben auf diese Art und Weise kann. Vielleicht schätzt er genau unsere Gesprächsart und -weise. Diesen Eindruck vermittelt er mir schon und es hinterlässt ja ein sehr schönes Gefühl bei mir.
 
Und doch waren am Dienstag wieder sofort diese Zweifel. Und zum Glück hatte ich Therapie. Weil ich da etwas aufgezeichnet erhalten habe, was bei mir einfach gut ankommt - auf gedanklicher Ebene. Damit kann ich mir etwas selbst aufzeigen und es erreicht mich auch. Es geht um Grundannahmen und Glaubenssätze. Und diese sind ja bei mir so eingebrannt, dass ich davon ausgehe, dass kein Mensch gerne und freiwillig Zeit mit mir verbringt. Wenn mir aber auf der Verhaltensebene das Gegenteil gezeigt wird (er verbringt Zeit mit mir, es fühlt sich auch so an, als würde er unsere Gespräche schätzen), entsteht da natürlich eine Schwelle, welche nicht zueinander passt. Gedanke und Grundannahme sowie Verhalten stimmen nicht überein. Um diese Diskrepanz wieder auf gleiche Ebene führen zu können, stellen sich Grundannahme und Gedanke noch verstärkter ein. Das heisst, Selbstzweifel und Selbsthass sind noch aktiver und damit ich mich ganz vom eigentlich gezeigten Verhalten seinerseits entfernen kann, kommt die Distanzierung zum Zug.
 
Kompliziert. Ich sass da. Es erschien mir alles logisch. Aber ich dachte mir sofort: und das mit einem männlichen Bekannten. Kein Wunder, möchte ich dies keinem Partner zutrauen.
 
Aber das Therapiegespräch hat gut getan. Vor allem, weil ich doch die Chance nutzen möchte, eine engere, männliche Bezugsperson im Umfeld zu haben. Mit ihm kann ich flirten und gleichzeitig auch Gespräche auf anderer Ebene führen. Warum also nicht diese Hand greifen und ein wenig üben? Ich meine... bis jetzt ist doch nichts dabei. Und ich versuche, es so zu handhaben. Denn es nimmt doch ein wenig die Schwelle in Sachen Kontaktaufnahme mit Männern in meinem Alter.
 
Nun ja, gestern war ich beachen und eigentlich hat seine Angebetete angefragt, ob andere von der Gruppe mit dabei wären, nach der Arbeit noch einen Drink zu nehmen mit ihr, ihm und einer weiteren Mitarbeiterin. Er fand es schade, dass ich nicht kommen konnte. Ich meinte, ich schaue zeitlich, ob es vielleicht doch geht. Stand dann aber auf dem Feld und dachte mir: sei nicht immer auf Abruf erreichbar. Halte dich wieder ein wenig zurück. Vielleicht hast du doch wieder zu viel von dir preisgegeben. Vielleicht warst du wieder zu offenherzig. Zu spontan. Zu lieb. Zu weiss ich was. Mal schauen. Nächsten Montag heissen wir eine Kollegin willkommen, welche drei Monate im Ausland war. Wer weiss, vielleicht kapselt er sich ja mit mir mal kurz ab, um ein wenig zu quatschen. Also, ich persönlich wäre sehr erfreut über einen solchen Zug seinerseits.

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